Der Kinematograph (December 1928)

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Seite 22 Rincmctocrapfj Nummer 1198 99 Fabrikat: Metro-Goldwyn-Mayer Verleih: ParuUmct Regie: Victor Sjöström Hauptrollen: Greta Garbo Länge: ca. 2200 Meter. 8 Akte Uraufführung: Gloria-Palast Fabiikat: Ufa Verleih: Ufa Regie: Fianz Osten Hi uptrollen: Himansu Rai. Seeta Devi Länge: 2561 Meter. 6 Akte Uraufführung IJfa-Palast reta GarFo zu Weihnachten am Kurfürstendamm — das grolle Weihnachtsgeschäft. Alles wird den Liebling des westlichen Berlins sehen wollen, zumal wieder eine große virtuos angelegte Rolle die Aufmerksamkeit der Zuschauer vom ersten Bilde an gefangen nimmt. Kein größerer Unterschied ist denkbar zwischen den beiden Rollen, in denen man die Garbo jetzt in Berlin sehen kann: in der Re¬ prise von „Cösla Berling" ist sic noch die tastende Darstellerin, noch nicht gelockert, aber mit dem Blick der Unschuld und den Bewegungen von Keuschheil und Zurückhaltung. In: „Göttlichen Weib' erscheint sie aber mal als Vamptyp. als blonde Tcufelin. die die schwarzen Kanaillen, die Nal- di, die Putli, ver¬ drängt haL Auch diesmal is! sie wieder zurückhal¬ tend, aber diesmal mit einer bewußt gespielten Kälte, mit einem lauern¬ den Blick, mit der glänzenden Spiel¬ technik der Virtuo¬ sin, die sie allmäh - lig geworden ist. Diesmal führt Victor Sjöström Regie. Die Handlung ist diesmal anders aufgezogen worden und beginn, im Stile einer Cish-Rollc. Nach allerlei Abenteuern, wobei jener üble Verführer nicht fehlt, der den jungen Mädchen nachstellt, kommt Marianne nach Paris und wird dort Freundin eines Soldaten. Als dieser über einem Be¬ such bei Marianne den Zug nicht erreicht, der ihn nach Algier bringen soll, wird er als Deserteur ins Gefängnis ge¬ worfen. Marianne aber steigt durch eben den Lebemann zu einer großen Schauspielerin auf, in deren Salon die soge¬ nannte beste Gesellschaft verkehrt. Aber wie das nun so ist, wie solche Damen nun einmal sind, Marianne bleibt ihrem Soldaten treu, bis dieser sich auch richtig eines Tages zur richtigen Stunde einstellt. Bis es so weit kommt, muß natür¬ lich ein Wandel mit der Hauptfigur Vorgehen. Marianne wird also flink wieder arm und schutzbedürftig, so daß der starke Arm des Soldaten dringend gebraucht wird. Gewiß keine übermäßig originelle Handlung, aber ein Sujet, das auf Frauen wirkt. Filme, wie diese, haben in allen Kinos ein großes Publikum. Sjöström trägt diesmal die Nebenfiguren stärker als gewöhn¬ lich in den Vordergrund. So ist Lowell Sherman dem das Los in Hollywood zugefallen ist, stets die eleganten Verführer zu spielen, diskret und überlegen, wenn er auch von dem Intri¬ gantentyp nicht loskommt. Famos gestaltet Dorothy Cumming ihre alternde Lebedame, die jeden Vorteil wahrnimmt. Den Soldaten Lucien stellt Lars Hanson dar. Er ist im Typ und im Spiel natürlich durchaus unfranzösisch, aber von einer Innerlichkeit des Ausdrucks und einer Bewegtheit, die überzeugt und gefangen nimmt. hajehan, der indische Fürst, nannte seine heißgeliebte Gattin Ardschamand Banu Bcgam „Mumtaz-i-Mahal", d. i. „Aus- erwähltc des Palastes". Dem Legendenkranz, der sich um das herrliche Bauwerk, die Taj Mahal, das Grabmal dieser „Aus¬ erwählten". windet, sind die Vorgänge entnommen, die dem Film die empfindsam-romantische Handlung geben. Das Grabmal ei¬ ner großen Liebe, das Bauwerk, das zu den Weltwun¬ dern gerechnet wird, ist gewiß der gigantischste Film¬ schauplatz der sich denken läßt. Im Jahre 1630 wurde mit dem Bau der Taj Mahal be¬ gonnen. 18 Jahre lang dauerte der Bau, in \ elchem Zeitraum ununter¬ brochen 20 000 Ar¬ beiter an der Er¬ richtung und Aus¬ schmückung des Wunderwerkes tä¬ tig waren. 80 Meter hoch wölbt sich die Grabkuppel, fünfzig Millionen Mark verschlang das Bauwerk, eine ge¬ radezu ungeheuer¬ liche Summe, wenn man den Geldwert der damaligen Zeit berücksichtigt. All das sind Zahlen. mit denen kein Atelier - Film konkurrieren kann, Ausmaße, die auch die amerikanische Film¬ produktion in ihren größten Werken nicht erreicht. Die Anlage und der Aufbau des Films waren für den Regisseur Franz Osten, den Spezialisten für Indien-Filme, durch das Manuskript, das W. Barton schrieb, gegeben. Shiraj, der Sohn des Töpfers Gandhi, wuchs im Hause seines Vaters mit Selima auf, die, fürstlichen Geblüts, einst bei einem Überfall als hilfloses kleines Wesen /on dem alten Töpfer auf¬ gefunden wurde. Selima, deren Abstammung offenbar wird, vermählt sich mit Shajehan. Jahre hindurch kommt Shiraj, ein indischer Toggenburg, an das Gitter des Palasttores, um Selima zu sehen. Als sie gestorben war. schuf der Erblindende den Entwurf für die laj Mahal, das Wunderwerk, das Shajehan, der Fürst de- über alles Geliebten, errichten ließ. Der Film hat herrliche Bilder von der Taj Mahal, von anderen herrlichen indischen Palästen und Bauwerken, von den Ge¬ bräuchen der indischen Eingeborenen. In die Handlung, die naturgemäß weniger dramatisches Ge¬ schehen bietet, bringen Szenen, wie die Vorbereitung zur Hin¬ richtung durch den Elefanten, die grandiosen Reiterstücke, Leben und Tempo. Ausgezeichnet die Photographie des durchweg in Indien ge¬ drehten Films durch Emil Schüuemann und H. Harris. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß der Film bei allen, die sich für das Wunderland Indien und seine alte Kultur inter¬ essieren, großen Anklang finden wird. GRETA GARBO und LARS HANSON in ..Das Göttliche Weib'