Der Kinematograph (February 1928)

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Seite 6 Rmcirotogropl) Nummer 1094 her die Zahl der herzustellenden Filme mit der Zahl der einzuführenden eng verkoppelt war. daß man gegen das Verhältnis 2 : 1 war, weil man eine n ich größere Über¬ flutung des Marktes verhindern wollte. Für eine Verknappung der Einfuhr s nd die Anhänger von 1 : 1 ebenso gewesen wie die Verfechter des anderen Systems. Sic waren nicht nur für eine Einschränkung der Einfuhr, sondern sie waren auch fiir eine Einschrän¬ kung im Innern, und sic sind jetzt für .'ine Selbstkontin¬ gentierung. wie sie der Verlcihcrvcrbanc plant, weil dieser Weg die einzige Möglichkeit ist, den Fi mvcrleih und da¬ mit die Filmindustrie auf eine vernünftige Basis zu stellen. Es bedarf nur des Hinweises darauf, daß heute die meisten Fabrikanten ihren eigenen Verleih haben oder daß doch die meisten Verleiher die Filme, die sie ver¬ treiben, auch fi¬ nanzieren. Schon daraus ergibt sich ganz von selbst, daß die Gesundung des Verleihs auch eine Gesundung der Fabrikation im Gefolge haben muß. Aber nicht nur aus Gründen des Verdienstes muß eine Reorganisa¬ tion des Vertrie¬ bes erfolgen, son¬ dern schon des¬ halb. um Gelder frei zu machen für die Herstellung großer Objekte, wie sie auf dem Weltmarkt ver¬ langt werden. Wer rein vom Geschäftsstand¬ punkt aus fabrizie¬ ren will, kann sich so einrichten, wie das vor kurzem hier an dieser Stelle gefordert wurde. Er muß billige Filme herstellen, die das Anlagekapital entsprechend ver¬ zinsen. aber er kann nicht die Forderung derer erfüllen, die besonders große künstlerische Qualitäten verlangen. Mit der Einschränkung der Produktion wird ganz naturgemäß auch eine Steigerung der Preise erfolgen, immer vorausgesetzt, daß der Theaterbesitzer überhaupt in der Lage ist, höhere Preise zu bewilligen. In diese Lage soll ihn die Senkung oder Aufhebung der Lustbar¬ keitssteuer versetzen, die, wenn man so will, zwischen Theaterbesitzer und Verleiher geteilt werden muß. Darum is: auch der Industrie mit einer Herabsetzung um zwei oder drei Prozent nicht gedient. Der Theaterbesitzer leidet zu einem Teil genau so unter den Verhältnissen wie der Verleiher. Auch er muß einen größeren Spielraum haben, muß einen Teil der Steuer dazu benutzen, um überhaupt einmal für eine Rentabilität in bescheidenen Verhältnissen zu sorgen. Die Märchen von den Riesenverdiensten heim Film, ganz gleich, ob bei der Fabrikation, beim Verleih oder beim Theater sind heute lange widerlegt. Die Kon¬ kurse und Zwangsvergleiche, die stillen Liquidationen sprechen hier mehr und eindringlicher, als Reden und Artikel vermögen. Fällt die Lustbarkeitssteuer, so besteht zunächst ein¬ mal die Möglichkeit, in dem Jahr, das uns jetzt noch unter dem Schutz der Einfuhrregelung vergönnt ist. die Grundlage zu schaffen, die überhaupt erst einmal einen Eintritt in den Kampf uin die Weltstellung ermöglicht. Ohne eine steuerliche Entlastung der Kinos ist es über¬ haupt unmöglich, den deutschen Film auf eine internatio¬ nale Basis zu stellen. Diese Forderung nach einer Entlastung unserer Indu¬ strie muß gerade im gegenwärtigen Augenblick besonders nachdrücklich erhoben werden. In diesen Tagen haben wir in Berlin die Gründung der ersten Niederlassung einer englischen Gesellschaft zu verzeichnen. Es ist das das äußere Zeichen dafür, daß neben Amerika und Frank¬ reich auch Großbritannien entscheidend in die Bearbei¬ tung des europäischen und des deutschen Marktes cintritt. Wer die Entwicklung der Verhältnisse in London in der letzten Zeit verfolgt hat. ist sich darüber klar, daß es diesmal nicht bei kleinen Versuchen bleibt, wie das früher der Fall war. sondern daß drüben die Filmin¬ dustrie festen r'uß faßt und in Fortien an Verbreitung und Ausdehnung ge¬ winnt, die damit rechnen ljssen. daß ein neues Filmzcn- trum entsteht des¬ sen Waren sicher¬ lich bei uns wie in anderen Ländern eine erhebliche Rolle spielen wer¬ den So erfreulich die Ausdehnung der europäischen Film¬ interessen in unse¬ rem Erdteil ist. so bedaucrlichw ird sie Rücksicht auf die Entwicklung der Verhältnisse im eigenen Lande. Wir haben bisher in erheblichem Maße nach England Ware verka ft. Wir wollen aus diesem Grunde selbst¬ verständlich auch den Engländern bei uns Platz und Ge- schäftsgelegenhcit geben. Wir tun es aus dem Grunde gern, weil ein großer Teil der englischen Arbeit aus Ge¬ meinschaftsfilmen und Gemeinschaftsgeschäften besteht, bei denen die Engländer und auch wir einen Vorteil finden. Aber m Rahmen dieser Zusammenhänge muß doch darauf hingewiesen werden, daß sich dabei der Markt für uns wieder verkleinert, das Ergebnis im eigenen Lande beeinträchtigt wird. Auf dieses Argument ist unseres Erachtens in der Öffentlichkeit lange nicht mit genügendem Nachdruck hingewiesen worden. Vielleicht tragen gerade die Vor¬ gänge der letzten Tage dazu hei, auch denjenigen Kreisen in Verwaltung und Parlament die Augen zu öffnen, die bisher noch nicht sehen wollten. Es geht nicht darum, daß die eine oder andere Firma, das eine oder andere Theater fünf oder zehn Prozent mehr verdient. Es geht tatsächlich um die Erhaltung einer Industrie, deren Bedeutung weiter reicht als die irgendeiner anderen Gruppe. Es geht um eine Industrie die nicht nur beurteilt werden darf nach der Zahl der Arbeiter, der Betriebe oder nach der Höhe des Kapitals. Es handelt sich um Kulturwerte, um nationale Belange. Das möge man endlich einsehen und beachten.