Der Kinematograph (January 1929)

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23. Jahrgang .* BERLIN SW Berlin, den 17. Januar 1929 Schwerwiegende Syndikatsbeschlüsse Das Deutsche Lichtspicl-Syn- dikat hat in seiner gestrigen Delegiertenversammlung eine Reihe weittragender Beschlüsse gefaßt, die in die Geschälte seiner Mitglieder tief eingreifen. Man hat sämtliche Mitglieder des eingetragenen Vereins Deutsches Lichtspiel - Syndikat auf drei Jahre verpflichtet, für den Kall, daß sie überhaupt Tonfilm Vorführungen veranstal¬ ten wollen, ausschließlich To- bisapparate und Tobisfilme zu benutzen. Dieser Beschluß, auf den sich das Präsidium und die Dele- gicrtcnversammlung bereits fest¬ gelegt hatten, erfolgte nicht ohne Widerspruch. der viel¬ leicht noch größer gewesen wäre, wenn sich die einzelnen Mitglieder über die Angclegen- hci< restlos im klaren wären und wenn vor allem sämtliche 600 Mitglieder persönlich anwe¬ send gewesen wären Auf der Tagesordnung stand dieser Punkt unter „Verschic denen", und er wird trotz der Annahme durch die überwälti¬ gende Maiorität der Anwesenden noch reichlich Diskussionsstoff in den Unterbezirken abgeben. Vor allem wird man für be¬ denklich halten müssen, daß eine kürzere Frist nicht zu er¬ reichen war, und daß man glaubt, daß andere, bessere Systeme einfach nicht auf den Markt kommen könnten. Aber das Syndikat denkt und die Erfinder lenken. Gewiß springt bei dieser Sache zu¬ nächst ein schönes Stück Geld für die Syndikats-Aktiengesell¬ schaft heraus, da sie den Alleinvertrieb der Apparate und der Filme hat. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, daß i m Augenblick gewisse Vorteile für die Syndikatsmit- gltcder dabei herausspringen. Deshalb richtet sich die Oppo¬ sition in erster Linie auch ge¬ gen die langfristige flauer. Ob das berechtigt ist oder nicht, muß die Zukunft entscheiden. Dann hat man einen Vertrag «rnt einer Verlagsgesellschaft gemacht, die eine neue Pro- grammseitung herausbringt, die Kombination zwischen Wie man erfährt, wird zwischen der ..Klangfilm" und der „Lignosc" über ein Zusammengehen , auf dem Gebiete des sprechenden Films verhandelt. Bekannt¬ lich stehen ' hinter der „Klangfilm“ bedeutende Un¬ ternehmen der Großin¬ dustrie, die besonders auf dem Gebiet der elektrischen Apparaturen die größten Er¬ fahrungen aufzuweisen ha¬ ben, und die sich auch mit Erfolg bereits heute mit der Herstellung von Kinoappara¬ turen für den stummen Film beschäftigen Lignosc und Klangfilm Man muß nach dem Inter¬ esse,' das diese einflu߬ reichen Tadustrickreise am Ligno e - System ' nehmen, doch zu der Lcberzeugung komi, n. daß die optimisti¬ sche Abfassung des Sy katspräsidu.. ' wonacn es außer Tobis überhaupt »kein geeignetes System gäbe, nicht t nbedingt richtig ist. ' Die Festlegung von über sechshundert Theatern auf die Tobis - Apparatur er¬ scheint durch diese neue Kombination. volkswirt¬ schaftlich betrachtet, noch bedenklicher Der erste englische Radio-Film lm Stag-Lane Acrodromc, London, wird demnächst der erste Radio-Film durch B.B.C. (Britischer Rundfunk) und Kodaks als Kxperimcntier- film von 20 Minuten Länge gemacht werden. Der Film ist reich mit Geräusch aus¬ gestattet, indem Flugzeuge, Automobile und Motorboote darin eine Rohe spielen. Ein Zuchthäusler, der aus Dart- moor entflieht, liefert die Hauptperson des Films. für 12 Pfennig von den Syndi- katsmitglicdern in ihren Thea¬ tern