Der Kinematograph (January 1929)

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Vom „Bild" zum Film Von A. Krassna-Krauss. Chefredakteur der ..Film-Technik". E s gibt neuerdings in allen Punkten der Welt eine kleine, übereinstimmende Merkwürdigkeit Man findet sie bei den Pyramiden in Gizch, dort, wo die schwarzen Völker Afrikas mehr oder weniger wilde Tänze auffiihren, und man beobachtet sie in Potsdam, wenn die Wasserspiele zu Sanssouci ausnahms¬ weise einmal spriiVcn. oder wenn man am Grab Friedrehs des Großen ergriffen vor Bewunderung steht. Es ist eine kleine Horde vor. Menschen, eine Zusammenballung, von der man nie genau weiß, aus wieviel einzelnen Personen sie besteht, eine Anhäufung, die nur unaufhörlich ..oh, wonderful" sagt, und deren geraac Zahl überhaupt nur dann ermittelt werden kann, wenn man die gelben "aschcn zählt, die sie an langen Riemen an der Seite haben, dort, wo der preußische Infanterist früher das Seitengewehr zu tragen pflegte. Diese kle.nen gelben Täschchen, die sich so ähnlich sehen wie ein Ei dem anderen, sind nicht etwa irgendein Vereinsabzeichen oter eine neue Art von Garnitur für Ulster oder Gummimantel, sondern e.« sind Phototaschen. Be¬ hälter für photographische Kameras, die ein leises Surren vernehmen lassen, wenn der Besitzer dieses geheimnisvollen Apparates auf einen Knopf drückt. Diese etwas poetische, komplizierte, umständliche Einleitung soll eigentlich nichts anderes sagen, als daß der Amateurkinoapparat für den reisenden Ame¬ rikaner heute zur Selbstverständlichkeit geworden ist. daß heute lebende Bilder gemacht werden wie früher Standphotos. Daß es heute selbst in Amerika mehr Leute gibt, d : c ihren Privatfilm kurbeln als Automobilisten, trotzdem drüben bei¬ nahe au f einen einzelnen Amerikaner gleich ein paar Autos kommen. Was vor dreißig Jahren zum erstenmal in einem Pariser Kellcrloka! einer staunenden Mitwelt als magisches Gufceimnis verkündet wurde, ist heute für jeden Yankee eine Selbstverständlichkeit. Wer durch irgendeine kleine Villen¬ straße in der tiefsten Provinz marschiert, sieht vor jedem Haus, wie Daddy das Baby knipst, seinen Hund, seine Frau, seine Freundin. Ein gewöhnlicher Photoapparat ist beinahe eine Angelegenheit, die man gar nicht mehr beachtet, ein Spielzeug für kleine Kinder, obwohl die auch mit dem gewöhnlichen Kodak nicht mehr zufrieden sind, sondern genau so ihr Kino haben wollen wie ihre Dampfmaschine. Allerdings ging das nicht so rasch und leicht, bis die schwerfällige und komplizierte Apparatur des Kinematographen in eine Form gefaßt wurde, die man auch dem blutigen Laien überlassen konnte, und die Bilder selbst dann auf das belichtete Zelluloid bannten, wenn man mit der Beleuchtungstechnik und dem Peleuchtungskoeffizienten nicht so ganz genau Bescheid wußte. W'as zunächst einmal radikal herabgemindert werden mußte, waren Umfang und Gewicht von Aufnahme- und Vorführungsgerät. Die alten, schweren Zigar¬ renkisten oder Klcjderschränke, die jetzt ab und zu noch ein Amateur hier in Deutschland mit sich herumträgt, konnten selbstverständlich die Ausdehnung der Amateurkinematographie nicht fördern. Erst als die kleinen, gefälligen, hand¬ lichen Apparate auftauchten, wurde die Sache rapid besser. Auch die Handhabung der ganzen Apparatur, das Einlegen und Auswechseln der Filme, die Einstellung der Entfernung, die Handhabung der Kurbel, all das mußte generalisiert werden, und so einfach oder — besser gesagt — praktisch; durchgearbeitet sein, daß man tatsächlich gar nicht mehr von der Handhabung eines Präzisionsinstrumentes zu sprechen brauchte, sondern nur von ein paar Hand¬ griffen, die jeder begreift und die jeder beinahe automatisch machen kann. Diese Vereinfachung war nicht nur bei der Aufnahmckamera notwendig, son¬ dern auch beim Wiedergabegerät. Hier mußte vor allem die Feuersgefahr auf ein Minimum beschränkt werden. H. Pagel in „Tango des Lebens“ (Aufnahmen Prote-Weidemann): die Pankgrafen. Tenpiiz, „Wochenend" fAufnahmen: O. C. ProfeJ.