Der Kinematograph (February 1928)

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Nummer 1095 Kincmatograpr; Seite II er rührige rheinisch-westfälische Verband, der immer einen klaren und sicheren Blick für das Aktuelle und Zweckmäßige hat, ist als erster von allen Unterverbänden des Reichsverbandes mit einer großen Kundgebung gegen die Lustbarkeitssteuer an die Öffentlichkeit getreten Er zeigte das zurzeit beste Werbemittel, nämlich den bekannten Steuerfilm der Spitzenorganisation, und ließ dazu eine Reihe ausgezeichneter Redner aufmarschieren, die einem interessierten P.cnum nicht nur das Problem der Lustbarkeitssteuer klarlegten, sondern auch kurz, treffend und überzeugend die Bedeutung des Films auf den verschiede¬ nen Gebieten aus¬ einandersetzten. Reinhold Mei߬ ner, Köln, leitete die Veranstaltung, begrüßte kurz die Vertreter der Parlamente. die Repräsentanten der Kommunen, seine Kollegen und die Presse, und gab dann dem Syndikus Sander das Wort, der ganz kurz all das zusammenfaßte und aufzeigte, was vom Standpunkt der Industrie zu diesen Dingen zu sagen ist. Nach ihm spricht Guttmann: immer an Beispielen die absolute Berech¬ tigung der Indu- itri«fnrihrimf«n klarlegend. Er betont, daß es sich hier um eine Frage der ganzen Industrie handle. Vom Wohlergehen der Theater hängt alles weitere ab. Er bestätigt auch von seinem Standpunkt aus, daß die Theater die Kasse der Industrie seien und erklärt pointiert und überzeugend, daß zwar die Theaterbcsitzcr die eigentlichen Führer im Streit seien, daß es sich hier aber nicht nur um eine Ver¬ besserung der Lage der Kinoinhaber handle, sondern daß alles, was mit der Industrie zusammenhängt, von einer Lösung der Lustbarkeitssteuerfragc abhängig ist. Dann spricht Herbert Eulenberg, ein Mann, bekannt dafür, di.ß er nur für das eintritt. was wirklich seine Überzeugung ist. Seine Ausführungen folgen nachstehend >m Wortlaut. Sie sind bereits von einem großen Teil der rheinischen Presse gedruckt und werden voraussichtlich der Industrie erhebliche Dienste leisten. Schließlich er- tfreiil noch ein Mediziner das Wort. Lind dann spricht Siegfried, der Berliner Stadtver¬ ordnete und der Zweite Vorsitzende des Reichsverbandes. Er appelliert vor allem an die politischen Parteien und erklärt, daß es sich hier um eine Kulturfrage ersten Ranges handle. Man möchte wünschen, daß seine Kandi¬ datur zum Reichstag — er ist bekanntlich in Potsdam aufgestellt — in ein definitives Mandat umgcwandelt "'ird. Dann würde von der Tribüne des Reichstags herab auch einmal uneingeschränkt für den Film gesprochen. Allerdings sieht es aus. als ob die Auffassung der Parla¬ mentarier anders geworden ist. In Düsseldorf meldeten sich Dr. Klamt von der Wirtschaftspariei zum Wort, ein Parteigenosse Siegfrieds, sowie der Zentrumsabgeordnete Treitscheid. Beide sprechen sich dahin aus. daß sie jetzt besonders durch den Film die Probleme anders sehen und daß sie im Sinne der Industrieforderungen wirken Die Wirtschaftspartei hatte übrigens ihren Zweiten Vorsitzenden, den Landtagsabgeordneten Colosser, von Berlin nach Düsseldorf dirigiert. Man wird in dieser Partei vorläufig wohl die stärkste parlamentarische Stütze finden. Schließlich nahm noch Karl Gordon das Wort, der rheinische Ver¬ treter der Ufa. F.r hielt sich nicht mit der Theorie auf, sondern be¬ leuchtete die Zu- . lande mit ein paar Beispielen aus der Praxis. Der ..Weltkrieg¬ wurde vom steuer¬ freien Film zum abgabepflichtigen, weil eine ihm vor¬ angehende Beethovenouver¬ türe ein oder zwei Minuten länger dauerte. Ein anderer volksbildcnder Film hat diese Eigenschaft ver- laren, weil eine Kommission sich auf den Standpunkt stellte, der Film sei zwar volksbildend und künstlerisch wertvoll, die Kopie aber, die vorgeführt würde, sei eine mechanische Vervielfältigung, die nicht unter das Befreiungsgesetz falle. Diese Fälle haben, wie wir nachher hörten, auf die be¬ hördlichen Vertreter entsprechend gewirkt. Es scheint, daß die Düsseldorfer Tagung ein voller Erfolg gewesen ist, für die der Syndikus Sander, der die Tagung vorbereitete, in erster Linie den Dank der Industrie verdient. ★ Wir lassen nun die Ausfuhrungen Herbert Eulenbergs im Wortlaut folgen: „Eine ernste Sache hat uns hier zusammengeführt, eine Sache nicht so sehr von künstlerischer Bedeutung als von wirtschaftlicher, aber auch von vaterländischer Bedeut¬ samkeit. Es handelt sich nicht nur um Geld und Geldes¬ wert in dieser Angelegenheit. Es geht dabei mit um die Erhaltung unserer Eigenart und unseres Volkstums. Wenn die deutsche Filmerzeugurg sich nicht mehr halten kann, wenn ihr letzter schöner Rest, der uns von ihrer großen früheren Entfaltung geblieben ist, verlorengeht, dann geht mit ihr auch wiederum ein großes Stück unseres Deutschtums und unserer Volkswesenheit dahin. Die Mu¬ sik, einstmals unser höchster Stolz, unser köstlichstes Kleinod, ist bereits in ihren tagtäglichen Darbietungen für das Volk, seinem Tanz und seiner leichten Unterhaltung veramerikanisiert und verjazzt worden. Selbst auf den Von link* nach recht*. »lebend : Landlai;%abg. Colourr Berlin. S o m nur • 11 b erleid l.andtafiaabg. Tcid*chcid (Zentr'. AbcU-Koln. Aro«-Berlin Sander • L«u*»cldorf Siteend Guttmann -Berlin. Mcißncr-Knln. S i e * • r i c d - B e r I i n