Der Kinematograph (December 1928)

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Äincmotogropf) Seite 21 &it****MSi*tt QUtttitftStat* Fabrikat: Eichberg-Film Verleih: Südfilm Regie: Richard Eichberg Hauptrollen: Fee Malten, Heinrich George, Fred Louis Lerch Länge: 2703 Meter. 6 Akte Uraufführung: Alhambra enn diesem Film ein ganz klein wenig an dem grollen Format fehlt, so ist das lediglich die Schuld der Manu- skriptverfasscr. Vielleicht war cs ein Fehler, drei Leute an das Drehbuch zu setzen, weil auch beim Manuskript manchmal der Salz gilt, daß allzuviel Köche den Brei leicht verderben. Aber der Regisseur Richard Eichberg gibt dem Ganzen Schwung, pointiert glücklich, und fügt so viel an belebenden Momenten bei. daß dem Publi¬ kum vielleicht gar nicht zum Bewußtsein kommt, daß die Geschichte der kleinen Heli eigentlich manches logische Manko hat. Jedenfalls muß Heli. die vor ihrem Stiefvater geflüchtet ist. schließlich unter fremdem Na¬ men nach England gehen, trifft hier den Bruder der jun¬ gen Russin, mit deren Papiere sie sich durchs Leben schla¬ gen will, wird Artistin und möchte gern ihren Partner heiraten, wenn nicht die fal¬ schen Papiere wären. Aber die Geschichte ist außerdem reichlich kompli¬ ziert, weil sich ein Clown in sie verliebt, und man wüßte nicht, wie die ganze Sache enden sollte, wenn sich nicht wie ein deus ex machina die Unschuld der Heldin hcraus- stellte und Mama und Bruder kämen, um sie abzuholen. Vorher aber macht der Clown bei der Vorführung der großen Luftnummer im „Win¬ tergarten" — übrigens ausge¬ zeichnete große spannende, originelle Aufnahmen aus dem bekannten Berliner Variete — noch ein paar Dummheiten, geht betrunken in die hohe sternenübersätc Kuppel und bricht beinahe den Hals. Der Film wurde in der „Alhambra" zu einem großen starken Erfolg. Man rief die kleine Fee Malten und Heinrich George immer wieder vor den Vorhang. Der groß angelegte, vorzüglich ausgestattete Film ist unter der photographischen Verantwortung Heinrich Gärtners ent¬ standen. Er hat. wie man das gewohnt ist. alle optischen Mittel glänzend ausgenutzt, gibt ein paar ausgezeichnete Aufnahmen aus dem „Wintergarten" während der Vorstellung die. ganz abgesehen von der rein bildlichen Wirkung, auch den Beweis dafür bringen daß wir in der Aufnahme von Innenräumen zu hoher technischer Vollendung gelangt sind. Fabrikat: Peter Ostcrmayr-Produktion Verleih: Orplid-Messtro Regie: V. Turjansky Hauptrollen: H. \. v. Schlcltow, Lilian Hall-Davis. Gcstl Stark-Gstcttenbauer Länge: 3752 Meter, 10 Akte Uraufführung: Capitol it einem ungewöhnlich lauten Erfolg konnte das „Capitol' in das Weihnachtsgeschäft steigen. Der Ostermayrfilm „Wolga — Wolga" fand stürmischen Beifall der sowohl der einfallsreichen Regie von W. Turjanski (er hatte sich auch das Drehbuch geschrieben), als auch der famosen Darstellung von Schlettow und dem kleinen Starck-Gstettenbaur galt. Wolga-Wolga ist die Bal¬ lade von dem edlen Räuber Stcnka Rasin. eine »russi¬ sche, aber bei allem auch uns erschütternde Angelegenheit Sie erscheirt im Rahmen enes Großfilms, dessen von Ottmar Ostermayr als Pro¬ duktionsleiter überwachte Ge¬ staltung sich den größten Bildern der Weltfilininduslru- an die Seite stellen darf. Das stürmische Leben und der nicht minder stürmische Tod Stenka Rasins, se ne Liebe zu der Prinzessin Zaincb bilden Inhalt und Hintergrund einer balladenhaft breiten. aber auch balladenhaft packenden Handlung, die durchweg auf die große Bewegung gestellt ist und die den Zuschauer bis zum letzten Bilde in Atem zu halten vermag. Es ist erfreu¬ lich. daß der Film nicht einem süßlichen happy end zueilt, sondern daß er den Mut hat, einen tragischen Helden tragisch enden zu lassen. Der U. S. A. - Held, der die geraubte Braut hei¬ ratet, versimpelt eigentlich doch zu sehr. Wer tragisch lebte, muß tragisch enden. Die Bilder haben die bunte Fülle eines Bilderbogens, aber sie sind ganz köstliche Dokumente einer höchst sen¬ siblen Phantasie, an der Tur¬ janski in gleichem Maße An teil haben dürfte wie die Kameramänner Planer und Farkas. Ganz erstaunlich vor allem, wo der Regisseur die famosen Typen der Komparserie hergenommen hat. an deren Wahl der Auinahmcleiter E Klotzsch umsichtig beteiligt war. Hervorragend war die Leistung, die Hans Adalbeit von Schlettow als Stenka Rasin bot. Es war bei dem Mangel an Darstellern von Heldenformat sehr schwer, die Rolle überhaupt nur zu besetzen. Schlettow hat sich mit großer Anpassungs¬ kraft in den Volkshelden von 1660 hineingelebt — ur.d wenn er auch kaum russisch aussieht — wen gstens was wir im all¬ gemeinen darunter verstehen — so ist er doch als Stenka Rasin von Echtheit.