Der Kinematograph (February 1928)

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Nummer 1094 Rmemotogropf) Von unserem Wiener J. J. - Korrespondenten. in alter Theateraherßlaubc besaßt, daß ein Krach vor der Premiere eines Stückes Erfolg bedeute. De 1 - Kr u ch zwischen der Vcrleihfirma, Projektoßraph, und dem Pund der Wiener Licht pielthealcr wegen der All des Arrangements der Uraufführung von Chaplins „Zirkus", den die Journalistenvereinigung „Concordia" für deren W ohlfahrtscinrichtunßen diese Premiere stattfand — ver¬ anstaltete. verbürgt also nach den ungeschriebenen Satzun¬ gen der Kulissen Erfolg und — was mindestens ebenso wichtig ist — das Geschäft. Wer die Schar der Nachtvorstellung in das Chaplin-Anhanßcr zur entlegene Zirkus-Busch- Kino. das mit seinen 2000 Plätzen zu den größten Lichtspielhäusern Öster¬ reichs gehört, strömen und das ganze Haus bis auf den letzten Platz fül¬ len sah. kann leicht pro¬ phezeien. daß Chaplins „Zirkus" für das Vcrleih- haus „Projektoßraph" und auch folgerichtig für die Kinobesitzer das lang er träumte und notwendige Geschäft sein wird. Die Uraufführung wurde nach einer Idee Oskar Glücks, des Inhabers der Lcihanstalt Projektoßraph an 30. Januar durch dk in Wien populäre „Con¬ cordia'. eine Journalistcn- vereinißunß. veranstaltet Die Concordia gab nur Karten für die Tages¬ presse aus. während der Projektoßraph die Kino¬ besitzer und die Fach¬ presse einzuladen hatte. Da die genannte Lcihanstalt aber am 31. Januar im Haydn- Kino auch eine separate Intercssentenvorführung für die I mobesitzer arrangierte, gab sie für die Uraufführung im Ziukus-Busch-Kino nur für die Fachpresse Freikarten aus. 'ud aber in Anbetracht der separaten Intcresscnlcnvorfüh- rung die Kinobesitzer zur Uraufführung nicht ein. Darob große Aufregung im Bündel Das Kino-Journal, oas Organ des Bundes der Wiener Lichtspiel-Theater, leit- artikelt in seiner letzten Nummer heftig über diesen „Aus- s<hluß der Kinobesitzer" und weist darauf hin. daß die Leihanstalt schließlich das Geschäft nicht mit der Con¬ cordia. sondern mit den Kinobesitzern macht: denn ■ schließlich hätte sich die Firma Projektoßraph den Dank der Concordia auch dann erworben, wenn sie nur 1700 Sitze zur Ausnutzung erhalten und man die erforder¬ lichen 300 Karten den Kinobesitzern zur Verfügung ge¬ stellt hätte". Außerdem sind die Kinobesitzer — und das ist wohl des Pudels Kern — damit nicht zufrieden, daß die Chaplin- Uraufführung. nicht, wie üblich, vor einem geladenen, son¬ dern vor einem zahlenden Publikum stattfand In einei Fiklärung des Kino-Journals heißt es darüber weiter: „Die Tatsache, daß in dem Kino mit dem größten Fassunßs- rnum eine Separatvorstellung veranstaltet wird und 2000 zahlende Personen herangezogen werden, beweist wohl, daß die Kinobesitzer dadurch einer Schädigung ausgesetzt sind, insbesondere auch die ersten Wochenspielei. die curch die Absorbierung einer beträchtlichen Anzahl von Besuchern, die den Film in der Concordia-Vorstellunß bereits sahen, einen Besuchsausfall haben müssen." W ■ finden. daß die Firma Projektoßraph kei¬ nen glücklicheren Einfall hätte haben können, als die Inleressierung der Presse durch die Concor¬ dia. wodurch sie wün¬ schenswerte Berührung* punkte zwischen der Film- mdiivtr e und der Tages- presse schuf. Sic erzielte dadurch auch, daß die ersten Kritikergarnituren der gesamten Wiener Ta- ßcsprosse, die sonst Film- premicrcn fcrnzubleihen pflegen, diese neue Schöp¬ fung Charles Chaplins au> eigener Anschauung im Kähmen einer festlichen Veranstaltung kennenler¬ nen konnten, was sich ge¬ wiß in zahlreichen, jour¬ nalistisch gewichtigen Be¬ sprechungen vorteilhaft für den Besuch dieses außer¬ gewöhnlichen Filmwerkes auswirken wird. Überdies ist der Wiener gern bei einer glanzvollen Premiere dabei, wo man nicht nur sieht, sondern auch gesehen wird, wo¬ durch wieder dieser feier¬ lichen Chaplin-Urauffüh¬ rung Kreise des Publikums aus den Reihen der Intellektuellen zuströmten, die sich bis jetzt für den Film zu gebildet dünkten. Der Projektoßraph hai in der österreichischen Film- z» itung natürlich auch gegen alle diese Anschuldigungen Stellung genommen. Oskar Glück verteidigt sich gegen die besprochenen Vorwürfe und stellt fest, daß „jeder objek tiv denkende Mensch in der Branche weiß, mit welch ungeheuren Oplern und Aufregungen es verbunden war. du- europäische Uraufführung des Films in Wien durch¬ zusetzen. und wird es jeder erfahrene tüchtige Kino- Ksitzer nur wärmstens begrüßen, daß .Zirkus - vor seinem Erscheinen in den Kinotheatern der Presse in einer so gi <>ß aufgemachten und wirkungsvollen Weise zur Vor¬ führung gebracht wird. Welche besondere Reklame, die schließlich doch wieder nur den Kinobesitzern zugute kommt, dadurch für den Film gemacht wird, da doch alle Wiener Zeitungen noch vor dem Erscheinen ausführliche Besprechungen veröffentlichen werden, ist wohl jedem ein¬ sichtigen Kinobesitzer klar." Die Concordia aber gab sich wirklich redlich Mühe, den Chaplin-Film dem Publikum als Sensation zu servieren Sie gab bekannt, daß Herr Oskar Glück sich eigens nach FLORENCE VIDOF m .. \ r * i » I c n 1 1 c b « ~ iMoti'rli«»! | Phot. Parmfamrt