Der Kinematograph (February 1929)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

New-Yorker T h e a 1 e r p o 1 i i i k Von unserem Ncw-YorkcrS'’ I Korrespondenten Die Ungeklärtheit des 'ilmmarktes und der sich bereits be¬ merkbar machende Wecnse! im Geschmack des Publikums dürfte in der nächsten Saison zu einem weiteren Abbau der FilmproJuk- »ion führen. Die Koster, der Herstellung eines Films sind wesent¬ lich gestiegen, der Bedarf icdoch geringer geworden, infolge des Ausscheidens vieler kleiner Theater. An deren Stelle sind aller¬ dings große Paläste hinzugekommen, deren Publikum höhere An¬ sprüche stellt und die nur kostspieligere Bilder brauchen können. Die vielen billigen Bilder, die sich durch einen Massenabsatz in den kleineren Theatern bezahlt machten, haben zum Teil den Markt verloren, zum Teil werden sie durch die guten Bilder ver¬ drängt. die nach längerer Laufzeit schließlich um einen Pappen¬ stiel an die kleinen Theater abgegeben werden. Früher machte es die Masse aus und die Summe der vielen kleinen Theater, die bereits um 5 oder 10 Dollar Bilder erhielten. An Stelle des •lassenkonsums ist nunmehr die Auswahl getreten. Nicht die Masse der kleinen Theater ist mehr ausschlaggebend, sondern die großen Theater, die in der Lage sind, hohe Leihgebühren zu be¬ zahlen und eine längere Laufdauer des Bildes zu garantieren. Der Verkaufsapparat ist weniger kompliziert und daher billiger, wenn er nur mit weniger Theatern zu tun bat. Dieser Änderung der Marktsituation muß sich die Verkaufs- und Produktionspolitik anpassen, d. h. mit anderen Worten, cs sind nicht mehr so viele Filmvertreter notwendig wie früher, und es sind auch nicht »o viele Bilder notwendig wie früher, dafür jedoch bessere. Die Ver¬ kaufspolitik hat ihre Folgen dahin gezeitigt, daß fast ausnahmslos alle Verlcihinstitute ihren Verkaufsstab verringert haben; und die Produktionspolitik geht daran, die Herstellung der Bilder für die nächste Saison auf nicht viel mehr als 400, das ist die Hälfte wie vor zwei Jahren, zu beschränken, dafür aber mehr zugkräftige und in der Qualität bessere Bilder hcrzustcllen. Die Wildwest-Bilder, die fast ausschließlich von Jen kleinen Buhnen bevorzugt werden, sind eine Domäne der Universal ge¬ worden, die sich immer darin spezialisiert hat, und sic dürf;r. auf ' * 'cm Gebiete kaum irgendwelche ernste Konkurrenz M be¬ idrehten haben. Zur Verschärfung der Situation hat das rasche Vordringen des Tonfilms beigetragen, wodurch alle kleineren unabhängigen Kino- ater in eine prekäre Situation geraten sind. Die Berichte der Verkaufsagenten lauten einstimmig dahin, daß die Theater, die mit Tonfilm-Apparaten ausgerüstet und daher in der Lage sind, Tonfilme zu geben, das Publikum in einem Umfange von 25 Meilen anzichen und natürlich den Besuch der nur auf stumme Filme zwe ten und dritten Ranges beschränkten kleinen Theater ungünstig beeinflussen. Fs scheint überhaupt, daß die Lage der unabhängigen Theater¬ besitzer sich immer trostloser gestaltet und daß selbst der letzte Ausweg, die Wahl des früheren Mitgliedes der Trade Commission, Abram F. Myers. zum Präsidenten der Vereinigung der Unabhän¬ gigen, die Katastrophe wohl hinauszuschicben, aber nicht auizu- halten vermag und die Unabhängigen schließlich einen Anschluß an eine Thcaterkcttcnorganisation werden suchen müssen. Viel hängt die Zukunft der Unabhängigen von dem Justizdepartement ab, das gegenwärtig die Frage des Tonfilmes studiert, der der Western Electric zu einem Monopol verha’.i, das zu bekämpfen sich Myers zur Aufgabe gesetzt bat. Myeis hofft mit Hilfe des Justizdepartements einen gerichtlichen Einspruch gegen die über¬ mächtige Stellung der Western Electric, die einen Druck auf die Unabhängigen in der Richtung ausübt, daß sie gezwungen sind, ihre Apparate zu nehmen, zu erlangen. Es sind vier Fragen zu tur das zukünftige Wohl der Unabhängigen in Frag« kommen: die Annahme der Brookhart Bill, ci« Möglichkeit der Wahl eines Apparates, der alle Tonsyste.me zuläßt, was gegen¬ wärtig durch die Western Electric verhindert wird, ferner die Be- seitigung der Musiktaxe und auch der Scbiedsgen.