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\ mmcr 1107 Sei ic 27 Von Dr. W. Kiesel. Richter Hamburg. er Kern des Filmprohlcms liegt in der richtigen Kr fasrung seines Verhältnisses zum Publikum. \nn die¬ se. i Gesichtspunkt aus gewinnt die Nachfrage der Massen ai schlaggcbende Bedeutung. Es ist leichter, das Publi- k. n nach der Seite der künstlerischen Gestaltung zu er 't icn, als die Massennachfrage stofflich zu regulieren .1 Itr Film kann künstlerisch gestaltet werden, und auch d erotische Film kann oft einen hohen Grad filmischer ki stlerischer Auffassung und Wiedergabe nicht verleug¬ ne Soweit nur der sö¬ ge innte Filmkampf nach der Seite der stofflichen Bl Kränkung geht, be¬ stellt die Gefahr. das K d mit dem Bade aus- zue mitten und etwas zu vtr lammen, was natürlich be. undet und notwendig erscheint. Es ist vor allem feh am, dem Kriminal- fil" seine Berechtigung und Notwendigkeit abzu- Slrc len und ihn als Kunst- gat ung im Rahmen der Filmkunst abzulchnen. Vor alk i bestehen keine kri- Win 1 politischen Beden¬ ken Die Wirkung eines Km unalfilms braucht übeihaupt nicht von kri- mir. Ipsychologischer Er¬ heb! ■ hkeit zu sein im Sinne irgendwelcher für die Kriminalität ungün- stiger Begleiterscheinun¬ gen Die vom Film frag¬ los i‘-gehende Suggestion ist mehr durch die Art der Wiedergabe als durch den Stof* gegeben. Natürlich sind 1 uch stofflich Gren¬ zen gezogen, die aber iedem.ills gegen die Zu- “sigkeit eines Kriminal- S ' nc * “ * '“'.* * " V nicht aus der Krimi- "alp-vchologic oder Kriminalpolitik entnommen werden " nnir| Der Kriminalfilm wird weiter seine Stellung :m wsernen Bestände des Filmrepertoircs behaupten, und Iran " ,r d sagen dürfen, mit gutem Recht. ts ls t ausgeschlossen, dem Publikum den Kriminalfilm jairzue-nthalten, wie es ausgeschlossen ist, der Presse die I nminj Jherichtcrstatlung zu entziehen, die täglich in * n gcn Spalten eine Flut der abenteuerlichsten Ereignisse - “nserem Auge vorüberziehen läßt. Die Bedeutung, tc * die Kriminalbcrichterstatlung der Presse gewon- «n hat. gibt uns einen Anhalt auch für die Bedeutung \on ^nminalität und Kriminalistik im Rahmen der F'ilmkunst. e ** starke Publikumsintcressc, dem die Kriminalberichl- m s atlun g ebenso wie die Kriminalliteratur, wie der Kri- licIT cnl ß c fSenkomint. ist kein Zufall, ist nicht künst- ein ^ Cna * lr *‘ sondern natürlich begründet. Es liegt in s j em ••■bestimmten und unbewußten Suchen des zivili- de« v" '^ cnsc hcn nach Zusammenhängen mit jener Welt Von ebrechens, in der der Urtricb des früher jenseits kom , U, . un< ^ ^‘ ,sc stehenden Menschen zum Durchbruch «nt"; , - ieBer der au * dem Wege der Zivilisation r zückt werden mußte, aber nie völlig unterdrückt ist. Damit hat man wohl den offenbaren, aber nicht den unterbewußten Konnex mit der Welt eines bedenkenlosen Tricblebcns verloren, über das ein notwendiges, aber doch künstlich errichtetes System der Ccscllschaftsmoral zu triumphieren glaubt. Und hieraus erwächst das Interesse für Kriminalprozcß und Kriminalhcrichtersiattung. Aber beide geben dem Menschen nü ht das. was er sucht. Nur selten ist cs vergönnt, in die Tiefen eines Kriininalfallcs zu dringen, um dann den fast immer schicksalhaften Vor¬ wurf eines Romans in bit- » terster Wirklichkeit zu er¬ leben. Der Prozeß, wie er meist zu unseren Ohren komn.t, allen menschlichen Beiwerks entkleidet, nur nüchtern und zweckhaft behandelt, ist meist nur ein kümmerlicher Extrakt. Er gibt nie emc Lösung. Immer fäill der Vorhang vor einer Episode, ohne «las Dunkel der Zusam¬ menhänge und psycholo¬ gischem Bedingtheiten ge¬ lichtet zu haben. Das isi das Unbefriedigende des Prozesses, das große Fra¬ gezeichen hinter der kri¬ minellen Wirklichkeit. Fis hlcibt beim Suchen und Tasten, beim Kombi¬ nieren und Raten. Aber der Mensch will Lösungen sehen, und er kann sic haben. Die gestaltende Kraft des intuitiv schal¬ tenden. weiterlebend in die 'tiefen jener anderen Welt hineinstcigenden Künstlers ist imstancc. di>- Binde zu lösen, die wir anderen vor den Augen - ■— ■ tragen. Sic veimittelt Be¬ greifen, w-i wir um Ver¬ ständnis vergeblich rin¬ gen. sie gibt uns die fehlenden Bindeglieder verwunder¬ lichster Begebenheiten, die unscicn stumpf und ci.scitig gewordenen Sinnen verborgen s nd. gibt uns die Idee von Gesetzmäßigkeit und Schicksalsnotwcndigkcit anstatt un lösbar scheinender Probleme, gibt das alles kraft der Intui lior. des künstlerischen Erlebnisses. In dieser Tatsache I e- gt r Möglichkeit lind Notwendigkeit des Kriminalfilms al- Kunstwerk begründet. Ein Film, der die Realität krimi¬ neller Wirklichkeit in geistvoller Durchdringung ihrer psychologischen Bedingtheiten zum Abrollen bringt, er¬ füllt damit eine Aufgabe, die ihm aus den Bedürfnissen der menschlichen Empfindungswclt gestellt ist. Es ist daher falsch, den Kriminalfilm als Kunstgattung zu ver¬ femen, wie man gemeinhin den Kriminalroman mit Schundliteratur identifiziert. Der Kriminalfilm ist nicht schon wegen seines Stoffes Schund und Schmutz. Es ist nur so, daß der Kriminalfilm in Verkennung seiner Bedeu¬ tung oft nicht im Rahmen wahrhaft künstlerischer Gestal¬ tung produziert ist. Das Publikum hat aber ein Recht darauf, diesen Stoff- kreis den gleichen ästhetischen Gcsctzm unterworfen zu sehen wie jedes andere Stoffproblem. Und wenn man