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Seite 12 fttnematogropl) Nummer 1171 er Kriminalfilm, wenn er so geschickt inszeniert ist wie hier dieser von Max Reichmann. hat immer sein Publikum, wie die Spannung und der Beifall bei der Uraufführung dieses Films wieder erwiesen Da ist ein alter Edelmann — die Geschichte spielt in Frank¬ reich —, der zwei Söhne hat. Einen sehr braven (so scheint es) und einen, der sich lieber mit seinen Freunden aus Apachen¬ kreisen herum- treibt, als daß er sich auf dem SchloO seiner Vä¬ ter standesgemäß langweilt. Und auch eine hübsche Maria Louise ist da, die den etwas aus der Art ge¬ schlagenen Andre liebt, worüber sich der korrekte Fran¬ cois giftet. BennoVigny, der Autor des Films, wird ja wissen, daß er eigentlich der Schillerstiftung einen Anteil aus seinem Manuskript¬ honorar abg«*hen müßte, da er die „Räuber" - Vorlage so genau benutzte. Der arme Andre kommt in den Ver¬ dacht. einen schä¬ bigen Geldverleiher ermordet zu ha¬ ben, das liebe Brü¬ derchen — F-anz heißt die Kanaille — tut alles, damit Andre verurteilt und deportiert wird, auf daß ihm — Franz — der Weg zum Her¬ zen der geliebten Frau, die ihn verschmäht, gebahnt sei. Aber Andre flieht und kommt in dem Augenblick nach Hause, in dem der richte Mörder entdeckt wird. Der böse Fran¬ cois bezieht von Marius, einem Apachenfreunde Andres, tüch¬ tige wohlverdiente Prügel in einer filmisch ausgezeichnet auf¬ gemachten Abrechnung, über die sich das Publikum selbst im blasierten Westen ungemein freut. Max Reichmann hat der Handlung viele Lichter aufgesetzt. Es gibt da Details, die sehr gut gelungen sind. So macht er z. B. aus der Abreise der Deportierten keine Geschichte in wehleidigen Szenen. Aber es ist packend, zu sehen, welch unterschiedliche Hände da aneinandergefesselt werden. Hände, die in wenigen Metern von ganzen Schicksalen erzählen. Als Andrd stellt der Regisseur den prächtigen J. Kowal Samborski heraus. Dieser Darsteller „mit dem Menschen¬ gesicht" ist immer natürlich und liebenswert, auch da, wo er im Spiel etwas linkisch ist. Hier ist Leben und keine konfek¬ tionierte Filmdarstellung. Daß Kowal-Samborski im Frack keine allzu glückliche Figur macht, besagt wenig. Neben ihm ausgezeichnet und gelockert wie kaum je Wilhelm Dieterle als der rauhe Marius mit dem goldenen Herzen. Gut Georges Charlia als Francois, Raimondo van Riel in einer Verbrecher¬ type und Garrison als alter Pascal. Blässer die Frauenrollen: La Jana, Susanne Delmas und Edith Meinhardt. Die Hauptdarsteller konnten sich von einer Loge aus für den anhaltenden lebhaften Applaus bedanken. iescs Spiel ist in erster Linie ein Spiel für Harry Liedtke. Hier hat er Gelegenheit in einer echten Liedtkerolle zu brillieren, was er übrigens ohne alle Selbstgefälligkeit tut. Er fühlt sich in dieser Rolle sichtlich wohl, denn hier kann er alle Register seines liebenswürdigen Talents ziehen, ohne sich mit Situationen abfinden zu müssen, die ihm und seiner Art weniger liegen. — Er spielt hier sehr charmant einen Grafen, der gar kein Graf, sondern der Detek¬ tiv Hirry Kent ist, der sich zur Auf¬ gabe gesetzt hat. eine Marchesa Bea¬ trice, die der Brief¬ tasche vieler Män¬ ner sehr gefährlich wird, zu entlarven und unschädlich zu machen. Dann ist da eine Miß Lilian Thomp¬ son, die nicht schön, aber sehr reich ist, und die sich, wie das auch in der Ordnung ist. unseren Harry sterblich verliebt. Sie bringt die Mar- chesa, auf die sie eifersüchtig ist. um die Ecke, mittels eines schweren Schecks, den die Marchesa, der schon der Boden unter den Füßen brennt, gern nimmt, um zu verschwin¬ den; dann spielt in die Geschichte noch ein nettes junges Ehepaar hinein, durch das sich auch allerhand lustige Ver¬ wicklungen ergeben, bis sich am Schlüsse die Richtigen fin¬ den und wiederfinden. Das Manuskript, das Jane Beß und Josef Than nach einer Idee von Berthold Seidenstein und Rudolf Kätscher schrieben, gibt der Regie Viktor Jansons eine brauchbare Unterlage für einen netten Lustspielfilm, den er mit hübschen Einfällen aus¬ stattet. Neben Liedtke ist Hilda Rosch in der Doppelrolle der Miß Lilian und der Marchesa zu nennen. Sie charakterisiert noch etwas gewaltsam und ist am besten da, wo sie einfach und lieb sein darf. Amüsant der junge Ehemann Vespermanns, und Viktor Jan- son in einer famos gezeichneten Charge. Iwa Wanja, als die lunge Frau Kitty, diesmal merkwürdig bläßlich. Außerordentlich sorgfältig die Bauten von Höfer und Minz- loff. von hoher Qualität die an interessanter Einstellung reiche Photographie von Guido Seeber und R. W. Lach. Das Tempo wird durch Schnitte in Szenen, in denen etwas viel Gewicht auf liebevolle Ausmalung gelegt ist, gewinnen, ohne daß der Gesamtablauf leidet. Der Film fand bei der Uraufführung im Primus-Palast mit der sehr geschickten musikalischen Untermalung durch Kapell¬ meister Homola starken Beifall, der ihm sicher auch bei den Aufführungen draußen im Reich zuteil werden wird. LA JANA. WILHELM DIETERLE und J. KOWAL-SAMBORSKI in „Ritter der Nacht". Phot. lUfima