We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
Seite 12 Nummer 108- Leider muß aber noch immer das Kinotheater und das Kinopublikum zur rechten und völligen Wirkung des Kulturfilms erst erzogen werden (wobei übrigens auch die Tagespresse mithelfen könnte und sollte), und die Schule ist aus Mangel an Mitteln erst recht nicht in der Lage, den Lehr- und Kulturfilm zu erhalten. Diese Entwick¬ lung hat zu der beklagenswerten Gefährdung des deut¬ schen Kulturfilms gefi hrt, und einer der wenigen Ver¬ suche. dem Niedergang Einhalt zu tun, war eben die besondere Kontingentregelung für den Kulturfilm. Die Gefahr der ausländischen Kulturfilmeinfuhr darf auf der anderen Seite keinesfalls unterschätzt werden. Es sind Zehntausende von Metern, vor allem amerika¬ nische Kurzfilme, die luf die Einfuhr nach Deutschland warten, und es sind bezeichnenderweise zum großen Teil subventionierte, fast ohne Ausnahme aber im Ursprungs¬ land längst amortisierte Filme, die auf den deutschen Markt geworfen werden sollen, zum Teil unentgeltlich. In ihrer großen Mehrzahl entsprechen diese auslän¬ dischen Kulturfilme- aber durchaus nicht dem, was wir und was vor allen Dingen die deutsche Schule unter Un¬ terrichts- und Bildungsfilmen versteht, so daß es nicht engstirniger Nationalismus ist, wenn man verlangt, daß die Förderung unserer eigenen, d. h. der nationalen Kultur, der Förderung fremder vorgezogen wird. In die¬ sem Fall, daß der deutsche Kulturfilm durch den auslän¬ dischen nicht noch mehr gefährdet oder vollends ver¬ nichtet werden darf. Nun ist aber weiter leicht nachzuweisen, daß von einer „Aussperrung" ausländischen Bildungsgutes, von den mehrfach zitierten großen Filmen abgesehen, auch sonst nicht gesprochen werden kann. Weil nämlich gerade das Lehrfilmkontingent leider Gottes zum großen Teil auf dem Papier stehengeblieben ist. Weil der notwendige und deshalb geforderte Schutz schon bisher ein sehr bedingter und sehr mäßiger war. Ein paar Zahlen seien erlaubt: Im Jahre 1926 sind nach Deutschland nicht weniger als 36 000 Negativmeter langer Kulturfilme aus dem Ausland cingeführt worden, davor 16 000 Meter ohne Kompensation. Für die ausländische Kurzfilme war die entsprechende Zahl: 18 280 Negativ meter Einfuhr, davon 8742 Meter ohne Kompensatior Die Großfilme, die aus Amerika und Frankreich käme sind je zur Hälfte ohne Kompensation eingeführt worden die russischen, dänischen, holländischen und kanadisch) ganz ohne Kompensation. Von 18 französischen Kur filmen sind 14 kompensationslos eingeführt, von 31'M Meter amc-ikanischcn Kurzfilmen 2485 Metei usw. Im Jahre 1927 bis zum 31. Mai, wurden an großen ausl. dischen Kulturfilmen 9706 Negativmeter eingefüh davon zwei Amerikaner, alle zwei kompensationslos. Kurzfilmen 11 363 Meter, davon rund 3500 ohne Kcv pensation. Doch ein anderes Beispiel beweist die Weitherzig^ mit der deutsche Einfuhr- und 7ensurbestimmum: > gegenüber dem Ausland gehandhabt werden. Nach d. m Lichtspielgesetz hat der Prüfungsantrag bei der H - mischen Produktion vom Hersteller oder dem Verleit bei ausländischer Einfuhr vom Importeur oder dem \ leiher auszugehen. Im Monat Oktober d. J. ist nun eine ganze Ke hc italienischer Kurzfilme zensiert worden, die von der h.i ; b- amtlchen Luce in Rom hergestellt und bestimmt ohne Kompensation eingegargen sind: der Antragsteller "■ nämlich — die italienische Botschaft in Berlin! Die mitgctciltcn Zahlen sind bisher nicht veröffentb : Sie hätten m. E. eher zu einer Aktion in umgekcb er Richtung Anlaß geben können und müssen, in der K h- tung, wenn nicht auf eine Verschärfung des Kontingi K so doch auf eine strengere Handhabung der bestehenden Bestimmungen. Wenn man jetzt in Genf ernstlich an der Aufhebung des Filmkcntingcnts arbeitet, so hat ge: de der deutsche Kulturfilm Anlaß und Recht, eine ,s_ nahmebehandlung zu fordern, und wenn diese rocht durchzuführen sein sollte, auf eine andere Art der „Kompensation". n Bulgarien war die Zahl der Kinotheater vor wenigen Jahren noch sehr gering, sie hat sich aber im Jahre 926 ganz bedeutend vermehrt. Man zählt heute nicht weniger als 90 Kinos in Bulgarien, von denen 22 sich in der Hauptstadt Sofia befinden. Die vier bedeutendsten Kinotheater in Sofia sind noch ziemlich neueren Datums und ganz modern eingerichtet. Das größte davon hat 1300 Sitzplätze, die anderen 900 resp. 700 Sitzplätze. Vier weitere Kinotheater in Sofia stehen unter dem be¬ sonderen Patronat des Unterrichtsministeriums und dienen in erster Linie Schulzwecken. Alle anderen größeren Städte Bulgariens haben zwei und manchmal auch drei Kinotheater, die Raum für 700 bis 900 Zuschauer ent¬ halten. Auch in den kleineren Städten und Ortschaften befinden sich zahlreiche Kinosäle, die natürlich von ge¬ ringerer Bedeutung sind. Bulgarien hat keine eigene Filmproduktion. Die ein¬ zige Gesellschaft, die bulgarische Filme hcrstellte, mußte vor einigen Jahren liquidieren. Die meisten Kinostückc, die in den bulgarischen Theatern vorgeführt werden, stammen entweder aus Amerika (Fanamet) oder aus Deutschland (Ufa). Die Fanamet sowie die Ufa haben übrigens je einen ständigen Vertreter in Bulgarien, der das Filmverleihgeschäft leitet. Viele bulgarische Theater¬ besitzer kaufen ihre Filme auch direkt im Ausland, führen sie erst in ihren eigenen Theatern vor und ver¬ leihen sie dann an die anderen Kinos in Sofia und in der Provinz weiter. So kommt cs, daß ein und derselbe Film während mehrerer Monate in den verschiedenen Theatern Bulgariens läuft, so daß ihn jeder, aber auch jeder Kino¬ besucher unbedingt zu sehen bekommt. In den Iahrcn 1926 und 1927 wurden auch einige französische Filme in Bulgarien vorgeführt, u. a Elenden" (Les miserables) und „Das Mirakel der NX lc • die man mit starkem Beifall aufnahm. Das bulgarische Publikum hat einen ausgeprägten Geschmack für stark dramatische und leidenschaftlich bewegte Stücke Vorliebe sieht cs außerdem auch humoristische hil ,ne - Der Import ausländischer Filme nach Bulgarien in den letzten zwei Jahren ergibt folgendes Bild: 1926 1925 kg Österreich . . . 1507 Deutschland . . . 1001 Frankreich . . . 522 Türkei.336 Griechenland 136 England . . . . 126 Amerika .... 72 Andere Länder 206 Wen V429 550 1 009 230 605 640 248 020 137 200 140 700 91 400 174 780 575 n Francsl 1 754 590 251 560 233 891 250 050 38 700 37 350 1000 485 780 Gesamtsumme 3906 3 836 630 3116 — .. 3°55 021 Diese Zahlen geben das Gewicht und den 'ß'ert f. importierten Filme an, aber nicht ihre genaue Herkun ■ Denn viele der in der Tabelle angeführten Länder e *P°^ tieren Filme, die sie bereits selbst aus anderen L**»“*^ importiert haben. Immerhin aber beweist diese Statt»' j wie groß der Bedarf Bulgariens Filmen ist. ausländischen