Der Kinematograph (November 1927)

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Seite 4 Rincmatogropf) Nummer 108 Lied von zwei Menschen MMMM fl. Z. AM MITTAG 12-UHR-MITTAGSZEITUNG Janct Gaynor wundervoll belebt. Wenn sie weint (man s eht mir ii.'ren Bauernnacken zucken), ist sie erschütternd, ans Herz greifend in ihre.* Verstörtheit. Aber wenn sie lacht und eine Gaudi hat. möchte man von Herzen, von ganzem Herzen mit dabei sein, wo ein Mensch so güt.ich, so aufgeschlossen fröhlich ist lind dan sind Bilder da von stärkster Stirn* mungskraft. Uic Abendgänge durchs Dorf und am Wiesenrain entlang, durch das nebelnde Moor, über dem ein dumpf glühen¬ der Mond hängt, die Stadt mit ihrer Lockung und Wirrnis, der Rummel, der Sturm, die Fackeln über dem Wasser, die Eindringlich¬ keit, mit der durch energische, unverbrauchte Einstellungen, die einzelnen seelischen Sta¬ tionen zur Geltung gebracht werden, diese ganze Atmosphäre innerer Uncntrinnbarkcit, da hat sich M ii r n a u . unterstützt von seinen Operateuren Noster und StruB, eiii wahres Wunderwerk zusammengedichtet. Und so ist’s in summa für fühlende Herzen ein wunderschöner Film geworden. Er er¬ greift und macht fröhlich und wischt die bösen Gedanken aus unseren Herzen. Und gibt zu sciiauen und zu lächeln, wie sein Dichter (Carl Mayer nach einer Novelle von Sudermann) es wollte. Murnau hat drü¬ ben allerlei dazugelcrnt. aber auch Fox drü¬ ben hat noch nie einen so eigenartigen Film gehabt. Und also können beide zufrieden sein, und können wir sie beide zu der Zu¬ sammenarbeit beglückwünschen. Murnau, der käule Deutsche, hinter dessi Schöpfungen man bisher stets die virtuose Ge' des in Bildern Denkenden spürte. Hier al wächst er weit über sich hinaus, bekennt sich gu zum Menschhaften. Erfühlten, schafit ein Werk \ Hinreißender Geschlossenheit und Stimmung tönung. Prachtvoll, wie er das Bedrückende i Anfangs trifft, das Schicksalslastcnde. die qual\< W illenlosigkeit des Mannes der Fremden gegenüb Aufwühlend, wie in ihm die Idee des Mordes wäcl wie er gegen sie ankämpft, sich wehrt und d» machtlos seiner Tat entgegentappt. Unheim! beklemmend die Fahrt über den Fluß, nach » Stadt, das wilde, verbissene Rudern des Main der schuldig schon durch den Gedanken an die 1 ’ ist. Und dann, da er sehend wird, wie rührend sc täppische Unbeholfenheit. der Frau Gutes zu i • wie ergreifend diese stumme Abbitte. Dann die Stadt, genau erfaßt in den Einzelbild». . der Vergnügungspark, das Tanzlokal, brausend- Gegenwartsakt. Wirbel und Tohuwabohu, durch "■ der schüchterne Herzschlag zweier Mcnsc " klopft. Höhepunkt aber das Wicder-Zuejnami - Finden der beiden, in einer Kirche, hei frenn '■ gleichgültiger Trauung, unendlich erschütternd t u zutiefst packend, eine der schönsten Szenen. man jemals im Film sah. Der Film ist grandios im Technischen, in ' * Stellungen und Bildmomenten. in der Arbeit mit - Kamera, in Photographie (Charles Roch er -> Karl St ruß) und in den Bauten, die K"* Gliese schuf. Und er ist ganz stark im Sch * spielerischen. Erstaunlich, was Murnau aus Ceou® O ’ Br i e n macht, wie dieser Darsteller ganz e ' ganz menschlich, ganz ausdrucksklar wird. Her - lieh die Frau der Janet Gaynor.in ihrem ''; sei von stiller Angst zu einer erlösten HeiterKu Gut auch Margaret Livingstone. Dieses Werk eines Deutschen, in Amerika -«• schaffen, zählt zu den besten, reifsten, künstleri" sten Filmen der Weltproduktion. $0 lauten die ersten Presse-Stimmen schluchzte - laeilte und DAS Är UOllKUlH. Klatschte rasend Beifall