Der Kinematograph (July 1928)

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DAS Älteste EILSt-FACH BUTT VERLAG SCHERLanBERLINiSWeSTi 22. Jahrgang Berlin, den S. Juli 1928 Maulwurfsarbeat Stimmungsmache ohne Effekt Von Aro» Ein Blättchen aui der Fricdrichstraße. dessen liroBes Format im umgekehrten Ver¬ hältnis zu seiner Dcdeutun;< steht zerbricht sich seit Ta- jSen den Kopf darüber was die Vertreter der Spitzenor- {•anisalion in Genf tun Ls schreibt von einem )>roOcu Ge¬ heimnis, über das alle maO|<c- benden Leute orientiert sind. Es behauptet, daO die Vertre¬ ter der Spitzenort-anisatiun ohne Direktive in Genf sind, ia sojtar -ohne ,Mandat, weil man in der „Friedrichstraßc" nicht aniiefra)<l hat, was man in Genf tun und lassen darf Es i<ab einmal eine Zeit, wo sich das Blättchen als .Mittel¬ punkt der deutschen, ia sotlar der europäischen Filmpolitik Ifiricren durfte, ohne daß je¬ mand kam, der auf die vor¬ witzigen Finger klopfte, die man überall in allen Sachen haben mußte, ganz gleich, ob es gewünscht oder nicht ge¬ wünscht wurde. Diese Zeiten sind jetzt vor¬ über, weil dieser GrüOenwahn zu groß wurde. Es ist, gelinde gesagt, grober Unfug, in Fett¬ druck zu behaupten, daß Herr Dr. Plügge nicht legitimiert sei, im Namen der deutschen Filmindustrie und für die Ge¬ samt!,, it und deren Verbände in Genf zu sprechen Der Beauftragte der Spitzen¬ organisation weilt mit dem Zweiten Vorsitzenden in Genf, um hinter den Kulissen der M'eltwirtschaftskonferenz ein¬ zig und allein nur die Inter¬ essen der gesamten deutschen Filmindustrie zu vertreten, die ihn dazu nicht nur beauftragt hat, sondern die es ihm sogar übelnehmen würde, wenn er nicht ganz energisch den deut¬ schen . Standpunkt vertreten würde, der schon seit Mona¬ ten in der Spitzenorganisation festgelegt ist. Ganz abgesehen d.vvon, daß der Vorstand der Spitzen¬ organisation und auch das ge¬ samte Gremium vollständig darüber im klaren ist, wie man sich zur Einfuhr stellen soll, kann nicht nachdrücklich genug betont werden, daß es sich in Genf lediglich um das Prinzip der Einfuhr handle. Wenn behauptet wird, daß der Zcntralverband der Film¬ verleiher nicht informiert sei, so ist das eine glatte Unwahr- heü. Der Erste Vors izende Wilhelm Graf kennt de, Weg. den die Spitzenorganisation gehen will, bis in die kleinsten Einzelheiten. Der Vorsitzende des Feichs- virbands deutsche, Lichtspicl- Theaterbesitzer, Herr Leopold Giittmann, ist genau so infor- Wenn man etwa glaub , daß die Einfuhrfrage schon jetzt im Plenum der Verbinde hätte erörtert werden müssen, so zeugt das entweder von einer absoluten Verkennung der filmpolitischen Situation oder von einer Böswilligkeit, für die es schwer wird, parlamen¬ tarische Ausdrücke zu ßnden. Es dürfte der L. B. B. genau so gut bekannt sein wie uns. daß es sich hier um eine rein deutsche Angelegenheit han¬ delt, um eine Frage, bei der ganz selbstverständlich die Interessen der rein deutschen Unternehmen und die der aus¬ ländisch orientierten Firmen auscinandergehen. Es ist deshalb klar, daß diese Fragen zunächst nur einmal von deutschen Inter¬ essenten an sich zu bchaadeln sind, uro so mehr, als es sich ja hier gar nicht darum han¬ delt, in welcher Form und un¬ ter welchen Bedingungen die Finfahr eingeschränkt werden soll, sondern lediglich um das I'iinzip. Dzrüber kann gar keine Frage sein, daß alle maßge¬ benden und führenden rein deutschen Fiimkreise für eine Aufrechterhaltung der Ein- fuhrbcsvhränkung sind. Diese Tatsache und nichts anderes verfechten die Vertreter der Spitzenorgar.isation in Genf. Sie vertreten die Interessen cer deutschen Filmindustrie in ihrer Gesamtheit min¬ destens s'> sehr, wie jenes Biättche,,. da» die Privatimli- ti-i seiner Redaktion oder sei¬ nes Verleger« macht, von der es gern mochte, daß cs auch die Politik dei Industrie sei. Die unglückselige Spaltung, die durch den Austritt der Lmelka angcbahnl wurde, die vielen Spezialintercssen, die die Gemalrage mit sich brachte, sind bedauerlich ge- Wem der deutsche Film am Herzen liegt, wer nicht die Sensation des Tages, sondern den Erfolg des deutschen Films im eigenen Lande und in der Welt will, hat zweifel¬ los die Pficht, zur Besinnung und zum Ziuammenschlaß zu Der muß seii.e ganze Kraft cinsetzen, oamit die Differen¬ zen verschwinden und darf auch nicht davor zurück¬ scheuen, öffentlich klarzti- zustellen, wo Privatinlcressci, über die dringend notwendi¬ gen Ziele der Allgemeinheit gestellt werden sollen. Der „Kinematograph" ist stolz darauf, unbeirrt und un- beeinffußt von allen Parteien diesen Weg zu gehen. Er hat sich für die Interessen der In¬ dustrie eingesetzt, ohne in den Verdacht zu kommen. Privat¬ geschäfte und Geschäftchen zu machen, wie man sic jetzt in der ganzen Friedrichstraße erzählen hört. Er hält sich auch jetzt für verpflichtet, ganz klar darauf bi.nzuwcisen. daß wieder ein¬ mal für gewisse Leute der Zeitpunkt gekommen ist, wo sie ihre schwindende persön- IilHc i’osition durch fiimpoli- tischc Manöver verbessern wollen Es wäre schade wenn die Industrie in ihrer Gesamtheit vom kleinsten Theaterbcsitzer bis zum größten Fabrikanten nicht i barall in ihrer Organi¬ sation uvd auch in ihrer pri- v'iici E nstcllung klar zu er¬ kennen geben würde, daß man diese Experimente nicht mehr lalma-hl Div Zerfahrenheit in der deuls.-hen Fifmpolitik hat uns Fis jetzt uro jeden größeren Li folg gebracht. Der große SleiierLaropf der Spitzcnorgi- nisation. den die politischen Ereignis.se unterbrochen ha¬ ben. ist so fange gut und giücktic'i verlaufen, als er fest i.n cinci Hand lag. Er kann nur wieder erneut geführt wer¬ den von einer einigen deut¬ schen F Imindustrie, von einer g< vchlosscnen F'ront aller Ver¬ binde in einer starken um- lavscnden Spitzenorganisation. Wir sind der Meinung, daß es sich die deutsche Film¬ industrie verbitten muß. wenn Heirschallcn aus persönliche.i «iründen heraus einen Kam.-.l cnticsscln bei dem die ganze liidiiviiie die Kosten bczat daß jemand sein .Mütchen .iw diesem oder jenem kühlen will, auf dem Kücken des deutschen Films. Wir sind überzeugt, daß die Verbände schon sehr bald die amtiirhen Stellen darüber auf¬ klären werden, wer das Recht hat, für die deutsche Film¬ industrie zu sprechen. Die erwählten Vertreter der Spilzcnorganisation und die Leiter der einzelnen In¬ dustrieverbände oder gewiss« Publizisten, deren Porträts eine Prachtausgabe des Buches vom kleinen Gernegroß treßend schmücken würden.