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Filmgeschäft durch Psychologie Von unserem New-Yorker P. F.-Korrespondenten Die Psychologie im Film scheint wirkliche Fortschritte zu machen. Den meisten ame¬ rikanischen Filmen kann trotz ihrer glänzenden Aufmachung und zweifelhaften Wirkung nie¬ mand den Vorwurf machen, daß sie sich zu sehr an die Logik und natürliche Psychologie klammern. Es galt als Gebot, den Film in 99 unter 100 Fäl¬ len mit einem , happy end" schließen zu lassen, und wenn es noch so unnatürlich und widersinnig war. ln der letz¬ ten Minute kam immer ein Deus ex machina zu Hilfe, der mit einem Schlage alle Hindernisse, die der Verbindung eines Lie¬ bespaares entgegenstanden, be¬ seitigte und die entsprechende Summe, die zum Glücke gerade notwendig war. in Bereitschaft Hatte. Auch das amerikanische Publikum, das in sei-er über¬ wiegenden Majorität von einer verblüffenden Naivität ist, fand, daß das Leben sich fast immer anders abspielt, als es in den Bildern gezeigt wird, und es er¬ scholl der Ruf. vorläufig noch ans den Reihen der Intelligenz, nach mehr Naturalismus. Der schönste Film litt oft an einem unnatürlichen Ende, das den Regisseuren und Filmdramatur¬ gen die größten Kopfschmerzen verursachte. Carl Lacmmle. der darauf ausgeht, die Ansichten des Publikums kennenzulernen, for¬ derte schon seit Jahren in den meistgelesenen Zeitschriften Amerikas die Leser aut, ihm mitzuteilen, welcher Art von Bildern es den Vorzug gibt und was es an den Bildern auszu¬ setzen hat. Ein eigenes Depart¬ ment hatte die Aufgabe, dieein- langenden Zuschriften zu sich¬ ten. Die überwiegende Majo¬ rität will sich nicht nur unter¬ halten. sondern auch wirkliches Leben in den Filmen sehen, und da entschloß man sich nun in Universal City kurzerhand, die ganze Produktion unter die Auf¬ sicht eines Psychologen zu stel¬ len, dessen Tätigkeit schon bei der Prüiung des Manuskriptes einsetzt und erst mit der Voll¬ endung des Filmes aufhört. Man gründete ein „Public Service Department", das. von diesem Psychologen geleitet, den steten Kontakt mit dem Publikum auf¬ recht erhalten und dessen An¬ sichten und Wünsche in bezug auf die Herstellung der Filme kenncnlerncn soll. Die Wahl fiel auf den Dozenten für Psy¬ chologie an der Columbia und New York University Dr. Mar- stou. der gemeinsam mit dem früheren Professor der Harvard und selbstverstän Jdefina University Dr. Hugo Muenster- berg grundlegende wisscnschalt- liche Experimente erfolgreich ausführle und eine Reihe von sehr beachteten wissenschaft¬ lichen Werken, darunter eine psychologische Theorie des Be¬ wußtseins, schrieb. Manche seiner Theorien fin¬ den bei staatlichen Instituten, insbesondere im Polizeiwesen, praktische Verwendung. Dr. Marsion geht von der Ansicht aus, daß das Leben der Men¬ schen durch ihre Gefühle re¬ giert wird. Die Filme helfen den Menschen, soweit ihre Ge¬ fühle in Betracht kommen, nach zwei Richtungen. Er will oft die Beobachtung gemacht haben, daß Widerwärtigkeiten, wie sie sich im Leben ereignen, weniger bös erscheinen, nachdem man ein gutes Bild gesehen hat. und daß in zweiter Linie gute Bil¬ der in den Zusehern die Über¬ zeugung hervorrufen. daß das Wertvollste im Leben Moral und Eh-e sind und daß Glück werlvoiter als der Erfolg ist. Der größte Dienst, den man dem Publikum erweisen kann, ist, ihm unterhaltende und realisti¬ sche Filme zu liefern. Vorläu¬ fig wird Dr. Marston den Be¬ weis zu erbringen haben, ob die Gesetze der Psychologie, die im wirklichen Leben maßgebend sind, sich auf die Filmproduk¬ tion in wissenschaftlicher Weise anwenden laascn. bzw. ob er im¬ stande sein wird, das neue psy¬ chologische Department in einer Weise auszubauen, wie es sich Carl Lacmmle gedacht, der je¬ denfalls mit der Verwirklichung seiner Idee den ersten und ent¬ scheidenden Schritt getan hat. deren Auswirkung immerhin ge¬ eignet ist. die Struktur der ame¬ rikanischen Filmdramaturgie zu ändern. Es ist nicht das erste¬ mal, daß er Pionierarbeit gc- letslcl hat. Neue Adresse Die Münchener Theater-Ver¬ waltung der Ufa ist aus der Schützenstraße nach Sendlinger- torplatz 11 verzogen. Die Ufa- leih-Filialc München •befinde I sich jedoch nach wie vor Schülzcnstraße la. Dieudonne als poli~ Fischer Schriftsteller Anläßlich einer kurzen Visii-’ fn Brüssel gab der französische Filmschauspielcr Albert Dicu- donne bekannt, daß er einen großen politischen Roman „Zar Napoleon" geschrieben habe, der als Helden Feder Iuano- witsch Kalita, einen Donkosa¬ ken, im Kampfe gegen die So» - jctgcwaltcn zeigt. Angeblich soll bei der Verfilmung Wer¬ ner Krauß diesen Helden filmen.