Der Kinematograph (February 1928)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Seite 6 Nummer 1095 Grunde, um klar und deutlich aufzuzcigcn. daß die großen Beschwerden der Theaterbcsitzcr bei diesem System zu einem Teil nur auf dem Papier stehen. Das nachträgliche Reduzieren von Abschlüssen, die Tat¬ sache. daß einmal unterschriebene Abmachungen mit dem Verleiher oft gar nicht oder nur halo gehalten werden, würde dann mit einem Schlage aufhören, und zwar schon aus dem Grunde, weil ja dann letzten -indes, nachdem der Vertrag getätigt ist. nicht der Verleihe allein entscheiden könnte, sondern weil auch die Treuha vdgesellschaft noch ein Wort mitsprechen würde, die diese Verträge belieben hat. und die wahrscheinlich den einzig richtigen Grundsatz zu vertreten hätte, daß einmal abgeschlossene Ver¬ träge auch unbedingt zu halten sind. Die Kontrolle de zentualabschlüssc, die genblicklich die Gemüter sehr stark bewegt, würde sich auch schneller und gründlicher handhaben lassen, wobei noch der Ge¬ sichtspunkt in Frage kommt. daß diejenigen Herrschaften, die cs heute mit den prozentualen Ab¬ rechnungen nicht so genau nehmen, sehr schnell zur Gründlichkeit erzogen wür¬ den. wenn sie wissen, daß eine etwaige Strafverfol¬ gung in der Hand eines Bankkonsortiums und nicht in den Händen ihres Kon¬ trahenten, des Verleihers, liegt. Diese Beleihung der Verträge, die auf bank¬ mäßiger Grundlage und zu bankmäßigen Bedin¬ gungen erfolgen müßte, hätte dann weiter zur Folge, daß die gesamte finanzielle Beweglich ceit des Verleihers größer würde. Geht ein Film, und geht das Geschäft, so kann man in Zukunft mit den Gel¬ dern disponieren, und zwar in einer Form, die nicht alle die Schwierigkeiten in sich trägt und mit sich bringt, die heute immer wiederkehren, und die zu einem Zustand geführt haben, der auf die Dauer einfach unerträglich ist. Es kann natürlich hier nicht der Ort sein, diesen Plan im einzelnen auseinanderzusetzen. der übrigens banktech¬ nisch durchgeprüft und bearbeitet worden ist. Es sei nur darauf hingewiesen, daß diese Trcuhand- gesellschaft noch eine ganze Reihe anderer Funktionen er¬ füllen könnte, und vor allen Dingen, wenn sic richtig zu¬ sammengesetzt wird, dazu beitragen müßte, daß das Ver¬ trauen zum deutschen Film wieder gestärkt wird. Das Wesentliche wäre, daß sich Banken und Industrie einmal auf einem Boden zusammenfänden, wo wirklich ernsthaft auch dafür gesorgt würde, daß die Bedingungen, die das Kapital an den Film stellt, auf gewisse, gesunde, tragbare Normen gebracht werden können. Es ist nicht zu leugnen, daß heute manchmal gerade bei Filmkrediten Bedingungen gestellt und unter dem Zwang der augenblicklichen Lage auch bewilligt werden, wie man sie auf die Dauer einer ernsthaften Industrie nicht zumuten kann. Das muß gerade in diesen Tagen besonders unterstrichen werden, wo sich wieder einmal hcrausstcllt. daß die Ab¬ gaben, die gerade für Fiimkrcditc im einzelnen gefordert wurden, einfach undiskutabel, ja beinahe unglaublich sind. Das Hauptrisiko, das die Treuhand zu übernehmen hätte, müßte nach unseren Feststellungen wahrscheinlich durch eine Versicherung aogedcckt werden. Die Kosten, die da¬ durch entstehen, sind verhältnismäßig gering und stehen in gar keinem Verhältnis zu den Vorteilen, die erreicht werden können. Gewiß ist der Plan nicht von heute auf morgen zu ver¬ wirklichen. aber es ist doch eine Angelegenheit, die des Schweißes der Edlen wert ist. und die unter Umstän¬ den den deutschen Film auf die Plattform bringen könnte, von der aus der Kampf mit dem Ausland in der nächsten Zeit auf¬ genommen werden kann. Im übrigen interessiert diese Angelegenheit so¬ wohl die rein deutschen Unternehmen als auch die¬ jenigen. die von Auslän¬ dern finanziert sind. Wir heben hier eine der wenigen Fragen, wo die Interessen der Filmin¬ dustrie der Welt parallel laufen. Wir glauben so¬ gar. daß Deutschland hier einer Weise vorgehen kann die international vorbildlich ist, denn letz¬ ten Endes ist die Frage der Finanzierung unserer Verleihinstitute in New York und London genau so aktuell wie hier. Man verrät kein Ge¬ heimnis, wenn man es ein¬ mal offen ausspricht, daß vor allein die Amerikaner mit der Durchdringung Deutschlands erhebliche Schwierigkeiten haben, weil sehr erhebliche Mit¬ tel dafür erforderlich sind Sie haben immer behauptet, daß die Majorität der deut sehen Filme der amerikanischen Mentalität nicht entspricht, und daß deshalb unsere Filme drüben keinen Eingang fanden Wir öffneten ihnen die Tore und machten ihnen die Ar¬ beit leicht. Wenn das Publikum keinen Gefallen an ihren Fil¬ men fand, so ist das etwas, was wir von Industrie wegen nicht ändern können, mit dem sie sich abfincen müssen Heute, wo wir uns finanzielle Stützen und Hilfsmöglich¬ keiten suchen, werden wir genau so bereit sein, die Ame¬ rikaner mit im Geschäft sein zu lassen. Wir tun das immer von dem Gesichtspunkt fairer Basis ausgehend. Man wird, wenn sich das Projekt irgendwie verwirk¬ lichen läßt, diese Hilfe sehr gern in Anspruch nehmen Denn wenn es auch richtig ist, daß Amerika fast ungezählte Millionen Dollar im Film investiert, so ist es doch genau so richtig, daß gerade im gegenwärtigen Augenblick auch drüben mit dem Dollar gerechnet werden muß, wie hier mit dem Pfennig. Die Gründe dafür zu untersuchen, ist für uns überflüssig, weil es uninteressant ist, und weil wir genug damit zu tun haben, uns endlich einmal die EU- bogenfrei heit zu verschaffen, die jede Industrie haben muß- die weiterkommen will und groß werden soll. REINMOLD SCHONZEL in ..Hcrcnlc M.icr“ Phot. Via