-btc. Fox macht sich die Situation der Unabhängigen sehr zunutze und ist in seinem Bestreben, recht viele Theater in seinen Macht¬ bereich zu bekommen, ein Stück weiter gegangen. Ungefähr 175 im Stadtgebiet New Yorks befindliche Theater haben bereits unterzeichnet und weitere 25 werden nachf algen, so daß Fox im Bereiche großer Theater New Yorks über -00 000 Sitze verfügen wird. Hinter der Fox-Mctrnpolitan Thcatre Corporation, die zum Zweck des Erwerbe» von New-Yorker Theate-n gegründet wurde, stehen zwei bekannte Finanzleute, die in der letzten Zeit viel von sich reden machten, und zwar M. J. Methan i nd John E. Raskob. Während Fox sich bemüht, so viel Theater als möglich zu erlangen, schlägt die mit Famous Players alliierte Publix Chain Theatrc Corporation eine andere Politik ein, nämlich jene Theater, die nur sehr wenig oder gar nichts einbringen, abzustoßen. Es kommen ungefähr 150 Theater in Frage, von denen bereits 50 an den Mann gebracht wurden. Darunter befinden sich Theater, die, früher von einem unabhängigen Theaterhesitzcr geleitet, Nutzen abwarfen, aber infolge kostspieliger Verwaltung der Publix verlustbringend geworden sind. Diese Theater werden fast nur um den Werl des Inventars weggegeben, mit der Verpflichtung der Aulrcchtcrhaltnng der Vertage bzw. der Verpflichtung, Bilder Paramounts zu geben. Aut diese Weise hallt die Publix. etwa 3 Millionen zu ersparen. Breslauer „Capitol“ Nach einer Bauzeit von fl) Monaten wurde das Breslauer ■Capitol'' der Schauburg-Akticn- gesellscha.f. Direktion Dr. Ge- «rg Gebet, eröffnet. Architekt Friedrich Lipp. der Eibauer des Berliner .Atrium", schuf ein 1 Mspielhaus mit 1400 Plätzen. Oie Schauburg - Akficngescll- Khafl, der zur Ausführung dic- ‘ - Hau.es zwei Millionen Mark ? ur Verfügung standen, besitzt letzt in Breslau mit dem „Ca¬ pitol" fünf Lichtspielhäuser, die zusammen etwa 4000 Sitzplatz enthalten. Durch offene Vorhalle un Kassenraum komm man voi * r *t in ein geschmackvolle Vestibül Von hier aus führe “her eine der drei geräumig? warderoben - Vorhallen die •heater» die Zugänge zu de •'irkcltplätzen und ein Tref Pcnaufgan,. zum Rang. Als Bestuhlung gelangte durchweg rote Polstersitze zc Zim*‘ tUUn ' 5 ' die V °" Otto < trcT Cr w, ann <' chl «i‘ehcr Ve. SJ* 11 " *<liefe, Klappslühle ::rr. A Är Film-Schränke i, SfTr. m «Ti Mühlschlag 8i Sohn, Hamburg-Wandsbek Telegramme: Mühlschlag-Wandsbck • Telephon: Wandsbek 1630 Mit der variablen Vicrfarben- beleuchtung lassen sich die schönsten Farbensymphonien zusammcnstcllen. Für die Bühne, die Auffüh¬ rungen von Operetten, Revuen und Varietäakten gestattet, sind die modernsten technischen Mittel zur Anwendung gelangt. Neben dem Vicrfarbenbelcuch- tungssystem sind Rundhorizont, Effektapparate usw. vorhanden. Für cinv/andfreic Projektion sorgen drei Maschinen Modell Frnemann II. Auch hier finden Kühlgebläse Verwendung. Erstmalig kamen in Schlesien die automatischen Fallklappen- Einrichtungen der Zeiss-lkoa zum Einbau, die nicht magne¬ tisch, sondern mechanisch be¬ tätigt werden. Zur Erzeugung eines ca. 50 qm großen Bildes werden automatische Erko- Lampen und Busch-Neokino- Objektive verwendet. Die gesamte Ausrüstung des Vorführungsraumes, der einem kleinen Saal gleicht, wurde von den Kinolechnischen Spezial- Werkstätten Lehmann & Knetsch, Breslau, geliefert und montiert. Zur Unterstützung des Or¬ chesters erhielt das „Capitol“ eine Oskalyd-Orgel, deren Ion« infolge des geschickten Ein¬ baues über den ganzen Raum gleichmäßig verteilt werden.