Der Kinematograph (February 1928)

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Seile 20 Nummer 1097 n allen Zirkusgeschichten und Zirkusfilmen spielt die Eifer¬ sucht eine große Rolle immer und immer wieder. Auch die „Tragödie im Zirkus Royal" macht davon seine Ausnahme. Die Verfasser. Armin Petcrsen und Alfred Lind, haben sich offensichtlich bemüht, der Schablone aus dem Wege zu gehen. Das ist ihnen aber, da eben wieder Liebe und Eifer¬ sucht die Triebfedern der Handlung sind, nicht gc- Da aber das Zirkusmilieu beim Publikum anscheinend wieder sehr in Gunst steht, kommt der Film dem Unter- haltungsbedürfn-s des Durch¬ schnitts-Filmpublikums ent¬ gegen. Oder ist es vielleicht gar nicht das Publikum, das immer wieder Zirkusfilme will, sind es am Ende nicht die Produzenten, die sich einreden. daß die Zuschauer nun einmal Zirkusßlmc wol¬ len? Hier dreht cs sich um eine berühmte Luttnummer. die „Geister der Nacht", die eine große Zugkraft ausüben und deren Mitglieder es sicher zu einem bescheide¬ nen Wohlstand gebracht hät¬ ten. wenn die verflixte Liebe nicht gewesen wäre. Armand, ein Mitglied der Truppe, liebt die schöne Ziska, die ebenfalls zur Truppe gehört. Da Ziska diese Liebe nicht erwidern kann, weil ihr Herz einem anderen Artisten- Partner, Frank, gehört, der nicht nur bei der Luftnum- mer. sondern auch im Leben ein Luftikus ist, glaubt der empfindsame Armand nicht weiter leben zu können und stürzt sich von der Zirkus¬ kuppel hinab in die Tiefe. Dadurch ist die Luftnummer aus dem Leim gegangen. Die drei übriggebliebenen Mitglieder der Truppe müssen in ein „kleines Verhältnis", d. h. sic müssen in einem dürftigen Wanderzirkus auft'eten. Da taucht nun ein D». Magirus auf, der — ein zweiter Coppelius — den „radio-mechanischen Menschen" konstruiert hat. den ei dem Trio als neuen Partner zur Verfügung stellt, auf daß es wieder zum vollwertigen Artistenquartett werden kann. Das wäre soweit ganz gut, aber der Herr Dr. Magirus verlangt als Gegenleistung die Liebe Ziskas. Da aber Ziska unentwegt ihren Frank liebt, kann daraus nichts werden, und die drei rücken unter Mitnahme des radio-mechanischen Men¬ schen aus. Ihr Auftritt im Zirkus Royal wird zu einem Bom¬ benerfolg, der aber dadurch gestört wird, daß der Dr. Ma¬ girus sich wieder einfindet und die arme Ziska bis hoch hinauf in die Zirkuskuppel verfolgt. Da aber der Herr Doktor kein gelernter Artist ist, bekommt ihm diese Exkursion schlecht: er stürzt ab und beseitigt somit das unbequeme Hindernis, das sich der Vereinigung Zisjia—Frank entgegenstellte. Sehr gut gelungen sind die Aufnahmen der Artistennummer, was auf das Konto des Kameramanns Edgar S. Ziesemer kommt. ddie Cantor ist die jüngste Ausgabe des grotesken ameri¬ kanischen Filmhumors. Er ist bei uns schon mit einigen Arbeiten recht nett eingeführt worden, vermochte cs aber bisher noch zu keinem Publikumsnamen zu bringen. Vielleicht gelingt es ihm. mit diesem Film die Massen zu erobern, denn er ist wirklich lustig und erinnert an die besten Arbeiten von Harold Lloyd, vergnügliches Lachen hervorrufend. Natürlich ist er. wie alle Filmkoir.ikcr, auch diesmal wieder der Galgenstrick, der seinen Eltern vielen Kummer durch lose Streiche bereitet. Eddie flieht also eines Ta¬ ges aus der Wohnung seiner Eltern und muß als ein¬ facher Briefträger sein Le¬ ben fristen, trotzdem sein Vater Geheimer Pcslral ist. Aber so sind die Eltern. Eddie Cantor aber, der Amerikaner ist, fühlt sich darüber nicht sonderlich be¬ trübt, denn als kesser Amerikaner findet er cs selbstverständlich, daß ein gesunder junger Mensch sich aus den gefährhschten Si¬ tuationen zieht. Sem ein¬ ziger Kummer ist nur. daß eine gewisse Madge Marren, die Bedienungsdame einer alkoholfreien — versteht sich — Frühstücksstube mit ihm zwar gut Freund ist, aber trotzdem die Huldigun¬ gen eines Kavaliers namens Jones nicht verschmäht. Denn dieser Jones besitzt nämlich Geld, während Ed¬ die, der lustige arme Brief¬ träger, jeden Cent dreimal umdrehen muß, che er ihn ausgeben kann. Dieser Jo¬ nes also schenkt der von ihm verehrten Madge eines Tages einen herrlichen Pelz¬ mantel. den er sich ausgerechnet durch Nachnahme übersenden läßt — wodurch der neugierige Eddie Cantor als Briefträger auf die Spur gebracht wird, wodurch man ein Frauenherz ge¬ winnt, als er selbigen Mantel bei seine: angebeteten Madge erblickt. Nun aber packt ihn die Wut, die noch röter wird, ais ihn Madge anvertraut, daß sie mit Jones sozusagen verlobt ist und ihn noch in derselben Nacht nach Südamerika folgen wird. Jetzt kommt, stets wirksamer Trick amerikanischer Drami- tuigie, die Häufung der Ereignisse und die Ankurbelung des Tempos zu atemraubender Spannung. Als unternehmungslustige Madge, die sich von einem Pelz¬ mantel bestechen läßt. wird von Jobyna Ralston gespielt, die wir als Partnerin Harold Lloyds kenncnlernten. Sie war gelöster und freier als jemals, vielleicht, weil ihre Rolle diesmal größere Möglichkeiten bot. Eddie Cantor erinnert entfernt an Buster Keaton. Trotzdem hat seine Komik ein eigenes Gesicht. Für eine Fülle lustiger Zwischenfälle sorgte die wohltemperierte Regie William Goo- drichs. der ein paar vorzügliche Gagmen besitzen muß.