Der Kinematograph (February 1928)

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Nummer 1094 Ämematoßropf. Seite II nendliche Kräfte und noch weit wichtigere Gelder werden Tag für Tag unnötig verschwendet, uni win¬ zige Szenchcn in gesonderten Expeditionen aufzunehmen, die eigentlich noch aus Dutzenden anderer Filme vor¬ handen sein miiBtcn. nur leider nicht gerade bei der gleichen Firma, die sie so nötig braucht. Auf zumeist sehr privater. Wegen versucht man sich dennoch das Fehlende zu verschaffen, gibt es aber bald auf: denn entweder rückt der glückliche Besitzer überhaupt nicht mit seinen Schätzen heraus, oder aber er verlangt derart horrende Summen für die paar Meter, daß dann tat¬ sächlich die eigene Expedition oder auch schließlich der völlige Verzicht billiger resp. vor¬ teilhafter zu ste¬ hen kommt. So ist uns ein Fall bekannt, wo für einen Spiel film zum Ein¬ schneiden ein Ne¬ gativ oder auch nur ein Double von einem schrei¬ tenden Löwen dringend ge¬ braucht wurde Tagelang wurde in sämtlichen Filmcafes ab¬ gesehen natürlich von den offiziel¬ len Anfragen bei geeignetcnF'irmcn —herumgeforscht. Resultat: Es mel¬ deten sich end¬ lich einige mehr betriebsame als tüchtige,. Vermitt¬ ler", die versprachen, das Gewünschte zu beschaffen. Aber, was brachten sie? Der eine einen Leoparden, der andere drei braune Bären im Käfig, einer gar wirklich einen Löwen, nur spielte der gerade in einer amerika¬ nischen Groteske auf einem Hotelkorridor zusammen n.it einem halben Dutzend Darstellern — und das, obwohl allen Herren betont worden war, es müsse ein in freier Wildbahn auf afrikanischer Steppe aufgenommener leben¬ der Löwe sein! Daß außerdem natürlich noch eine statt¬ liche Anzahl von Filmstreifen gebracht wurde, auf denen sehr schöne, aber leider gerade frisch totgeschossene Löwen herumlagen, nur nebenbei. So grotesk diese Schilderung klingt, sie wird noch über¬ trumpft durch die Preise, die von den Herren verlangt wurden. Etwa 3' • Meter altes, verschrammtes Positiv — obendrein noch chemisch getont, so daß nicht einmal ein Double danach hätte angefertigt werden können! — sollte einschließlich der Vcrmittelungsprovision rund 150 Mark kosten! Nicht etwa das Negativ; obwohl auch für dieses eine solche Summe zu hoch genannt werden müßte. Dennoch hätte die Firma auch diesen Preis ge¬ zahlt, wenn sie nur besagte Kopie überhaupt hätte ge¬ brauchen können: eben, weil sie tatsächlich in dringender Verlegenheit war. So aber zog sic es vor, nun doch sich einen Löwen zu mieten, im Atelier eine kleine Ecke mittels Sand, Gras und Buschwerk auf Steppe zu frisieren und nun nach Belieben das Raubtier in allen möglichen Stellungen und Einstellungen aufzunehmen, um so auch andere Filmszenen interessant auszuschmücken. Zwar kostete das eine Kleinigkeit mehr — auch nicht allzuviel — aber man hatte dann doch wirklich im Überfluß, was man brauchte. Sicherlich kommen derartige Fälle beinahe täglich innerhalb der deutschen Fabrikation vor. Man sollte meinen, cs hätte sich schon längst eine Firma finden sollen, die systematisch alles sammelt und auf Negativ¬ lager hält, was normalerweise als „neutrale Aufnahme" einmal in Filmen gebraucht und dann bestimmt gut be¬ zahlt werden würde, ohne daß nun gleich die Überzahlung sich breitmachtc. Unseres Wi:ens gibt es in Ame¬ rika mehrere Fir¬ men dieser Art. die im Laute der Jahre es so weit gebracht haben, nun einfach alles liefern zu kön¬ nen, was über¬ haupt an neu¬ tralen Szenen aus aller Herren Ländern gebraucht werden sollte. Die effektiv auf ein Telegramm ..Sendet 15 Meter Massai - Steppe, 10 Meter Erd¬ beben in Japan. 20 Meter Karne¬ val in Nizza und 8 Meter Hoch¬ seefischerei auf der Doggerbank fest, italienische Städte zur Auswahl!" nun alles so liefern, wie der Kunde es braucht. Warum gibt es so etwas nicht auch bei uns? Haben wir nicht etwa auch von allen den schönen Dingen auf der Welt im Laufe der über 30 Jahre deutscher Kine¬ matographie reichen Vorrat, der ungenutzt aui Boden¬ kammern und in Filmtresors schlummert? Wenn schon eine einzelne F'irma sich nicht zu dem Risiko entschließen wollte — es wäre kaum allzu groß — weshalb tauschen dann nicht wenigstens die Fabrikanten in ihren Verbän¬ den ausführliche Listen aus. in denen unter Beifügung eines kleinen Positivausschnittes jede einzelne Szene aufgeführt ist, die sich zum Einschnciden in einen frem¬ den Film eignete? Man wird uns erwidern, daß doch unmöglich der eine dem anderen dazu verhelfen könne, ihm mit seinen eigenen, mühselig angefertigten Aufnahmen Konkurrenz zu machen. Das stimmt aber nicht ganz. Denn erstens einmal würde heute eben der eine dem anderen aushelfen und morgen der andere dem einen: es wäre ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, das allen Teilen nur Nutzen bringen kann. Zweitens aber würde ja wahrhaftig nicht eine kleine eingeschnittene neutrale Szene nun auch den Er¬ folg des fremden Werkes bestimmen. Ein solcher Aus¬ tausch würde vielmehr nur dazu beitragen, den deut¬ schen Filmen überhaupt ein höheres Interesse, eine buntere Vielgestaltigkeit und ein besseres Lokalkolorit