Der Kinematograph (February 1928)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Seite 14 Nummer 1095 Fabrikat: Verleih: Manuskript: Regie : Hauptrollen : Länge: Uraufführung: Defu Defina Curt J. Braun Robert Land Mary Carr, Dieterlc. Kortner 3110 Meter, 8 Akte Beba-Palast „Atrium" II. Abend: Des Volkes Not. Hergestellt von der Universum-Film A. G. Bearbeitet von Major a. D. Soldan u. Major a. D. Volkmann Verleih: Ufa Länge: 2639 Meter, 6 Akte Uraufführung: Ufa-Pavillon s kann keinem Zweifel unterliegen, daß dieser neue Defu- Filro. den Robert Land inszeniert hat. zi den stärksten literarischen Erzeugnissen der letzten Zeit gehört. Dieser Film, ausgezeichnet in seiner Bcsetzurg. fein durch¬ geführt und abgestimmt in den Detail' greift ein vo.kstüm- liches Thema auf. das schon in anderen Variationen erfolgreich verwertet worden ist. Er ändert den weitverbreiteten und vielgelesenen Ron- Hermann Sudermann, über¬ trägt ihn gemeinsam mit Curt J. Braun in das Filmische und gibt ihm. wenn man will, unter absoluter Berücksichti¬ gung der ostpreußischen Fär¬ bung etwas Internationales, einen Zug ins Große. Es han¬ delt sich um das Schicksal des alten Meyhöfers der vor lau¬ ter Plänen und Schulden sein Gut und dessen Bewirtschaf¬ tung so vergißt, daß er eines Tages aus dem Herrenhaus auf ein kleines abgelegenes Bauerngut ziehen muß. Paul, der Sohn arbeite 1 . von frühmorgens bis in die späte Nacht, um die Familie einigermaßen über Wasser zu halten. Er sicht ganz in der Ferne als Ideal Elsheth. die Tochter des Baron Douglas die auch ihn liebt, von der er aber keine Hilfe will, weil ihm das Wichtigste ist. sich und die Seinen vor allem die Mutter, selbst durchs Leben zu bringen. Wie ihm der Vater das schwer macht, wie dieser Säufer und Phantast immer wieder seine Pläne durch¬ kreuzt das ist tragisch, greift ans Herz und wirkt selbst dann noch nach, wenn sich schließlich alles aufgeklärt hat wenn der Mutter ein glücklicher Lebensabend ge¬ sichert. die Schwester ver¬ sorgt ist uni Paul endlich seine Elsbeth heimführt. Wundervoll die Ruhe, d'e aus allen Bildern dieses bewegten Spiels spricht. Glänzend gesehen die einzelnen Typen, die man als schauspielerische Höchstleistungen anerkennen muß. selbst wenn man im einzelnen nicht mit allem einverstanden ist, z. B. mit Kortners übertriebener Maske. Eine kleine Sensation die Mutter der Mary Carr, sicherlich geschäftlich ein großer Vorzug, obgleich schauspielerisch nicht alles im deutschen Sinne ideal zu sein scheint. Gut Carl de Vogt als Baron Douglas, Vera Schmitterlöw als Elsbeth. Am besten vielleicht Dieterle. der eine Bombenrolle vorfand und schließlich anzuerkennen auch Louis Ralph. Pointner und Hansen. Grete Mosheim fand eine Rolle, die ganz in der Linie ihrer Begabung und Fähigkeiten liegt. Sic hat Szenen, die unvergeßlich bleiben und bei denen man gerade in diesem Falle erkennt, was ein feinsinniger, kluger und routinierter Regisseur alles aus dieser Künstlerin herausholen kann. Das Ganze war ein großer, starker Erfolg. ie eindrucksvolle erschütternde Wirkung dieses 2. Teiles des Wcltkriegfiims war bei der Premiere im Ufa-Pavillon ebenso spürbar wie bei der Festvorstellung im Ufa-Palast am Zoo. die dem Wohle der Hindenburgspendc diente. Wieder sind die verdienstvollen Mitarbeiter der Weltkriegs-Trilogie, die Majore a. D. Soldan und Volkmann. Leo Lasko. tätig ge¬ wesen. die aus während des Krieges gedrehtem Original- material und ergänzenden Aufnahme ein abschließendes Bild des Völkerringens ge¬ schaffen haben. Sic geben diesmal weniger kartogra¬ phische Trickzeichnungen wenngleich solche, um das Verständnis zu erleichte-n. natürlich nicht fehlen. Die Kriegsja'ne 1915-16 ziehen auf der Leinwand vorüber. Die Mittelmächte sprengen den Ring, den die Entente um das Herz Euro¬ pas legte, und drängen den Feind übera 1 zurück. Im Osten gelingt der Durch bruch bei Gorlice und Kowno; die Russen werden über die Düna zurückgewor¬ fen. Die wilde Offensive der Engländer und Franzosen zwingt zum Generalangriff bei Verdun. Der helden¬ mütige Kampf, gipfelnd in der Eroberung des Forts Douaumont, das Trommel¬ feuer an der Somme brin¬ gen die Entente in Gefahr: Marschall Joffrc wirft sämt¬ liche verfügbaren Truppen vor. Der Grabenkrieg setzt ein und zieht sich von Flan¬ dern bis zu aen Vogesen hin. Dafür wird der Balkan ge¬ stürmt, Serbien übertannl und der Verbindungsweg nach der Türkei nach Asien frcigelegt. — Aber nicht nu' das Ringen an der Front isi Gegenstand des großen Gemäldes, Etappe und Heimat werden in die Schilderung einbezogen. Wie die Männer an den Fron¬ ten. so kämpfen und darben die Frauen in der Heimit, darben bei verringerten Lebensmittelrationen, besetzen die Posten in Fabriken und anderswo, die ehedem ihre Männer auslülltcn. Die wcchselvollen Bilder bringt der Film in geschicktem Schnitt, so daß wahrhaft ein Bild jener eisernen Tage entsteht, deren dokumentarischer Wert für die Jetztzeit und für die Nachkommen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Schlachtenbilder sind von überwältigendem Eindruck. Sic entsprechen in ihrem Ernst vollkommen der Größe des Themas. Sie sind nicht einseitig, wie die Mehrzahl der BilJer in den Spielfilmen, in denen der Weltkrieg nur als tragische Fassade privaten Leides erscheint, sondern sie lassen dem Gegner, etwa dem Marschall Joffre, Gerechtigkeit angedeihen. Denn dieser Film ist keine Angelegenheit eines Theater¬ abends. sondern er ist Schicksal. Er ist eine Mahnung und deshalb mit Recht für Jugendliche freigegeben worden.