Der Kinematograph (February 1928)

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Nummer 1097 Aintmatograpfj Seite 17 ^■bhhhbbhbhbbhhhhhhhhbhhhhmhhbhhhhhhhhbhhhhhhhhbbhhbhhhp or Jahren hat man diesen Stoff schon einmal Besehen. Damals spielte Maria Carmi die Therese. Ihr Mann war klein, bucklig, unansehnlich und ihr Liebhaber groß, stattlich, imponierend. Das Problem war vielleicht mehr auf das Äußerliche gestellt. Aber die dramaturgische Bearbeitung war bedeutend besser, obwohl diesmal die erste Garnitur der Dramaturgen bei der neuen Auflage am Werk waren. Was ar. diesem Film der Dcfu. der unbedingt zu den künstlerischen Er¬ zeugnissen des Jah¬ res zählt, auszu¬ setzen ist, ist die unendliche Länge. Wir schätzen drei¬ tausendfünfhundert Meter, von denen gut und gern tau¬ send oder tausend- zweihundcrt Meter herausgeschnittcn werden könnten., um vielleicht noch Tempo in eine Handlung hineinzu¬ bringen, die heute die Zuschauer ein¬ fach niederschmet¬ tert, die sie quält und jenes Unlust- tfefühl erweckt, da.' der Tod |edcs Er¬ folges ist. Zugegeben, Ja- ques Feyder hat die ganze Angelegenheit künstlerisch ange¬ faßt, hat seine Bilder mit zauberischem Reiz angelegt, wählte Darsteller mit großem Können, unter denen Wolfgaog Zilzer ganz besonders hervorragt mit einer Leistung, die ihn in die erste Reihe unserer Charakterdarsteller stellt. Aber gute Darstellung, ausgezeichnet Bilder und vorzüg¬ liche Photographie machen noch lange keinen Filmcrfolg. Dazu gehört eine packende Handlung, gehört Tempo und gehört auch bei tragischen Stellen Temperament, das dem Franzosen Feyder merkwürdigerweise fast vollständig fehlt. N So erlebt man an diesem Film, an dem monatelang gearbeitet wurde, der also nicht billig gewesen ist. wieder einmal, was es bedeutet, wen man fabriziert, ohne Rücksicht auf die effek tiven Erfordernisse des Kinos. Wenn man feststcllt, naß neben dem ausgezeichneten Wolf¬ gang Zilzer Gina Manes und Schlettow Anerkenenswcrtes leisten, wenn man Marie-Laurent rühmend hervorhebt und fest¬ stem, daß La Jana hübsch aussieht. Henckcls wieder einen starken Eindruck hinterläßt, so geschieht das im Interesse der Gerechtigkeit. Eine gute Photographie (Frederik Fuglsang, Hans Scheib) allein rettet ein verfehlt angelegtes Manuskript (F. Carl- sen und Willy Haas noch lange nicht. in internationaler Operettenerfolg hat die Ursache zu einem Film abgegeben, der einer in Amerika gefeierten und bei uns gewiß nicht nach Gebühr gcschä*ztcn Schauspielerin, der Corinne Griffith eine Bombenrolle sichern sollte. Ein Film ferner, der kein historischer Film ist. aber .rolzdcm der Vor¬ liebe nach einem phantastischen Kostern e itgcgenkommt. wie es die vorletzte Mode der Kilmhcr- stellung gebieterisch erforderte. Aber Opcrettenschlager brauchen nicht it.i- mer Filmreißer zu eigentlich über¬ haupt nur einmal, beim Walzertraum, dank Bergers Regie gewesen. James Flood. der bei Lu- bitsch (in seiner er¬ sten Warner Zeit) in die Lehre ging und sich dann breit zu machen verstand, ist ein Talent drit¬ ten Ranger,. der selbstverständlich nur eine höchst mit¬ telmäßige Arbeit zustande gebracht hat. Die Librettisten Schanzcr und Wch- lisch sind gewiß alles andere als Helden der Litera¬ tur. sondern geschickte Kaufleutc. die den Anforderungen des Operettenmarktes nach der Konjunktur entgegenkommen. Ihr Werk ist in den dramaturgischen Werkstätten der First Na¬ tional, die der Leitung einer klugen und scharmanten Frau. Florence Strauß, unterstehen, mit allen Effekten der Film¬ wirksamkeit gespickt worden. Es ist also ein Film entstanden, der zwar in keinem Augenblick langweilt, der immer auf die Bild Wirksamkeit losgeht, der aber trotzdem nicht wie ein blühender, sondern wie ein Makartstrauß wirkt. Von der Handlung sei verraten, daß sic das uralte Thema jener Frau variiert, dir sich, um dem Gatten das Leben zu retten, dem Eroberer des Schlosses — solche Geschichten spielen stets während eines Operettenkrieges — für eine Nacht hingibt. Man kennt den Text und wird verstimmt, denn ab¬ gedroschener kann gar kein Motiv sein. Ein paar schauspielerische Leistungen retteten den Abend. Voran Corinne Griffith. die als Gräfin Maria von einer Zart¬ heit der Gestaltung und von einer Vermenschlichung filmi¬ schen Leidens war. die überzeugte und zum Beifall zwang Einar Hansen, den nun auch schon der Rasen deckt, hat sich unter Hollywoods Palmen nicht so entwickeln können wie unter den Gletschern Norwegens.