Der Kinematograph (February 1928)

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Seile 10 Nummer 1097 me die größere Ausnutzungsfähigkeit gegeben ist. während auf der anderen Seile wiederum eine Einschränkung der Pioduktion, soweit die Zahl der Filme in Frage kommt, möglich gemacht würde. Gerade im gegenwärtigen Augenblick spielt die Frage nach der Zahl der Bilder, die wir auf dem deutschen Markt gebrauchen, eine wesentliche Rolle. Wir denken dabei nicht so sehr an die Kontingentierung, sondern in erster Linie an die eigene Erzeugung, die sich selbst¬ verständlich beim Film genau so wie überall nach der Nachfrage richten muß. Wir wissen, daß es manchem Theater nicht angenehm klingt, wenn die Forderung aufgestellt wird, daß die Zahl der Filme, die insgesamt auf dem Markt erschzincn, so niedrig wie möglich zu halten ist. — Man wird dem ent¬ gegnen, daß die¬ sem eingeschränk¬ ten Angebot tot¬ sicher eine Preis¬ steigerung gegen¬ übersteht. die von dem Theaterbesit¬ zer einfach als nicht tragbar be¬ zeichnet wird. Hier in diesen Spalten ist immer gesagt worden, daß die Kirche im Dorf bleiben muß. daß also den The¬ aterbesitzern Fil¬ me zu angemesse¬ nen Preisen gelie fert werden sol¬ len. Wir haben gerade in der vo¬ rigen Woche dar¬ auf hingewiesen, daß eigentlich nie¬ mand in Deutsch¬ land ist, der wirk¬ lich für alle Plätze den wirklich an¬ gemessenen Preis nennen kann. — Wir haben so viel von Statistik geschrieben und gesprochen. Man hat dickleibige Bücher veröffentlicht, in denen alle möglichen Zahlen fein säuberlich geordnet zu lesen waren, aber man hat das Grundlegende vergessen, nämlich die Feststellung, was denn eigentlich das deutsche Theater und damit der deut¬ sche Verleiher für «inen Film aufbringen kann, eine Fest¬ stellung. die darum auch für den Fabrikanten wesentlich ist, weil er aus diesen Zahlen schließen kann, was er denn nun tatsächlich für den Film aufwenden darf, um rentabel zu arbeiten. Diese Methode, etwas sehr stark ins Blaue hineinzuwirt¬ schaften. war bis vor kurzem Grundübel der Filmproduk¬ tion in allen Ländern. In Amerika hat man das auch erkannt und hat seit einiger Zeit den Weg beschritten, der hier gerade in der letzten Zeit so oft vorgeschrieben wurde. Wir selbst haben uns vor mehr als Jahresfrist um den Hunderttausend-Mark-Film gestritten. Wir haben die Situation genau so gefühlsmäßig erfaßt, wie viele andere mit uns. Aber dann ging der Streit unter falschen Ge¬ sichtspunkten weiter. Man kämpfte nämlich darum, ob derartige billige Filme überhaupt kaufmännisch lebens¬ fähig seien. Während es in Wirklichkeit schon damals darum hätte gehen müssen, die Produktionsmelhode um¬ zustellen, daß der Herstellungspreis sich gesenkt hätte. Diese Senkung der Herstellungspreise in Verbindung mit der rationellen Ausnutzung allein kann uns zu der defi¬ nitiven Gesundung führen, die so oder so herbeigcführl werden muß. Wohin wir mit dem alten System gekommen sind, und wieder kommen werden, zeigen die augenblicklichen Zu¬ stände. Man darf sich nicht dadurch .äuschcn lassen, daß man den augenblicklich starken Zufluß frischer Kapitalien als Zeichen eines neugestärkten Vertrauens zum Film ins¬ gesamt auffaßt. Wo man heute erneut große Summen investiert, geschieht das aus dem Gesichtspunkt heraus, daß man neuen Männern, die man für größer und ver¬ nünftiger hält, neue Kapitalien anvertraut oder aber, daß inan aus der Not eine Tugend macht und ein verfahrenes Unternehmen wieder liquid macht, weil politische oder andere personelle Gründe mitsprechen. —- Man hat über wirtschaftliche Zusammenbrüche in der letzten Zeit ir. vielen Fällen den Mantel der Liebe gedeckt, weil man Sanie¬ rungsversuche nicht aufhalten wollte, und weil man vor allen Dingen die Fir¬ men. die unter den Leidtragen¬ den waren, nicht weiter zu schädi¬ gen beabsichtigte. Es ist das ein Entgegenkommen der Publizistik, das nicht genug anerkannt werden kann. Aber die¬ ses Entgegenkom men hindert nicht, ernst und nach¬ drücklich darauf hinzuweisen, daß es nicht damit getan ist, daß man den einen oder anderen reitet, daß man hier und da ein Loch zudeckt, sondern daß vor alien Dingen aus diesen Vorgängen Lehren und Konse¬ quenzen gezogen werden müssen. Geschieht das nicht in allernächster Zeit und begibt man sich weiter auf das Gebiet der Phantastik, macht man sich Illusionen, wo die realen Zahlen sprechen müßten, wird es dazu kommen, daß man ernsthaft nicht nur gegen Sachen, sondern auch gegen Personen Vorgehen muß. Wir haben gerade so oft in der Filmindustrie einen Personenkult getrieben, der auf den Eingeweihten ge¬ radezu komisch wirkt. Es kam dazu, daß man jedem ein Loblied in sämtlichen Dur- und Molltonarten sang, der irgendwo an eine Stelle gerückt wurde, wo er irgendeinen Einfluß auf gewisse wirtschaftliche Dinge hatte, die leider gerade bei jenen publizistischen Organen eine große Rolle spielen, die sich immer als besonders objektiv aufspielcn. Mit der Reorganisation der Filmindustrie geht auch eine Reorganisation dieser Auffassungen vor sich. Man wird unter dem neuen Kurs und unter dem neuen Regime in erster Linie diejenigen Publizisten und diejenigen Organe hochschätzen, die gründlich und ehrlich die Wahr¬ heit sagen, unbeirrt um die Meinungen des einzelnen und um die Strömungen des Tages. Wir haben gerade in der letzten Zeit gesehen, daß unsere großen Verbände endlich die große Linie gefunden haben, auf der sie getrennt marschieren und vereint schlagen. (SchluS 1. Seite Kl. Notizbuch)