Der Kinematograph (December 1928)

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Seite 18 Nummer 1198 99 auch seinen Zweck, alle Gruppen der Industrie zum ge¬ meinsamen Handeln zu vereinen, vollauf erfüllt hat, kann man am besten daraus ersehen, daß der derzeitige Prä¬ sident des Industriellenbundes, Kommerzialrat Stern, der früher der größte Gegner der Kontingentierung war, jetzt ehrlich zugegeben hat, daß ohne Schaffung des Kontingentgesetzes es heute überhaupt keine Filmfabrika¬ tion in Österreich mcnr geben würde. Die beabsichtigten Wirkungen der Beschränkung der Einfuhr lassen sich in der Tatsache klar erkennen, daß im Jahre 1928 20 Stammtilme als kontingentberechtigte Erzeugnisse der österreichischen Industrie anerkannt wurden. Wenn man die in Arbeit befindlichen und sicher in Aussicht genommenen dazuzählt, wird sich diese er¬ reichte Zahl bestimmt auf 25 erhöhen. Den Erzeugern der Stammfilme pro 1928 wurden noch drei Scheine für das genannte Jahr zugesprochen, deren Gültigkeit bis Ende Februar nächsten Jahres befristet wurde. Diese Superplusscheine sollen dazu dienen, einem angeblichen Mangel an Kontingentscheinen zur Einführung auslän¬ discher Filme abzuhelfen. Die Arbeitnehmer der österreichischen Filmindustrie, die im Filmbund zusammengefaßt sind, sind aber der Ansicht, der auch übrigens ein Teil der Verleiher zu¬ stimmt, daß in Österreich nicht mehr als 300 Filme jähr¬ lich für unsere Kinotheater gebraucht werden. Durch die Zuerkennung der Superplusscheine wird sich aber, wenn man die im Inland erzeugten Filme dazuzählt, diese notwendige Zahl sicher auf 450 bis 470 unnötigerweise erhöhen. Von unserem Leningrader A. B. - Korrespondenten. n der Spitze der rassischen Produktion marschiert wie immer das Sowkino, welches im laufenden Arbeits¬ jahre 60 Spielfilme herstellen wird. Im eben vollendeten Jahre betrug die Zahl der fertiggestellten Spielfilme 53. In der Produktion des Sowkino wird das Leningrader Atelier desselben bis zum. Aufbau des neuen Moskauer Ateliers die dominierende Stellung einnehmen, und ini laufenden Jahre 37 Spielfilme hersteilen, so daß die ver¬ einigten Moskauer Ateliers mit 23 Spielfilmen, zu deren Herstellung die Verwaltung des Sowkino 1 380 000 Rubel assigniert hat, die Produktion komplettieren. Der thema¬ tische Arbeitsplan zäh t 169 Filme auf, von welchen, wie gesagt, 60 Filme im laufenden Jahre hergestellt werden. Diese 60 Filme sind in acht thematische Gruppen wie folgt geteilt: 1. Filme allgemein politischen Inhalts, wozu poli¬ tische Zentralfragen, Wirtschaftsaufbau, natio¬ nale Beziehungen und anderes gezählt sind . 15 2. Spezielle Bauernfilme für Dorfkinos .... 6 3. Jugendfilme. 5 4. Filme mit internationalen Themen .... 5 5. Filme, welche Fragen der russischen Revolu¬ tion und des neuen Milieus behandeln ... 10 6. Antireligiöse Filme.3 7. Spezielle Kinderfilme.6 8. Historis he und historisch-revolutionäre Filme a) Epochen des Bürgerkrieges.3 b) Epochen c s Revolutionsjahres 1905 ... 