Der Kinematograph (September 1928)

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Nummer 1162 Kmcmntogropti Seite 15 Jöitettkr Jilm TONFILM RUNDSCHAU ic zwei oder drei deutschen Systeme, die augenblick¬ lich praktisch für die deutschen Lichtspielhäuser zu aibeiten beginnen, bevorzugen anscheinend zur Zeit durch¬ weg den Kurzfilm. Glauben, sozusagen als Beiprogramm, ihre Frfindung vorwärtszubringen und hoffen natürlich auch, auf diesem Weg Rentabilität und Gewinn zu erzielen. Man Übersicht anscheinend dabei, dali mit dem Bei¬ programm noch niemand in Deutschland reich geworden ist, daß große Summen für derartige Programmergänzun¬ gen kaum gezahlt werden, sobald erst einmal der Reiz der Neuheit vorbei ist. Es scheint vielmehr, wenn der tönende Film in irgend¬ einer Form überhaupt eine Zukunft hat, daß man sich doch der Frage zuwenden soll, ob man nicht genau so wie in Amerika Spielfilme mit Geräusch, oder sagen wir mit Gesang, machen soll. Das Problem ist hier bei uns in Deutschland .vielleicht etwas komplizierter als in .Amerika. Denn mail will wohl den vertonfilmten Sänger, vielleicht aber nicht ohne wei¬ teres das Orchester. Man möchte einen Film-Caruso von ocr Leinwand hören, den ein gutes Symph mie-Orchcstcr, wie wir das gewöhnt sind, begleitet. Man vergesse nicht, daß diese Frage sich nicht von heule auf morgen grundsätzlich lösen läßt. Man hat schon beim Radio von Konserven-Musik gesprochen. Nahm diesen Namen wegen des metallischen Nebcnklanges. der sich vorläufig nirgends vermeiden laßt, wo Sprache und Musik übertragen werden. Diesen Vorwurf dürfen wir in Deutschland, v.o man an sich schon kinofeindlich ist. nicht verschärft sich wieder¬ holen lassen. Wir müssen bei uns viel mehr .>uf künst¬ lerische Qualität achten als das Amerika nötig hat. Aber die Frage des großen oder kleinen Tonfilms ist für uns in Deutschland auch aus anderen Gründen nicht unwichtig: Wir haben schon im Leitartikel dieser Nummer darauf hinge wiesen, daß die Tantiemenfrage eine große Rolle spielen wird. Vor allem natürlich beim Rciprogrammfilm. der meist bekannte Musikstücke, Lieder und Chansons übernimmt. Sie wird sich am ehesten lösen lassen, wenn sic im Rahmen eines großen Films akut wird. Wir haben dann Gelegenheit, eigene Kompositionen, eigene Chansons in eigens geschriebenen Stücken zu ver¬ werten. Wobei alle Fragen der Abgabe für Text und Musik von Fall zu Fall geregelt werden können, ohne daß sich eine Gema oder Amre hinein mmischcn hat. Es erscheint schon jetzt nötig, auf diese Dinge hin¬ zuweisen. und es ist vielleicht richtiger, sic jetzt schon zu diskuti. ren. wo die Fragen noch nicht brennend geworden sind, weil sich die künstlerischen Kräfte, die für den Ton¬ film dichterisch schaffend tätig sein wollen, darauf cin- stellen können Bis jetzt geht die Phantasie der deutschen Tonfilm-Er¬ finder nur bis zum Sketch oder bis zum Einakter Höch¬ stens hört man von geplanten Gcsangscinlagcn und nur hier und da beim Tonfilm-Syndikat über weiter aus- gesponnene Pläne. Es wäre sehr gut. wenn man die Pro- Juktionspläne der nächsten Zeit in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität betrachten würde, die