Der Kinematograph (February 1928)

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Nummer 1094 Rfntmatogrnpfj Seite 7 Von unserem New-Yorker P. -F,. - Korrespondenten. egen William Hays und seine diktatorischen Me¬ thoden macht sich eine gewisse Unzufriedenheit bemerkbar. Man sucht ihn ftir die Schwierigkeiten, die s ch in letzter Zeit in der amerikanischen Filmindustrie Hcrausgchildc t haben, verantwortlich zu machen. Be¬ kanntlich ubt Hays eine gewisse Zensur über die Manu¬ skripte aus und verhindert die Verfilmung von Dreh¬ büchern, von denen er glaubt, daß sie nicht vollständig den von ihm aufgestcllten Grundsätzen entsprechen. Nun macht ihm Cecil de Mille den Vorwurf, daß er bei seiner Zensurtätigkett nicht immer die gleichen Gesichts¬ punkte entwickelt und hei der einen Gesellschaft das verwirft, was er bei einer anderen gutheißt. Cecil de Mille hat durch sein Sccnario-De- partment erklären lassen, daß er sich nicht mehr an die Vorschriften von Havs kehren und jene Bilder ma¬ chen w ird, die er für zweckmäßig hält Cecil de Mille ist nicht der ein¬ zige Dissident, auch andere wich¬ tige Mitglieder der 1 laysOrganisation drohen mit ihrem Austritt.wenn sich solche Fälle, wie sie sich bei der \ erfilmung des Theaterstückes ■ Kain" ereignet haben, das der Universa' und Fox ver¬ boten. den United Artists aber spater erlaubt worden ist w iedcrholen. Diese Unstimmigkeiten vermehren sich, seitdem dir Idee der Gchaltsverringcrungcn aufgetaucht ist. bis passierte, daß manche Mitglieder die Wünsche von Hays ignorierten und eine herausfordernde Haltung gegen seine Geschäftsführung einnahmen. Hays. so wird jetzt von ihm nahestehender Seite erklärt, wird sich bald gezwungen sehen, reinen Tisch zu machen, um eine klare Situation herbeizuführen. Hays ist nur dann bereit, die Geschäfte weiterzuführen, wenn die Mitglieder, in diesem Falle die großen Produzenten, bereit sind, die Vereinbarungen, die sic mit Hays getroffen haben, cinzuhalten und seine Pläne zu unterstützen. Sollte er von den Produzenten keine unbedingt zustimmende Antwort erhalten, so will er unter allen Umständen von seinem Posten zurücktreten. Vor¬ läufig bindet ihn noch ein Kontrakt bis 1937. der ihm ein hinkommen von 100 000 Dollar im .lahre neben Spesen- 'ergülung sichert. Es wird zwar behauptet, daß Hays ■ich gern wieder der politischen Laufbahn zuwenden mochte, die für ihn kaum weniger einbringend wäre, zu¬ mal ihm ein Rücktritt Gelegenheit bieten würde, sich an der nächstjährigen Kampagne für die Präsidentenwahl zu beteiligen. Allerdings wird von anderer Seite bestritten, daß Hays die Absicht habe, eine so gute Stellung auf¬ zugeben. die ihm zudem diktatorische Maßnahmen erlaubt. ln den Ateliers in Hollywood wird bald eine längere Pause cintreten. da die meisten Studios nicht nur ihr Programm erschöpft, sondein bereits viele Filme fertig- gestellt haben, die. wenn sie nicht in einer gewissen Zeit auf den Markt gebracht werden, zu veralten drohen. Schon um teilweise die Steuern zu ersparen wird die Produktion über den 1. März hinaus feiern. Die Kon¬ tingentbewegung. die einen europäischen Markt nach dem anderen ergreift, um das Ühcrfluten mit auslän¬ dischen Filmen zu verhindern, und die dadurch eingetre¬ tenen ungeklärten Verhältnisse allein machen schon ein Ahstoppen in der zuletzt sehr hastig betriebenen Pro¬ duktion notwen¬ dig. Der Gedanke. Teile der Produk¬ tion nach Europa zu verlegen, noch vor kurzem eine Utopie, wird in allen Produktions¬ büros ernstlich er¬ wogen. Die Uni¬ versal. oder ihr Chef Carl Laemm- le. w ird in diesem Sommer drei der Regisseure, unter ihnen Paul I.eni. nach Deutschland schicken, um dort Filme herstcllcn zu lassen. Noch sind 24 Studios in Holly¬ wood tätig, die mehr produzieren, als der Markt aufnehmen kann. Die 24 Studios haben 126 Bühnen und einen Gesamtflachenraum von 2 805 872 Quadrat¬ fuß und stellen annähernd einen Wert von b5 Millionen Dollar dar: 9973 Angestellte finden dort täglich Beschäftigung. Universal und Stern Brothers be¬ sitzen zusammen zehn Bühnen mit einem Hächenraum von 400 000 Quadratfuß. die über zehn Millionen wett ist. Fox produziert auf zwölf Bühnen auf einer Fläche, deren Wert auf 14 1 -• Millionen Dollar geschätzt wird: Metro- Goldwyn besitzen fünfzehn Bühnen, ihr Besitz wird mit 10 Millionen bewertet: Paramount hat zehn Bühnen, deren Wert 6 Millionen beträgt: Werner Bros, besitzen acht Bühnen im Werte von 3 Millionen Dollar. Cecil de Millcs sieben Bühnen schätzt man auf 5 Millionen Dollar, die sechs Bühnen der First National sollen mit einem Frei¬ gelände etwa 2 '-. Millionen Dollar wert sein. Wall Street nimmt immer größeren Einfluß auf die amerikanischen Filmindustrie, und die wichtigen Trans¬ aktionen, die im vorigen Jahre vorgenommen wurden, zeigen die Absichten der führenden Finanzleutc. die Film¬ industrie unter ihre Regie zu bekommen. Die Wahl Clifford B. Hawlcys zum Präsidenten der First National war ein weiterer Schritt, das Finanzkapital der Film¬ industrie näherzubringen, da sowohl er als Joseph P. Ken¬ nedy, der Präsident der Film Booking Office, einflu߬ reiche Finanzmanner sind. Von wichtigen Finanztrans¬ aktionen. die im vergangenen Jahr durchgeführt wurden.