Der Kinematograph (February 1928)

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Seite 16 Nummer 1095 Fabrikat: Verleih: Manuskript: Regie : Hauptrollen : Länge: l'raufführung Ama-Film Ama-Film Nach dem Roman von Oestercn Carl Wilhelm Albani, Gibson, Ferrari 1973 Meter. 6 Akte : Phoebus-Palast c unkomplizierter und geradliniger eine Hand¬ lung ist. desto besser kommt rie im Film heraus. Dieses erste Gebot für Drehbuch - Schreiber wurde von den Manuskriptautoren der ..Pflicht, zu schweigen", nicht genügend beachtet. Daß jemand den begreiflichen Ehr¬ geiz besitzt, mit einer bunten Handlungsfüile locken zu wollen, ist zu verstehen, aber es geht dann nicht ohne sehr viel Titel und ein paar Geschraubtheiten ab. die bei klarerer Führung der Handlung zu vermeiden gewesen wären. Die Ereignisse erzählen von einer schuldlos geschiedenen Frau, die ihren Gatten noch immer liebt, ihm Geld für eine neue Existenz gibt und unglücklich ist, als sie von seiner Untreue hört. Ein schurkischer Freund des Gatten nutzt ihre Verzweiflung cls Aben- »euer einer Nacht aus. Später lernt sie den sehr liebenswürdigen Bruder des Schurken kennen, der sic gern heiraten möchte, aber sie wagt nicht, ihm anzugehören, weil sie fühl., daß zwischen ihnen beiden die Schuld der verhängnisvollen Nacht steht Nacn mehreren, noch komplizierteren Vorgängen der gleichen Art blüht natürlich beiden doch noca das happy cnd. — Eine solche Handlung ist von vornherein für den Film wenig ge- eignet. Die Menschen sind Romanfiguren von vorgestern, und die Vorfälle wirken kon¬ struiert. Man kann so etwas nur noch wirk¬ sam als Reißer mit einer Paraderoll; für die Hauptdarstellerin spielen. Ein paar alte Nielsenfilme stehen literarisch auf demselben Kolportageniveau und erschütterten nur, weil eine Virtuosin. wie die Nielsen, zum Mittel¬ punkt wurde, auf den alles Lic’it fiel. Carl Wilhelm, der auch am Manuskript beteiligte Regisseur, aber versuchte, einen Spielfilm zu schaffen, der Kolportagev orgänge auf ein höheres, nicht nur äußerlich aufgedecktes, sondern seelisch seziertes Niveau hebt. Das erreicht er in einigen Szenen, d e aber nicht immer verdecken kirnen, wie wacklig in psy¬ chologischer Hinsicht die ganze Angelegen¬ heit ist. Eine Fülle prominenter Namen war auf- geboten worden, um den Intentionen des Re¬ gisseurs nachzugeben. Aber nur Vivian Gib¬ son. Bruno Kästner und Kurt Gerron. die schärfer spielten, als es die dämpfende Regie von ihren Partnern verlangte, erhielten so etwas wie ein eigenes Gesicht. Die Hauptrolle war der schönen Marcella Albani anvertraut worden, die ihren Scharm an eine Romanfigur verschwendete, der auch sie keine Seele einzuhauchen vermochte. Gustav Fröhlich versuchte vergebens, seine jugendliche Frische in den Vordergrund zu drängen. Auch Angelo Ferrari. Jack Trevor kamen wenig über konventionelles Theater Das umfangreiche Personenverzeichnis — die kleinsten Rollen waren mit „Namen“ be¬ setzt — weist noch Julia Scrda. Camilla von Hollay. Paul Samson-Körner auf. Fabrikat: Filmt). W. Fcindt Verleih: Filmh. W. Feindt länge: 2800 Mir.. 7 Akte Uraufführung: Emclka-Palasl enn Cilly Fcindt auf dem edlen Vollblüter „Feld- marschall" ein bravouröses Kennen reitet, cs — natürlich — gewinnt und mit dem Sie¬ gespreis ihren Vater, der ei¬ gentlich nur ihr Pflegevater ist. vor dem wirtschaftlichen Zu¬ sammenbruch retten kann, dann ist das Publikum restlos be¬ geistert und applaudiert der kleinen. reizenden. mutigen Cilly stürmisch. Auch sonst ist das Drehbuch, das Ida Jenbach nach einer Idee von Ruth W'illard schrieb, ganz geschickt gemacht, wenn¬ gleich es dramaturgisch besser gewesen wäre, wenn das Ren¬ nen, das den Höhepunkt des Filmes bildet, auch der Schlu߬ akkord gewesen wäre. In der Handlung gibt es aller¬ lei Komplikationen, die ja nicht neu sind, aber ihren Zweck. Spannung und Rührung hervor¬ zurufen. vollauf