Der Kinematograph (February 1929)

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DAS4XTESTE fILM FACH BLATT VERLAG SCHERL * BERLIN SW 68 23. .lahrgang Berlin, den 26. Februar 1929 Der Tag des Gerichts Eine Tragikomödie mit Henny Porten Kieme Ursachen haben oft große Wirk tim*. Da erzählt auf seiner Amerikareise der Herr Ebner von Maxim einem be¬ nannter Berliner Fcuillctonisten, daß die deutschen Filmstars alle nichts taugten, daß Henny Porten-Filme beinahe unver¬ käuflich seien, und ein paar Tage später steht das in einer großen Berliner Zeitung, und wird selbst in St. Moritz von unserer Henny gelesen, obwohl man den Versuch gemacht hat. alle erreichbaren Exemplare der fraglichen Ausgabe zu be¬ seitigen. Herny ist außer sich, weil sie letzt trade bei der Firma zu arbeiten hat. um deren Direk¬ tor es sich handelt, und es kommt zu allerhand Auseinan¬ dersetzungen und zu Schaden¬ ersatzprozessen, bei denen die D va schließlich „nur" dreißig¬ tausend Mark Kosten zu tragen hatte. E, ist klar, daß so etwas nicht gerade Freundschaftsge¬ fühle erweckt und daß schlie߬ lich eine Bemerkung im gegneri¬ schen Schriftsatz, daß Frau Por- len, um das Schiedsgericht gün¬ stig zu stimmen, einen Ohn- machtsanfall fingiert hätte, zu einem Bclcidigungsprozeß führt. Der letzte Akt dieser Tra- man es nicht nennen, rollte letzt in Moabit. Aul der Anklagcseite stand Rechtsanwalt Dr. Wolffsohn mit seinem Verteidiger, Rechtsan- Vvalt Kice. während für Henny und Dr. Kauffmann, die persön¬ lich anwesend waren, Dr. Neu¬ mond plädierte, der erklärte, aaß man im allgemeinen nicht so cmpfindlMi zu sein braucht, «aß aber hier doch ein beson¬ derer Fall vorliege, weil die Ranze Konstellation im Schieds- R*riehtsprozeB geradezu ungc- neuerlich gewesen sei. P ie Klage war übrigens «hon einmal vom Amtsgericht Lhariottenburg aus irgendwel- eben Gründen abgewiesen wor¬ Charlie Chaplin schwer erkrankt Zu gleicher Zeit, wo die amerikanischen Fachblatter übereinstimmend melden, daß Charlv Chaplin der Haupt¬ hinderungsgrund bei dei großen Fusion zwischen United Artisis und Metro-Goldv. yn ist. dringt aus Hollywood die Kunde von einer sebwe-en Erkrankung Charlys. Es soll sich um eine Vergiftung handeln, die durch Leichengift er¬ folgt ist und die einen außerordentlich bedenklichen Ver¬ lauf nimmt. Wir hoffen, unseren Lesern bald davon Kenntnis geben zu können, daß sich de» große Filmkunst!er, der zahllosen Millionen Stunden befreienden Lachens gescheit*. hat, sich auf dem Wege der Besserung befindet Reinhardt macht endgültig keinen Film Wie uns ein Kabel am New York meldet, hat Max Rein¬ hardt von United Artisis eine größere Abstandssumme er¬ halten und ver; btet auf die Durchführung des geplanten Films mit Lilian 3ish. Damit erfüllen sich die Voraussagen, die gerade im „Kinemalograph" an die geplante Filmidee Reinhardts ge¬ knüpft waren. Es zeigt sich wieder einmal, daß man ein großer Theater¬ mann sein kann, ohne g eichzeitig ein großer Fdmreg : sseur zu sein. Man kann eben einen Film nicht zwischen Tür und Angel drehen, zwischen Berlin, Wien und New York, sondern muß sich entweder dem Film ganz verschreiben oder gar nicht. Das haben wir bei Jeßner gesehen: das sehen wir jetzt w ieder bei Reinhardt. Alex Binder t Gestern nachmittag ist einer der besten Berliner Photo¬ graphen. Alex Binder, nach langer Krankheit aus dem Leben geschieden. Binder war einer der ersten, der der Filmindustrie durch seine ausgezeichneten, wirkungsvollen Bilder hervorragen¬ des Propagandamaterial in die Hand gab. Er zählte zu den begehrtesten Mitarbeitern der großen illustrierten Weltblätter und verschaffte seinen Aufnahmen größte Resonanz weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Er war einer der ersten, die in Berlin für die Amateur¬ kinematographie eintraten, und fertigte für Private vor¬ bildliche Porträtaufnahmen. Mit vielen Persönlichkeiten aus der Filmindustrie ver¬ band ihn engere Freundschaft. Sein Haus war oft der Sammelpunkt des künstlerischen und literarischen Berlins, und es wird viele Menschen geben, die noch lange und oft an ihn denken. den. Der Prozeß mußte aber durchgeführt werden, nachdem sich Dr. von Kauffmann bei der höheren Instanz beschwert hatte Die Beweisaufnahme war für den angcklagten Anwalt nicht gerade günstig. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Geld¬ strafe von zweihundertfünizig Mark, weil durch Zeugen cin- w andfre cer Nachweis geführt wurde, da] Frau Porten kein* Ohnmacht simuliert hat, daß sie überhaupt nicht ohnmächtig ge. worden is'. sondern daß sie nur auf kurze Zeit den Sitzungs¬ saal verließ, weil sie erregt war, was schließlich zu verstehen ist, wenn man hört, daß cs damals um huncertachtzigtauscnd Mar'c Schadenersatz ging, den Frau Porten eisten sollte, und daß die Verhandlungen sich beinahe einen ganzen Tag ununter, brachen hinzogen. Der Anwalt wollte den Schutz des § 93 für sich in Anspruch nehmen, etwas, was das Ge¬ richt verständigerweise nicht anerkannte. Man soll, wenn es sich um wirkliche Stars handelt, doch etwas vorsichtig sein, soll Be¬ merkungen, wie sie im Prozeß wieder,egeben wurden, unter- lassen. Es wurde nämlich dort die Bemerkung wiederge geben, die von einem Fabrikanten stammen soll, und die etwa heißt: „Hier muß ein Exempel statuiert werden. Die Stars müssen unschädlich gemacht werden." Vielleicht müßte man das in Variation auch von einer ge¬ wissen Sorte Fabrikanten sagen, die viel eher im handelstech- nischcn Sinn überllüssig sind als Filmschauspieler, die Geld bringen: denn diese Herren leben ohne Risiko von dem Geld der anderen und bringen noch nicht einmal die Zugkraft, die der Starname für das Kino bedeutet. Wir meinen damit, um Irrtü- mer und Proteste von vorn- herein auszuschaltcn, nicht die- jenigen. die regelmäßig unter eigenem Risiko fabrizieren, son¬ dern diejenige»:, für die die Filmfabrikat’on mehr ciuo Transaktion »st, die nur dann durchgefübrt wird, wenn mehr Sicherheiten gegeben werden, als man selbst leistet