Der Kinematograph (July 1928)

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Seite 6 JUnematostopt) Nummer 1123 zerns liefen auch über ganz Peutschland verstreut, so daß lediiflich die Tatsache übri|;bleibt. dali die Emelka- Bürus in der Münchener Suir.enstraüc Mcfien. unseres Erachtens kein Grund, von besonderen baverischen Be- lan|<en zu sprechen. Wenn also die Emelka plöt? ich wieder den Ruf ..Los von Berlin" ausstoOt. so können unsere« Erachtens nur interne tfeschäftliche Gründe maßgebend sein, aber nicht allgemeine Interessen unserer Industrie, die von jedem Fachblatt zu wahren sind. NX’ir halten diese bayerischer Separationsbestrebungen von Haus aus grundsätzlich fü* falsch, ja .sogar für ge¬ fährlich. im selben Augenblick, wo es gilt, den Kampf gegen die Lustbarkeitssteuer autzunehmen. — Wir halten diese Separation — nicht etwa nur der Emelka. sondern auch die der gan¬ zen süddeutschen Theaterbesitzer — vom übrigen Deutschland für untragbar, wenn man zielbewußtc Gesamt- und viel¬ leicht sogar groß- deutsche Filmpo¬ litik machen will. .Man hätte diese .Münchener Spit¬ zenorganisation einfach ignorie¬ ren. hätte ruhig abwarten können, was bei diesen Dingen heraus¬ kommt, wenn nicht jetzt die Kombination Em- elka-England ak¬ tuell geworden wäre. Es muß immer wieder in den Vordergrund ge¬ schoben werden, daß das Reich seinerzeit die Phoebus- theater für ein Spottgeld an die Emelka abgab, weil man diese Theater dem deutschen Film erhalten wollte. Man versprach nach dieser Richtung hin allerhand Sicherun¬ gen, versprach sie. damit einige Herren — Namen stehen gern zur Verfügung — jetzt mit dem zuständigen Reichs¬ tag verhandeln, damit sie von ihren Verpflichtungen frei kommen und ihre Aktien den Engländern übereignen. Es ist ein Irrtum, wenn jetzt offiziös von Emelka- seitz verlautbart, es handele sich hier um eine Privat¬ angelegenheit. Es handelt sich vielmehr darum, daß die Emelka aus Gründen, die hier gar nicht erörtert zu werden brauchen, wieder einen beträchtlichen Teil ihres Bestandes ar England abgibt, den sie erhielt, um ihn für Deutschland zu erhalten. W ie lange ist es her. daß die Emelka stolz darauf ver¬ wies, daß die Süd-Film zu ihrem Konzern gehöre. Bei dem ersten günstigen Angebot verkaufte man die Süd- Film an eine englische Firma, eine Transaktion, die man ohne weiteres durchführen konnte, weil ja schließlich jeder Geschäftsmann mit seinem Geschäft machen kann, was er will. Aber dann wurden die Münchener Anhänger der euro¬ päischen Gemeinschaftsarbeit zu enragiertesten Patrioten. Sie wollten die phoebustheater dem Deutschtum retten, und sie konnten das anscheinend am besten, nachdem Herr von Lustig das Geld besorgt hatte. Es ist hier schon mehrfach darauf hingcwic.scn worden, daß damals ein „lustiges T raumgehilde" in den W'olkcn gaukelte, nämlich eine Kombination mit Defu oder Defina. Daraus wurde nichts, weil nämlich die deutsche Gz- samtindustric inzwischen das Kontingent klüger ver¬ ankerte, nämlich so. daß der Fabrikant geschützt wurde und die Auch-Fabrikanlen allmählich auf den Aussterbe¬ etat kamen. Aus dem ..lustigen Kombinationsgeschäft" wurde nichts, und nun mußte man nach anderen Verwertungsmiiglich- keiten oder nach Kapitalerhöhungen suchen, weil näm¬ lich mit der Aktieniransaktion allein das Geschäft nicht durchzuführen ist, sondern weil man auch noch Betriebs- kapita' brauchte, besonders in den nächsten Monaten, wenn große Verträge zu erfüllen sind, ohne daß die Theater vielleicht wegen schlechter Führung. viel¬ leicht wegen des bösen Sommers die Summi- ein- bringen, wie man das erwartete. Es zeigt sich wieder einmal ein Expansions- besirebon.bci dem man die notwen¬ digen Mittel nicht ganz übersah, so daß die englische T ransaktion.wenn sie zustande kommt, vom Standpunkt der Emelka aus ab¬ solut erfreulich ist, während sie vom allgemeinen deut¬ schen Standpunkt I CINA .MANES aod ELISA LANDY aus entschieden (aaseb- /•*<•/. ZU bekämpfen ist. — Wir möchten jetzt nicht deutl eher werden und sind es nur geworden, weil übereifrige Publizisten da eine Polemik entfesselten, wo man mahnende Andeutungen hätte hinnehmen sollen. Es ist absolut nicht unsere Absicht, uns in Privatange¬ legenheiten einzelner Firmen zu mischen. Es ist das ein Vorrecht, das wir immer sch« p gern anderen Organen überlassen haben. Es handelt sich darum, daß es sich die Filmöffentlichkeit nicht mehr gefallen läßt, daß man mit ihr Theater spielt. Die Zeiten, wo man Fümpolitik mit Waschzetteln machte, sind vorüber. Wer sich einmal da.< Mäntelchen der Uneigennützigkeit umhängt, wer sizh als „Retter des Vaterlandes" ausrufen läßt, muß auch so handeln, sonst werden wir weiter mit aller Energie Kritik üben. Denn schließlich ist es ja Aufgabe des Publizisten, zu Strömungen der Gegenwart Stellung zu nehmen. Dagegen kann sich niemand schützen, dagegen nützt kein Interview, dagegen nützen keine Erklärungen, denn schließlich muß sich ja jeder, der Kegel schiebt, sogar vom Kegeljungcn sagen lassen, wieviel er geschoben hat. Und schließlich ist die Erhaltung großen Theater¬ besitzes in rein deutschen Händen mehr als Kegelspiel und die Wahrung deutscher Belange nicht nur Objekt von Rethorik zu passender Stunde. Ob unsere Warnung nutzt, wir wissen's nicht. Aber sie ist ausgesprochen, und es wird darauf zurückzukommen sein. Später, wenn die Ereignisse, wie so oft, bewiesen haben, daß wir recht hatten.