Der Kinematograph (November 1928)

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Ungarische Rhapsodie Fabrikat; Ufa Regie; Hanns Schwarz Photographie; Carl Hofltnann Verleih: Ufa Hauptrollen; Willi FriUch, LilDagover Länge: 2652 Meter, 8 Akte Manuskript: Fred Majo und Szckely Dita Parlo Uraufführung: Ufa-Palast am Zoo Tosender Beifall des Publikums. Zweitausend begeisterte Menschen spenden fast cndlo:cn, ehrlichen Be fall, als sich der Vorhang über der ..Ungarischen Rhapsodie" schließt. Es ist einer der seltenen Augenblicke, wo ein großes Theater- Publikum einstimmig fühlen und erkennen läßt, daß ein großer Film geboren ist. Ein Werk, das nicht nur bei uns in der größten und kleinsten Stadt gefallen sondern das darüber hinaus deutrehe Filmgcltung in der Welt aufs neue bestätigen und \ erkunden muß. Diese ..Ungarische Rhapsodie" ist eine einfache, schlichte, man möchte beinahe sagen, volkstümliche Geschichte. Es spielt sich da das Schicksal zweier Menschen ; n ein paar Tagen zwischen wundervollem, großem, crntebeladencm Land ab. unterbrochen von Honved-Husa-cn. Erntefesten. Zigeunerklingen, kurzum von allen den Dingen, die für uns die Pußta autraachen. Es wird wieder einmal die Theorie widerlegt, daß das Dreh¬ buch alles, der Regisseur und die Schauspieler gar nichts sind. Man möchte diesmal gerade das Umgekehrte behaupten. Gewiß, die Novelle, die Hans Szckely sehr eb, ist nett, lie¬ benswürdig Fritz Majo hat daraus ein gcsch ektes Szenarium gemacht. Aber das Entscheidende ist diesmal der Geist, der durch das Ganze geht, die fein empfindende Hand des Regis¬ seurs, der diese alltägliche Geschichte ; n ein höheres, in ein poetisch verklärter, stark dramatisch wirksames Milieu ge¬ stellt hat. Hanns Schwarz ringt sich immer mehr zu der Erkenntnis durch, daß der Film in erster Linie Bild- und .n zweiter Linie DarHellungskunst ist. Er ist in den letzten Jahren durch die Schule Joe Mays gegangen und hat das Glück, unter Pommer arbeiten zu dürfen. Ihm steht bei dem natürlichen Talent und bei der filmischen Begabung die große amerikanische Erfah- rung des bedeutendsten europäischen Produzenten zur Ver¬ fügung und außerdem die Mitarbeit eines der genialsten Spiel¬ leiter, die in Deutschland gearbeitet haben. Aber Schwarz stützt sich auf diese beiden nicht etwa wie au! Krücken. Er schöpft aus dem reichen Born neues, frisches, belebendes Wasser und darf darum an dem großen Erfolg des Films für sich gern einen großen Anteil verbuchen. Hauptrolle spielt Willy Fritsch« Aus dem Bonvivant, dem niedlichen Jungen, dem Mädchenschwarm wird hier in diesem Film ein aufrechter, stark empfindender, lebensdurch- Pulstcr Mann. Gewiß, cs bleibt .etwas Jungenhaftes, etwas Spielerisches, aber sozusagen als Nebenerscheinung. Dieser junge Honved-Offizier macht Konflikte durch, erlebt sie sicht- ar und so intensiv, daß das Publikum mitgeriss?n wird, ob ** will oder nicht. Um ihn herum stehen, wie bereits angcdcutct, zwei Frauen, r *P r äsenti«rt von Dita Parlo und Lil Dagover. Lil rückt mit einem Schlage wieder in die große vor- * r,,c Reihe, in der sie immer stand und aus der sie von Zeit zu Zeit etwas zurückgedrängt wurde, weil man mit ihr an¬ scheinend Photographiekünste machte, die ihre diffizile Er¬ scheinung nicht verträgt. Karl lloffmcnn, der übrigens mit die¬ sem Bild photographisch eine Spitzcnlci-tung geschaffen hat rückt sie immer in das richtige Licht, beleuchtet sic vielleicht mit besonderer Vorsicht und erreicht dadurch, daß man an der Leistung darstellerisch und rein optisch ungetrübten Genuß I- it. Dita Parlo, die in Chikago auf der Reise nach Hollywood ein paar Augenblicke Zeit fand, einen Glückwunsch zur Premiere zu schicken, zeigt hier, warum sie Amerika so schnell riet Sie bestätigt ihren Entdeckern nicht nur ihr Talent, sondern bringt eine filmische Talentprobe, die auch den größten Skep¬ tiker überzeugen muß. Drum herum ein Aufgebot at’ercrster Namen: Fritz Grei- ner, Erich Kaiscr-Titz, Lcpod Kramer und Camilla v. Hollay. Alles gut ausgesuchte Figuren, ausgezeichnete Schauspieler schneidig, rcsch, fesch, die Aufgaben, die man ihnen gab, auch mit. feinem Gefühl erfüllend wo das Manuskript ihnen nur wenig Raum gab. Unerhört die Landschaftsbilder. Fein ausgesucht vom Spiel¬ leiter und glänzend ausgeschnitten durch den Mann an der Kamera. Man sagt nicht zu viel, wenn man, wie bereits er¬ wähnt, dem Kurbelmann gerade bei diesem Film einen großen Teil der guten Eindrücke zuschreibt. Es ist bei diesem Film so cwas wie Gemeinschaftsarbeit im allerbesten Sinne: höchste gestalterische Vollendung, gepaart mit feinsinnigstem Gefühl für Schönheiten im einzelnen. Erwähnt nur ein paar unauslöschliche, fast unvergeßliche Eindrücke: das wogende Koinlcld, der Fetdgottcsdicnst. die Fahrt des Feldmarschallcutnants durch die Nacht und über¬ haupt die w-undervolle Anordnung der Dekorationen, das ln- einanderschnciden von ungarischen Aufnahmen mit Babelsber ger Ateliers. Bei dieser Gelegenheit, noch ein paar Worte des Dankes an den Architekten Erich Kcltelhut, der Ungarn in Berlin fein, geschickt und glänzend in der Stimmung nachempfunden hat. Dieses Ungarn, das da in Babslsberg entstand, wirkt auch ohne Personen tausendmal echter als etwa der Czarda« m Haus Vaterland. Das Publikum ist begeistert. Es wird nicht nur in Berlin so sein, sondern auch in der Provinz im kleinsten Lichtspielhaus. Es wird sich wiederholen in der ganzen Welt, in Amerika und Honolulu. Es wird dieser Film ausnahmelos groß, stark und mächtig wirken von einem Ende des Erdballs bis zum anderen. Mehr kann in diesem Augenblick, wo die Setzmaschine drängt, nicht gesagt werden. Aber es wird immer wieder darauf zurückzukommen sein, weil es sich hier um ein Stan¬ dardwerk handelt, um ein Vorbild nicht nur fär heute und die nächsten Monate, sondern für immer und auch historisch ge¬ sehen. Eine Art Dubarry, ins Ungarische und Modern« übersetzt.