Der Kinematograph (February 1928)

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Seite 26 Einern atoßcapf) Nummer 1096 Das Spiel mit Zahlen Man schreibt uns: Unter der verblüffenden Überschrift „Eine bedeutungs¬ volle Erfindung — Wie die Welt jährlich 3'Milliarden ersparen kann" veröffentlicht man in de* Tagespresse über den Amfa-Projektor längere Ausfüh ungen. Der ganze Artikel fordert hei objektiver Beurteilung von An¬ fang bis Ende Berichtigung auf Berichtigung heraus. Mit 1 eichtfcrtigkeit wird mit unkontrollierbaren Zahlen jongliert, deren scheinbare Ergebnisse dem Laien impo¬ nieren und falsche Vorstellungen hervorrufen, beim Fach¬ mann aber nur geringschätziges Lächeln erwecken. 3'.- Milliarde Ersparnis ohne irgendwelchen Verzicht! - Das ist eine Summe, die zum Nachdenken heraus¬ fordert und jeden in seinen Bann rieht. Leider ein Luft- gehildc! Davon überzeugt schon die Gegenüberstellung von Zahlen (die ersten sind dem Aufsatz entnommen, die zweiten entsprechen den Tatsachen). Die Zahlen des Aufsatzes: Die Zahlen der Wirklichkeit: Lichtspieltheater in der Weit: 200000 ca. 50000. von denen nur J0 «0000 Ugl vorfuhren Tägliche Filmprojektion in Meter unter Berücssichtigun1 dafi viele Theater n ir tagweise oder ein-bzw. zweimal täglich vorführen. 10000 Meter 6000 Meter Preis des Filmpositivs in Meter 50 Pfennige 35—20 P ennige Ein Film läßt sich wie ofl vor- führen: 100 ma | 300 m ,| Gesamfkosten der jährlichen Positivfilme bei 350 Spieltagen unter Zugrundelegung des Aufsatzes 3'/. Milliarde Mark 105 Millionen Mark Also: 3'.- Milliarden Mark sollen jährlich „durch die unrationelle Arbeitsweise der bisherigen Projektoren” . . . im wahrsten Sinne des Wortes „verpulvert" werden. Da nun aber der Amfa-Projektor immerhin 1000 Voiführungen mit dem Film garantiert — wo stehen die Kosten der er¬ forderlichen Positive? Wie kann es im Hinblick hierauf überhaupt möglich sein, daß selbst durch einen optischen Ausgleichsprojektor diese Milliarden gerettet werden können ? Gewiß verschlingt der Verschleiß an Kopien alljähr¬ lich ansehnliche Summen, die aber doch nu- geringe Bruchteile der jeweiligen Herstellungskosten eines Groß- film-Negativs sind. Denn die für einen solchen benötigten etwa 20 Kopien kosten immerhin nur ca. 20 000 Mark. Die Behauptung, daß ein optischer Ausgleichsprojektor die Lebensfähigkeit eines F'iimbandes mit Leichtigkeit auf ein Hundertfaches steigern kann, würde nichts anderes bedeuten, als daß ein Filmband in ihm noch nach 30 000 Vorführungen brauchbar wäre. Diese Behauptung straft sich selbst Lügen. Die Film- und kinotechnische Industrie ist sich vielmehr darin einig, daß mit vollem Recht die Malteserkreuz-Projektoren dank ihrer Vollkommenheit im Lauf. Aufbau und vieler anderer Vorzüge noch immer herrschen und auch weiterhin herrschen werden. Es sei zur Ehrenrettung dieser Projektoren gesagt, daß zu den wirklichen Filmzerstörungsquellen am wenigsten der ruck¬ weise Filmtransport gehört. Von starkem Einfluß ist ebenso die Wärmeeinwirkung im ßildfenster, durch die der Film ausgetrocknet und spröde wird, wie Beschädi¬ gungen heim Versand, Umwickeln, durch schlecht ge¬ pflegte Maschine usw. Übrigens ist der Amfa-Projektor wohl kaum berufen, für die Entwicklung des Filmwesens „bahnbrechend" zu sein, „eine völlige Umwälzung auf dem Gebiet der Kinematographie" herbeizuführen. Apparate mit optischem Ausgleich sind nicht neu. War doch der erste Apparat, in welchem Filme gezeigt werden, ein optischer Ausgleichsprojeklor. das „Praxinoscop" des Franzosen Reynauld. der mit seinem Apparat bereits vor 1895 Filme vorführte. Es ist aber bezeichnend für d ; e Entwicklung der Kinematographie, daß erst die Appara.c mit ruckweisem Filmtransport der Kinematographie den Aufschwung brachten, den sic bis zum heutigen Tage er¬ reich! hat. Auch in neuerlicher Zeit wurde nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis der optische Aus¬ gleich verwendet, so in der Ernemannschen Zeitlupe für Kinoaufnahmen, für die Projektion der Mechau-Projektor. darüber hinaus ein französischer Apparat. Jedenfalls ist das Prinzip des optischen Ausgleichs so alt wie die Kine¬ matographie selbst. Wie weil sich neue Systeme prak¬ tisch bewähren, muß die Zukunft lehren. Es bedeutet geradezu die Tatsachen auf den Kopl stellen, daß die bisherigen Malteserkreuzapparate einer Verbreitung der Kinematographie im Schulbetrieb hinder¬ lich gewesen sein sollen: „weniger die Kosten einer ein¬ maligen Einrichtung als die dauernden Filmerncuerungcn waren hier ganz untragbar". Ein einziger Beweis, daß bei sachgemäßer Behandlung mit drei- oder vierhundert- maligcm Vorführen unbrauchbar gewordene Schulfilme dic weitere Verbre tung der Schulkinematographie verhindert hätten, würde mich eines besseren belehren Schon manchem Ausgleichsprojektor ging ein besserer Ruf voraus, als er sich in der Praxis »rwerben konnte. Manche Modelle wurden von Erfindern eder Fabriken konstruiert, ohne daß sic Eingang in die Praxis fanden. Es war nicht Aufgabe des Aufsatzes, sich mit dem Wesen des ,,Amfa"-Projektors und se ; nem optischen Ausgleichssystem zu beschäftigen: über dessen Geeignet¬ heit wird die Praxis nach längerem Lauf das beste Urteil fällen. Karl Wiedemann. B e r I i n SC) 36 Ae Harzer Str. 39*42 FILM - KOPIER - WERK. Entwickeln - kopieren -titel -photos film-Lagerung GENERAL-VERTRETUNG» KARL GEYER - VERTRIEBS - GES. M. B. H. , BERLIN SW4S FRIEDRICHSTRASSE 2.31 z FERNSPRECHER: BERGMANN 3010, 3017