erfüllen. Es ist da ein Vagabund, der sich als der richtige Vater des vermeintlichen Gutsbesitzer¬ töchterleins entpuppt, der aber nach etlichen Erpressungsver¬ suchen sein besseres Selbst entdeckt und sich still davon¬ macht. uw» das Glück und die Zukunft seines Kindes nicht zu gefährden. Der Mann der den Vaga¬ bunden aufputscht, gegen den Gutsbesitzer, der des Land¬ streichers Bruder ist. ein bi߬ chen erpresserisch vorzugehen, wurde zu seiner wenig schönen Handlungsweise bestimmt, weil das liebe nette Mädchen seine Liebe nicht erwidert. — Auch dieser Mann gehl in sich und bemerkt an sich, durch Cillys Liebreiz bezwungen. daß der Mensch doch eigentlich gut ist. So kommt alles zum guten Ende, das sich im Leben meist nicht so harmonisch gestaltet. Unter der sehr anständigen Regie Romano Mengons gab sich Cilly Feindt schlicht und natürlich; ihrer frischen Jugend gehören alle Sympathien. Gute Leistungen boten Harry Gondi. Paul Rchkopf, Arno Korff, Harry Hardt. Starker Beifall bei der Pre¬ miere. Fabrikat : Fox-Europa-Film Verleih: Deutsche Vcreins-Film-A.-G. Regie : Dr. Jobs. Guter Photographie: Edg. S Ziescmcr Hauptrollen: Schmi terlöw, Neuß, Fuettcrer Länge: 2206 Meter. 6 Akte Presse-Vorführung aß man nachgerade zur Vorführung eines Rheinfilmes mit gemischten Gefühlen geht, unter denen eine tüchtige Dosis Skepsis vor¬ herrscht. ist begreiflich. Aber, mit der nach Rüdcsheim verpflanzten Linde ist es nicht so schlimm; man darf sogar eine angenehme Enttäuschung registrieren. Nicht, daß dieser Rheinfilm nun gerade etwas Neues brächte. Die volksslückmäßigc Handlung hält sich an bewährte Rezepte. Da ist der junge Graf Hohenstein, der (offenbar in Bonn| studiert, aber recht häufig auf seinem Motorrad nach Rüdcsheim flitzt, wo die schöne Linde stehen soll, unter der er sich gern und of! mit dem hübschen Schmie- detöchtcrlein trifft. Dann der brave Schmied, ein Mann, von dem es in den harmlosen Untcrhaltungs- romanen immer heißt, daß er „e-n Mann vot. altem Schrot und Korn sei". Der Schmied war einmal in Mordverdacht geraten, diese Geschichte ist aber klugerweise nur angetippt und nicht weiter ausgesponnen. Der junge Graf und Christel, des Schmiedes Töchtcrlein. lieben sich; natürlich soll der Graf eine andere heiraten. Aber, da cs in Rheinfilmen so gehen soll, wie es den Wunsch¬ träumen des Publikums entspricht, endet die Sache schöner und glücklicher, als cs in Jcm — ach so rauhen — Leben zj sein pflegt, der Herr Fritz von Hohenstein führt seine ge¬ liebte Christel heim auf sein Grafenschloß, auf dessen Dach allerdings einig; betracht- li-he Hypotheken lasten. Dr. Guter hat den Film ganz sauber in¬ szeniert. Man sieht sehr gut aufgenommene Bilder einer Rheinfahrt, und für derben, volks¬ stückmäßigen Humor ist auch gesorgt. Dem szenischen Ablauf, der munter md anregend ist. scheint die geschickte Fox - Bearbeitung recht gut bekommen zu sein. Vera Schmittcrlöw und Werner Fuettcrer spielen das Liebespaar so, wie es sich für einen richtigen Rheinfilm gehört. In einer kleinen Rolle fällt die offenbar begabte Ger¬ trud Kornstadt angenehm auf. Alwin Neuß zeichnet den Schmied volkstümlich schlicht eine erheiternd-komische Figur ist Carl W. Meyer. Aus einer im Manuskript schablo¬ nenhaft angelegten Intrigantenfigur macht Paul Hcnckcls e ; nen richtigen Menschen. Die deutsche Filmproduktion, an Talenten nicht so übermäßig reich, sollte einem so starken, ein¬ dringlichen Mcnschcngcstalter wie Henckcls viel mehr Aufmerksamkeit widmen. In dem Film gibt es natürlich eine Reihe von Rheinliedcrn und ganz besonders zur Handlung gehörend das Lied von der Linde, die am Rüdesheimer Schloß steht, ein Lied, das gar prächtige Reime hat und auch sonst voll sonnigen rheinischen Gemütes ist. Der Rüdcshcim-Film der Fox. der bereits in vielen Kinos gleichzeitig eingesetzt wurde, wird überall den Beifall des Publikums haben.