3 c) ältere Revolutionsperioden.4 In ganzen: 60 Außer den Spielfilmen stellt das Sowkino eine Reihe von Kulturfilmen her. So wurden im Leningrader Atelier folgende Kurzfilme hergestelt: „Konstantinopel", ..Künst¬ liche Fischzucht“. „Wintersport“, „Arbeitersport“, „Dort, wo die Zaren lebten", „Hefeproduktion“. Nachdem aus der Verbindung der Mesh-Rab-Pom-Russj mit dem Prometheus-Film der Mesh-Rab-Pom-Film her¬ vorgegangen war, entstand in demselben dem Sowkino ein kapitalkräftiger Konkurrent, welcher zum großen Ärger des Sowkino auch selbständig Export- und Importge¬ schäfte abschließen konnte. Es ist daher kein Wunder, daß die beiden Konkurrenzunternehmungen sich gegen¬ seitig in den Haaren lagen, so daß eine spezielle Kom¬ mission aus Vertretern der Kommissariate der Arbeiter¬ und Bauern-Inspektion, der Volksbildung und des Handels gebildet wurde, welche sich bedingungslos zugunsten des Meshrabpomfilm aussprach und erklärte, daß das Sow¬ kino die Exportgeschäfte des Meshrabpomfilm tunlichst unterstützen soll, damit derselbe bis 50 Prozent seiner Produktion ins Ausland verkaufen kann, zu welchem Zweck das Sowkino dem Meshrabpomfilm bis 500 0C0 Ru¬ bel zur Verfügung stellen soll. Nachdem die Mißernte und der Ausfall des Pomeschtschik-(Cutsbesitzer-)Korns den russischen Kornexport voraussichtlich für Jahre voraus lahmgelegt haben, müssen weniger bedeutende Export¬ waren helfend eingreifen, um die in der Außenhandels¬ bilanz entstandene Passivität zu vernichten. Zu den neuen Exportwaren gehören auch Kinofilme. Der Meshrabpomfilm hat denn auch bereits einen Aus¬ lendsschlager unter dem Namen „Der weiße Adler“ her¬ ausgebracht. Es handelt sich hier um die Verfilmung der Erzählung „Der Gouverneur" von Leonid Andrejew, in welcher der verstorbene Schriftsteller schildert, wie ein liberal denkender Gouverneur gegen seinen Willen einen demonstrierenden Arbeiterhaufen zusammenschießen lassen muß, wofür ihm allerhöchst der Weiße Adlerorden verliehen wird. Der Film bietet dem Regisseur A. Proko- sanow Gelegenheit, prächtige Bälle mit goldstrotzenden Uniformen der Würdenträger und Offiziere zu zeigen. Großes Interesse verleiht dem Film das Spiel hervor ragender schauspielerischer Kräfte, von denen W. Kat- schalow, welcher zusammen mit dem rühmlichst bekann¬ ten Moskauer Künstlerischen Theater das dreißigjährige Jubiläum seiner Bühnentätigkeit feiern konnte, den Gou¬ verneur ganz vortrefflich spielt, während der rühmlichst bekannte Regisseur W. Meyerhold, welcher seine schau¬ spielerische Tätigkeit gleichfalls in Stanislawskis Mos¬ kauer Künstlerischem Theater begann, einen hohen Wür¬ denträger darstellt. An der Seite dieser Kolosse der russischen Schauspielkunst hat die liebreizende Anna Sten die Hauptdarstellerin aus den Sowjetfilmen „Der gelbe Paß“ und „Das Kind des Anderen", einen schweren Stand, bietet aber trotzdem eine gute Leistung. Exportfilme sind ferner die Sowkinofilme: „Assja" — ein Fabrikat des Leningrader Ateliers, in welchem im Rahmen der russischen literarischen Strömungen de r Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Liebesgeschichte der unehelichen Tochter Turgenews vorgeführ* wird. Außer Turgenew wurden hier die berühmte Sängerin Pauline Viardot-Garcia und die russischen Schriftsteller N. Ne krassow, Grigorowitch und Pana|ew vorgeführt. Ein weiterer Kassenfilm ist der zweite Sowkinofilm „Die Hel¬ dentat im Eise“, welcher im Moskauer Atelier aus den Aufnahmen, welche die Operateure Bluwstein auf „Kra*-- sin“, Wallentis auf „Malygin“ und Botscharow auf „Serssei" während der Nobile- und Amundsen-Hilfsexpe- ditionen gedreht hatten, zusammengestellt wurde. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß die beiden letzten Privatkinos unserer Stadt in den Betrieb der Schauunter¬ nehmungen der hiesigen Direktion für Volksbildung ein¬ gereiht sind.