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Seite 10 Nummer 10S. Veidt, Lubitsch, Paul Ludwig Stein haben drüben an Re¬ sonanz gewonnen, sind drüben genau so „Marken" ge¬ worden wie etwa Ceti' B. de Mille, Bebe Daniels, Vilma Banky. Man kann sie schließlich genau so gut irgendwo in Europa arbeiten lassen v>ie drüben, und dieselben Re¬ sultate erzielen. Man kann amerikanische Regisseure genau so gut nach Deutschland verpflanzen, wie man es umgekehrt mit Deutschen getan hat, die man nach drüben berief. Selbstverständlich geht das nicht Hals über Kopf. Es sind dabei noch gewisse Voraussetzungen zu erfüllen, die vielleicht im Augenblick als Hindernis erscheinen, schlie߬ lich aber doch zu über¬ winden sind. Der amerikanische Film hat in letzter Zeit eine überraschende Anpassung an den europäischen Ge¬ schmack und an europäi¬ sche Arbeitsmethoden ge¬ zeigt. Das wäre sicherlich nicht geschehen, wenn man Europa für ein Quan- tite negligeabie hielt. Die Finanzverhältr.issc auch der allergröJten amerikanischen Konzerne sehen, wenn man die Fi¬ nanzpresse der U. S. A. studiert, absolut nicht so rosig aus, wie das in den Direktionsbüros hier manchmal behauptet wird. Es wird auch drüben mit Wasser gekocht, und die Überlegenheit, die die amerikanischen Filmkon¬ zerne über die deutsche Industrie zu haben be¬ haupten, ist letzten Endes nichts anderes, als die Tatsache der vergrößerten Absatzsicherung, die sich aus der immensen Zahl von Lichtspielhäusern in den Vereinigten Staaten und den angrenzenden Ländern ergibt. Wir wissen, daß Amerika uns in einigen Dingen voraus ist. Daß drüben der Rationalisierungsprozeß und die Ent¬ wicklung des Films zur Großindustrie schneller und siche¬ rer vorgenommen worden ist als bei uns. Aber das sind Dinge, die auch hier nachzuholen sind, die sich viel schneller durchführen lassen, als man allge¬ mein annimmt. Wenn man hier den Mut hat, endlich auch bei uns mit Vetternwirtschaft und Beziehungen auf- zuhören, um an deren Stelle die persönliche Tüchtigkeit und Fähigkeit entscheiden zu lassen. Man hat von interessierter Seite die Sache häufig so dargestellt, als ob das Kontingent nicht eine Schutzma߬ nahme sei, sondern ein Kampfmittel gegen Amerika. Daß das nie der Fall war, muß gerade augenblicklich scharf betont werden. Deutschland war durch den verlorenen Krieg von der ganzen Welt abgeschnitten. Der deutsche Film litt unter Inzucht, war eingestellt auf das Geschäft mit ein paar Nachbarländern, die naturgemäß keine Riesensummen zahlen konnten. Dieser Zustand ist erhalten geblieben, einmal, weil die Amerikaner zunächst wenig Entgegenkommen zeigten, und zum andern, weil man drüben vielleicht auch die deutschen Kräfte unterschätzt, nicht mit ihnen gerechni hat. Das ist in der letzten Zeit entschieden anders gev'or oen. Man weiß in Amerika, daß die deutschen Film fabrikanten und Filmverleiher sehr wohl Faktoren dar stellen, mit denen man rechnen muß. Man hat das anerkannterweise auch in immer wachsen dem Umfang in Rechnung gestellt. Es wird aUercrste Aufgabe für den Übergang zur freit Film-Wirtschaft sein, dieses gegenseitige Verhältnis / stärken unc. zu stützen. Amerika muß diese Gemen schaftsarbeil schon aus dem Grunde allen anderen Pr jckten vorzichen, weil sie nach Ansicht führender Filn Wirtschaftler die einzi Basis ist, auf der beit! Teile zu ihrem Ret ! ! kommen können. Die Leiter der großen amerikanischen Konzei sind viel zu sehr G - schäftsleutc, als daß - nicht wissen, daß sichere Transaktionen nur . f sicherer Grundlage iux i- ftihren sind. Sie werden genau 1 wie wir hier in Deutsch¬ land, c-insehen, daß die 1 scitigung der Einfuhr a h eine engere Annäher 4 unter den europäischen Fabrikanten und Filmi i- ten an sich herbeiführen wird. Frankreich, Eng¬ land, Österreich stellen vor demselben Problem wie wir. Der Konnex T v ter den Staaten ist >n Monat zu Monat enger : Die Genfer Beschlt ■ deren Auswirkung > m Augenblick noch gar nicht festzustellen ist, werdin sicherlich dazu beitragen, die gemeinsame A' :, eit und die gegenseitige h n ‘ terstützung in Europa noch mehr zu fördern und zu befestigen. Wir müssen das Problem also nicht unter dem Gesichtspunkt Deutschland und Amerika, sondern vielmehr vom Standpunkt Europas als einen großen ge¬ samten Komplex betrachten, der sich dem großen über¬ seeischen Filmreich gegenüberstellt. Es darf auch nicht verkannt werden, daß die inneren Auseinandersetzungen in Amerika augenblicklich noch am Anfang stehen. Hier wird eine weise Politik der euro¬ päischen Partner genau so notwendig und wichtig se,n wie in den anderen angeschnittenen Fragen. Vielleicht sieht man drüben bald ein, daß man in unse¬ rem Lande, in unserem Erdteil genau so spezifische Eigen¬ schaften berücksichtigen muß, wie das umgekehrt Deutsche oder Engländer tun mußten, die nach Amerika gingen. Darum brauchen wir der Aufhebung der Einfuhr, immer vorausgesetzt, daß eine genügend lange Karenzfrist ver¬ bleibt, nicht mit Angst und Bangen entgegenzusehen Der Rcichsverband deutscher Lichtspieltheater hat anderen Fällen gezeigt, daß er genügend Rückgrat » n Charakter hat, nicht immer nur auf das Geschäft, so"' dern auch auf die nationalen Belange zu sehen. Man muß mit ihm rechnen. tSchiuB erst« Seite Kl.