so auskalkuliert werden muß, caß neue Belastungen mög¬ lichst vermieden werden. Der Tonfilm wird erst dann wirklich etwas für unseren deutschen Theatcrspiclplan. wenn er den großen Schlager ersetzen kann. Wenn er nicht neben dem stummen Film lauft, sondern gleichberechtigt, genau so wie er. Es wäre wünschenswert, wenn sich die Tonfilmindustrie, soweit sic schon vorhanden ist. zu dieser Frage baldmög¬ lichst äußern würde. Tönendes D. L. S. Das D. L. S. hat das Liefe '■'ngsmonopol für die Tobis Apparatur für Deutschland er worben und ebenso das Vcr tricbsrccht aller Tobisfilmc. Man will bei der Appara 'ur die Systeme Küchen mculcr. MeBtcr. Petcrscn Poulscn und Tri Ergon zu eine Linheitsapparatur zusammen fassen und die ersten Appa rate bereits in vierzehn Tagei tiefem. Zu gleicher Zeit kom men die ersten Tobisfilmc ii den Handel, die 4 500 Mete mtig sind, sich also schon den Gedanken nähern, den wi mrstchend zum Ausdrucl Telephon-Nummern der Tobis Die Tonbild-Syndikat-A.-G ' hrc Büroräume Berli. * Jägerstraße 6. Telephon Zentrum 6641—43 Kultur-Tonfilm der Hapag Die Hamburg-Amerika Linie hat mit Unterstützung zahl¬ reicher Staaten gelegentlich der letzten Weltreise ihres Dampfers „Resolute" einen Film von dem Leben der Menschen auf der Erde ge¬ dreht und dabei auch viel nationales Musikmatcrial ge¬ sammelt. Dieser Film wird noch im Laufe dieses Jahres in Zusammenarbeit mit dem Tonbild-Syndikat unter Lei¬ tung von Dr. Guido Bagier als internationaler Tonfilm deut¬ schen Ursprungs herauskom¬ men. Die Bearbeitung liegt in den Händen von Heinrich Mutzcnhcchcr. dem Leiter der Expedition, und Walter Rutl- mann. Die Titel verfaßt Al- phons Paqtiet, die Komposi:ion der verbindenden Musik hat Wolfgang Zeller übernommen. Tonfilmsieg in Hollywood Western Electric, die Vita- phon uni Movietone kontrol¬ lieren. geben bekannt, daß die mit ihnen arbeitenden Produk¬ tionsfirmen Warner Bros.. First National. Paramnunt, Metro-Goldwyn-Mayer, Fox. United Artists und Universal in der kommenden Saison 156 Großfilme und 712 Kurzfilme mit Tonbegleitung erscheinen lassen werden. Der eben in Arbeit befind¬ liche Harold-Lloyd-Film. des¬ sen Aufnahmen in San Fran- zisko gedreht werden, erhält T oniilmuntermalung. Pauline Frederick, die als überaltert von den Produk¬ tionsleitern beiseite geschoben worden war, sicht sich, als größte Sprechkiinsllcrin der angelsächsischen Bühne, sehr umworben und wird in meh¬ reren Dialogfilmen tätig sein. Tonfilmbühne in London Warner Bros, haben das neue Londoner Lichtspiel¬ haus „Piccadilly Thcatre" übernommen und als erste Tat das Orchester beseitigen lassen. Piccadilly Thcatre wird bis auf weiteres als re, ncs Tonfilmtheatcr geführt werden: der Vertrag der Warners läuft einstweilen ein Jahr. Der Einbau der Vita- phon-Vorriehtung, die eigens für die Dimensionen des The¬ aters geschaffen wurde, ist beendet und wird als ersten Film den „Jazz-Sänger" mit der Originalmusik bringen. Es folgen danach „Terror". „Die Lichter von New York" und „Die Arcie Noah”. Picca¬ dilly Thcatre wird als einziges Londoner Lichtspielhaus mit Vitaphon ausgerüstet und als erstes europäisches Theater dieses System besitzen.