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Erfahrung machen müssen. Kr hat mit Richard Oswald zu¬ sammen versucht, das Zepter des Filmspicllciters zu schwingen, aber auch ihm gelang das Experiment r\ht. Der tiefere Grund für dieses Versagen bedeutender Spiel¬ leiter ist die Tatsache, daß sic sich nicht genügend mit dem Filmischen beschäftigen, daß sic mit ihreir. Auge und mit ihrem Sinn zuviel an der Bühne hängen und glauben, daß man das reine Theater ohne weiteres auf das Film¬ atelier und damit auf den Film übertragen kann. Selbstverständlich geht das nicht, und genau so wie I.illian Gish. auch wenn man die Äußerlichkeiten überträgt, noch lange keine Mona Lisa ist. und genau so. wie sich das am.-rikanische Filmgemäldc von dem europäischen meilenweit entfernt, in der Farbengebung, in der künstleri¬ schen Auffassung, im künstlerischen Gesamtwert, genau so weit gehen Theater und Film auseinander, was nicht aus- schlicßt. daß gute Riihncnschauspicler auch im Film zu Großen erster Ordnung werden, und daß hier und da ein¬ mal auch ein Biihncnrcgisscur Beachtliches leistet. Schließlich gibt cs ja Mediziner, die eines Tages bedeu¬ tende Juristen werden, und Tenöre die auf dem Kutscher¬ hock oder, wie in Italien, als Stiefelputzer begannen. Aber man kann nicht einfach auf dem Marktplatz von Venedig am Morgen seine Bürsten zusammenpacken und abends als Star auf der Bühne der Mailänder Scala stehen. Es gehört ein langes und umfassendes Studium dazu, das auch dem Intelligentesten und Begabtesten nicht erspart bleibt, weil der Filmschauspieler sowohl wie der Film¬ regisseur gewisse technische und optische Gesetze beob¬ achten und beherrschen muß. Besonders der Spielleiter muß neben den künstlerischen Fähigkeiten außerordentlich viel Handwerkliches kennen und können. Er muß selbst Bildwinkel, Belichtungs¬ intensität beurteilen und nuß haargenau schon im Geist er¬ kennen, wie alles nachher auf dem Bild wirkt. Das geht nicht allein dadurch, daß man einmal durch das Bildfcnslcr des Apparats sieht oder sich das Blauglas vor Augen hält, sondern das sind Dinge, die man nur durch Erfahrung und immerwährende vergleichende Beobachtung ernt. Vielleicht ist das der wichtigste und tiefste Grund, warum Leute wie Reinhardt und Barnowski im Film ver¬ sagten. Vielleicht aber kommen Leute von diesem Rang eines Tages doch noch auf die Idee, wirklich Filmtechnik und Filmspic! gründlich kennenzulernen, weil wir dann sicher von ihnen große, beachtliche, wellbcdeutende Lei¬ stungen erwarten können.