We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
Seite 32 Nummer t06‘_‘ machender Hetzerei, die nicht angenehmer wird durch das Hantieren mit so ungeschickte:! großen Spulen Die Kosten trägt der Film und natürlich auch die Protektion. Aber auch der Apparat selbst wird nicht gerade besser, wenn man ihm keine Pause zur Aokiihlung und ..Erho¬ lung'' gönnt. Schließlich sind ja auch die Fälle gar nicht so selten, wo sich irgendwo im Transportmechanismus eine kleine Stelle heiß läuft Wird nach 300 bis 400 Me¬ tern wieder angehaltcn. so kann de- entstehende Schaden nicht so groß werden, wie bei 100" Metern, zumal dann nicht, wenn inzwischen die notwencige Ölung oder Repa¬ ratur vorgenommen wird. Bei der Tausendmeter-Hetzerei dagegen muß die Maschine in solchen Fällen sich binnen kürzester Frist ausleiern bis zur U"brauchharkcit. Teure Reparaturen, die zumeist nicht aus eigener Kraft herge- slellt werden können, manchmal wohl gar Rücksendung des ganzen Apparates in die Fahr k und damit Aus¬ leihen eines Ersatzes. Betriebsstörungen, schlechte Pro¬ tektion während dieser Zeit — sind die Folge Wir milen gewiß nicht zu schwarz. Kenner werden uns recht geben. Ein weiterer Nachteil ist schließlich das /•tlern der Apparatur, sobald solche großen Spulen erst einmal ins Vibrieren geraten. Sie tun das ja schon bei kleineren Ausmaßen, wenn auch nicht ganz so schlimm, und besonders, wenn, wie leider üblich, das Vorführtempo weit über die Norm hinausgetricbcn wird. Da hilft kein allerfestestes Montieren auf gemauerten Sockeln, keine solideste Konstruktion der Maschirc selbst. Im Gegenteil: durch diese katastrophale Vibration lockern sich Schrau¬ ben und Bolzen, wird der Projektor ruiniert. Nun hat allerdings zur Abhi’fe dieses Übe'standes „Kino- Schuch'' einen überaus praktischen und obendrein billi¬ gen Behelf konstruiert, der lediglich aus einem gußeiser¬ nen Wandarm besteht, der jetzt d e obere Trommel, völ¬ lig getrennt vom Projektor, an der Vorderwand der Kabine befestigt. So können wenigstens diese schlimmsten Schwankungen gerade der Abwickeltrommel sich nicht mehr auf die Apparatur übertragen, da die untere (Auf- w icke!-)Trommel durch die tiefere Lage ihres Schwer¬ punktes in dieser Beziehung nur weniger in Frage kommt. Man sollte glauben, daß eine so praktische und wohl¬ feile Neuerung in fast jedem Kino in Gebrauch sein sollte. Wenn man aber von dem Konstrukteur hört, wie unser Gewerbe seine Idee nun tatsächlich in den Theaterge¬ brauch aufgenommen hat. so möchte man sich für die In¬ dolenz von Theaterbesitzern und Technikern in Grund und Boden schämen! Man versteht nun. wie es kommt, daß unsere berufenen technischen Firnen fast prinzipiell die schönsten Neuerungen und Verbesserungen ablehnen. Denn für wen sollen sie sich bemühen, für wen sollen sie die immer recht erheblichen ersten Kosten für neue Schnitte. Stanzen und Gußformen, für eine wirksame Pro¬ paganda hinauswerfen, wenn nachher kaum einer davon Gebrauch machen will, wenn man sich im alten Schlen¬ drian nur noch wohlcr fühlt? Festhalten am alten ist eine manchmal ganz nette Sache. Aber bei Film und Kino merkt man leider etwas zuviel konservative Gesinnung, besonders technischen Dingen gegenüber. Um so merkwürdiger ist es dann, v enn nun ausgerechnet die schlechtesten Einfälle am schnellsten Verbreitung iinden. So hier d:e absonder¬ liche Idee mit den Tauscndmcter-Rollen. Eine ausrei¬ chende Erklärung erhält man eigentlich nu;. wenn man sich die eingangs erwähnte behördliche Verfügung über die Mindestgrüßc der K ibinen vor Augen hält. Sie ist es wohl. d<c in der Hauptsache schuld an einer Praktik geworden ist. die der denkende Techniker nur noch als Unfug bezeichnen kann. Wie aber könnte Abhilfe geschaffen werden? Gewiß, unsere Fachpresse gibt sich in ihren Artikeln alle Mühe mit kritischen Betrachtungen und belehrenden Artikeln Anregungen zu geben. Daü bittere ist nur. daß de.- in der Praxis stehende Techniker schließlich doch alles besser zu verstehen glaubt, al- wir Schreiberseelen, daß er a le Artikel und Notizen nur daraufhin liest sofern er sk überhaupt liest - -. ob nicht irgendwo ein Schwupper zu entdecken ist, an dem er cinhaken könnte. Vergleicht man damit englische, französische oder ame -ikanische Zeitschriften, so fällt einem auf den ersten Blicrt die rege Mitarbeit auf. die dort die Männer der Praxis ausüben Da regnet cs förmlich von neuen kU nen Ideen, denen zu¬ meist noch eine saubere Zeichnung heigegeben ist: da sucht jeder Praktiker eine Ehre darin, auch einmal mit einem brauchbaren Vorschlag gedruckt zu erscheinen Man braucht wahrhaftig kein geschulter Schriftsteller zu sein, um bei den Zeitungen ein offenes Ohr zu finden. Stil Grammatik und Orthographie wird schon der Redaktcui in die Einsendung hineinbringen: denn dazu ist er da. S<> aber versauern bei uns gute Ideen bestenfalls in irgend¬ einer Vereinssitzung! Unsere Theaterbcsitzerverbändc aber sollten weit mein aU bisher aut ihren Tagungen sich von geschulten Tech nikern, deren Urteil ihnen etwas wert ist, Vorträge ühci Neuerungen oder auch Mißstände- halten lassen. Viel leicht glauben sie dann ihren Vorführern, die ihnen bereit- lange vorher die gleichen Gedanken entwickelt haben Denn ?~hiießlich macht ja eine gewisse Autorität viel aus Dann aber wird es kaum noch möglich sein, weiterhin allein die heute üblichen aufrechtstehenden Tausendmeter trommeln in Anwendung zu bringen. Je eher diese ver schwinden, desto besser. Aber notwendig ist gleichfall eine vernünftige Abänderung einer übertriebenen behörd liehen Forderung! Dr. G. V. Mendel. Kinematographische Apparate sämtlicher Fabrikate wie ERNEMANN * ICA * HAHN-GOERZ liefert zu günstigen Bedingungen GRASS & WORFF W. VOLL MANN, BERLIN SW68 Gegründet 18*7 MARKGRAFENSTRASSE 18 Telegr.-Adr.: Kinophot