Der Kinematograph (February 1929)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

MOSES-^ZIGARRE Z u den markantesten Episodisten der amerikanischen Leinwand gehörte Theodor Roberts, der kürzlich nach jahrelangem Leiden gestorben ist. Seine letzte große Schöpfung war der Moses in den ..Zehn Geboten" gewesen, die sich wohl auch als einzige im Gedächtnis der Nachwelt halten wird, obgleich Roberts in mehreren hundert Filmen würdige Väter und sonstige Respektpersonen spielte. Die berühmtesten weiblichen Stars, die Swanson, die Pickford die Prevost, die Shearer. betreute er in den Bildern aut seine etwas bärbeißige, aber schauspielerisch stets durchdachte Weise. Des Filmes Würde war in seine Hand gegeben, die er noch dadurch betonte, daß er ohne eine große, schwere Zigarre nicht zu denken war. Er konnte ohne dieses Requisit nicht spielen, und Cecil de Mille mußte ihm die Zigarre immer höchsteigenhändig entreißen, ehe die Mosesszenen gedreht wurden, da es sich Roberts nicht denken konnte, daß Moses nicht geraucht haben sollte. Er rauchte nur eine eigens für ihn angefertigte Sorte die er den ganzen Tag über nicht ausgehen ließ. Sein Tagesbedarf wurde auf 25 Zigarren berechnet. Einmal geschah cs aber doch, daß der mitgenommene Vorrat ausging. Das war in der Zeit, da de Mille die „Zehn Gebote" in der Wüste drehte und ein paar Kol¬ legen. die sich die Langeweile während der Aufnahmen mit Schabernack vertrieben, die Zigarren von Roberts versteckten. Der berühmte Theodor suchte nicht erst lange, schrieb tin paar Zeilen an de Mille, setzte sich in seinen Tord — damals fuhr alle Well im Ford —, raste nach Los Angeles, packte einen Stapel Zigarren ein und machte sich wieder auf den Weg in die Wüste. Aber damit hatte er die Leistungsfähigkeit des Wagens überschätzt, und er konnte froh sein, eine kleine Eisenbahnstation zu erreichen. Es war in den frühen Morgenstunden, als der Schnellzug auf den Wink der Station anhielt, und Roberts, der nur eine Stunde zu fahren hatte, weil er vom nächsten größeren Orte mit einem Auto die Expedition erreichen wollte. Roberts also setzte sich in den Salonwagen, in dem jetzt, wo alles schlief, nur ein einsamer Reisender mit der Schlaflosigkeit kämpfte. Theodor Roberts zündete sich sofort eine Zigarre an und qualmte nach stundenlanger Entbehrung des Genusses wie ein Schlot. Der andere Mitreisende erhob sich, trat hüstelnd auf ihn zu und sagte: „Mein Herr, es ist verboten, im Salonwagen zu rauchen!" Roberts nickte nur als Antwort, fuhr aber in seiner Beschäftigung fort, indem er dicke Rauchwolken hervorblies. „Mein Herr. ‘ sagte sein Gegenüber jetzt sehr schart, „Sie werden sich die Folgen Ihres Tuns selbst zuzuschrciben haben!" Und dabei überreichte er ihm eine Visitenkarte, die Roberts mit flüchtigem Blick musterte, ohne sich stören zu lassen. Der andere suchte nun den Kontrolleur des Zuges, aber ehe er diesen gefunden hatte, war auch schon die nächste Station erreicht, und Roberts sprang bereits vom Zuge, als ihm der Kontrolleur zurief, zu warten. Roberts aber reichte diesem ruhig die soeben erhaltene Karte und hörte, während er sich entfernte, den Kon¬ trolleur sagen: ..In diesem Falle wird sich kaum etwas machen lassen, mein Herr: das war ja der Präsident des kalifornischen Parlaments."