bezogen werden soll, um dann mit oder ohne illustrier¬ ten Filmkurier verkauft zu werden. Ob die Möglichkeit gegeben ist, Rcmittendcn zu¬ rückzugeben wie lange ' diese Verpflichtung läuft, blieb offen. Es ist anzunehmen, daß sich das Syndikat mit seinen Mit¬ gliedern über diesen Punkt noch einmal ausführlich auseinander¬ setzt, und es ist ohne Kenntnis der Details nicht zu beurteilen, ob hier eine Verdienstmöglich¬ keit für die Mitglieder und überhaupt eine Notwendigkeit zu Geschäften vorlag. die außer¬ halb des Syndikats liegen. Das Lichtspicl-Syndikat hat dann ferner einen Generalver¬ trag geschlossen, wonach eine bestimmte ReklamegeseUschnft das Vorrecht bei der Vergebung der Reklamerechte in den Syn¬ dikats-Lichtspielhäusern erhält Man hat auch hier keine Ein¬ zelheiten bekannt gegeben. son¬ dern nur erklärt, daß man eine einmalige Abfindung für die Übertragung der Rechte von 200 000 Mark erhalten habe und daß man dem Syndikat eine Beteiligung von 30 Prozent an dem gesamten Umsatz zubilligt, der sich äußerlich dadurch aus¬ drückt, daß man von dem Aktienkapital von zwei Millio¬ nen Mark 600 000 Mark Aktien an das Syndikat ohne jede Ver¬ gütung überträgt. Vom Standpunkt des Präsidi¬ ums aus ist es durchaus erklär¬ lich, daß man auch hier in der öffentlichen Versammlung nur Andeutungen machte. Es wurde unterstrichen, daß keinerlei Ver¬ pflichtungen für die Mitglieder bestehe'-. daß iedes Mitglied mit seiner Reklame und ihrer Vergebung machen könne, was es wolle. So daß die 200 000 Mark Bargeld und die 600 000 Mark Aktien eigentlich ein Ge¬ schenk des Himmels sind. Man sagte in der Versamm¬ lung mehrfach, daß der Tobis- vertrag mehr wert sei als das gesamte Aktienkapital Dar über kann man sich kein Urteil erlauben, weil nämlich über den Staad der Aktiengesellschaft zahlenmäßige Unterlagen nicht gegeben wurden. Herr Wein- schenk verlas eine Bilanz der G. m b. H., die ietzt außer Tätigkeit gesetzt ist, nach dem Stande vom letzten Juli. Sie ist günstig oder ungünstig, je nach dem Gesichtspunkte, von dem aus man sie betrach¬ tet. Entscheidend für den kaufmännischen Wert des Syn¬ dikatunternehmens wird erst die Bilanz der A.-G für das erste laufende Geschäftsjahr. Schließlich wählte man noch die Delegierten. Mitteldeutsch land entsendet Hcynold. Haasc. Hauffe, Guldcr Hamburg er¬ nennt Harten, Timm, Luedke, Blume. Aus Süddeutschland werden Kienzlc, Weiß, Kurth. Frauenknecht entsandt. Rhein¬ land-Westfalen hst sich auf Genandt, Meißner, Riechmann und Meister geeinigt Nur Ber lin konnte seine sämtlichen vier Delegierten nicht ernennen. Zu nächst gelten die Herren Thetn- litz-Stcttin, Goldstand - Könige- oerg und Michelsohn-Bcrlin als gewählt. Den vierten Sitz, der dem Bezirk Osten zusteht, sollte nach dem Willen der anwesen den Syndikatsmitgliedcr Herr Holleufer erhalten. Man sah aber von seiner Wahl ab, weil er der Vater eines Flugblattes ist, das nicht gerade in begei¬ sterten Worten vom Syndikat und seiner Leistung sprach und das er unter dem Eindruck der letzten Verhandlungen so leier lieh wriderriel, daß es eigentlich im Toae zu feierlich war. Die Berliner behalten sich vor, Herrn Holleufer oder einen Er¬ satzmann demnächst zu präsen¬ tieren. Zwischen den einzelnen Dis¬ kussionsreden las man manche-, lei, auf das hei Gelegenheit deswegen zurückzukommen ist. weil es sich um Spezialhagcn handelt, die man ln einem Fachblatt auch nur speziell be¬ leuchten kann.