Der Kinematograph (February 1929)

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Die Spio über die Lage der Filmindustrie Johanna von Orleans in München Der bereits im Münchener Filmstudio eingehend behandelte Film der Johanna von Orlians von Dreycr und Delteil soll in dem Ufa-Theater Rplhaus- Lichtspicle den Spielplan der Karwoche kennzeichnen. Zur besseren geistigen Vorbereitung des von der heutigen Filmnorm abweichenden Bildes veranstal¬ tete die Direktion der Münche- n.-r Ufa-Theater eine Sonder¬ vorführung vor der Münchener Intelligenz, Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern. Erschienen waren unter zahl¬ reichen anderen Thomas Mann, Bruno Frank, Carossa, Penzoldt, Preetorius, Süßkind, Dr. Wolfs¬ kehl, Pieper, die Professoren Bühlmann, Pechmann und Pfeilschifter. Allgemein konnte man den tiefen Eindruck feststellen, den dieses Kunstwerk gemacht hatte. Thomas Mann betonte die hier einmal vorgenommene vollkommene Enlkitschung, der Film sei vom ersten bis zum letzten Augenblick ein Kunst¬ werk, für ihn sei es einer der stärksten Eindrücke gewesen, die er nicht etwa nur von einem Film, sondern überhaupt von einem Kunstwerke gehabt habe. Auch die großen Münchener Tageszeitungen besprachen das Werk in ungewohnt großer Aufmachung. „Kamera" bleibt Re¬ prisenkino Wie uns von der neuen Di¬ rektion der „Kamera Unter den Linden', die bekanntlich an die Wurlilzer Orgel-Gesellschaft übergegangen ist. geschrieben wird, besteht bei ihr die Ab¬ sicht, dieses als Reprisenkino geführte Lichtspielhaus mit ei¬ nem ähnlichen Repertoire aus- zugcstalten. Es werden auch in Zukunlt Standardwerke der Weltfilmindustrie, die aus dem Spielplan der großen Kinos verschwunden sine, zur Vorfüh¬ rung gelangen. Gesamte Uta-Pro¬ duktion 19Z9 bis 30 nach Bulgarien verkauft Eines der w enigen Länder der Welt, für welche di- Ufa-Pro¬ duktion 1929 30 bishei noch nicht abgeschlossen wurde, war Bulgarien. Nunmehr aber wurde die gesamte Produktion von der „Theatre Odeon Socicte Ano¬ nyme’, Sofia, für Bulgarien er¬ worben. Die Gesellschaft war durch ihre Direktoren Ivanoff und Yankoff vertreten, die sich augenblicklich in Berlin auf- haltcn Witt Produktionsleiter bei Greenbaum Die Greenbaum-Film G. m. b. H. verpflichtete auch weiterhin für die Saison 1929 30 Georg Witt als Produktionsleiter. Die Spitzenorganisation hat an die Industrie- und Han¬ delskammer folgenden Be¬ richt erstattet: Die Lage des deutschen Licht¬ spielgewerbes hat im vergan¬ genen Monat infolge der anhal¬ tenden Kältewelle, der Arbeits¬ losigkeit und der Massenerkran¬ kungen eine ruinöse Ver¬ schlechterung erfahren. Die Besucherzahlen blieben durch¬ schnittlich 40 Prozent im Ver¬ gleich zu demselben Monat des Vorjahres zurück, obgleich in den Theatern die Spitzenfilme der Produktion, die durchaus dem Geschmack des Publikums entsprachen, eingesetzt wurden. Die zur Behebung der Kältc- erscheiuungen notwendig ge¬ wordenen höheren Unkosten konnten keineswegs durch die eingehenden Einnahmen gedeckt werden. Sämtliche Theater ar¬ beiten seit zwei Monaten mit Verlust. Obwohl nach Mög¬ lichkeit vermieden wurde, die Tneater zu schließen, um die Angestellten und Musiker nicht biollos zi machen, sind in ein¬ zelnen Fällen die Verluste so stark angestiegen, daß die The¬ ater schließen mußten. Die Auswirkung des Ein- nahmeausfalles in den Licht¬ spieltheatern hat sich auch bei den Verleihern in einem Maße bemerkbar gemacht daß selbst die vorsichtigsten Dispositionen umgeworfen wurden. Für die Ausfälle kommen auch die klei¬ nen und mittelgroßen Provinz- städte in Betracht, da dort die Theater sich vielfach auf eine Spielzeit von nur zwei bis drei Tagen in der Woche beschränkt haben und so weit wie möglich von dem Recht der Terminver- iegung Gebrauch gemacht haben. Die Kinounternehmen, mit uenen die Verleihiirmen prozentuale Abschlüsse getä tigt haben, weisen Einnahmen nach, die bis zu 70 Prozent hin¬ ter den minimalsten Erwartun¬ gen zurückblieben. Gerade durch die hierdurch entstande¬ nen Verluste, die nicht wieder bereinzuholen sind, ist das ge¬ samte Verleihgewerbe in eine katastrophale Lage hineinge- raten. Sollte der schlechte Ge¬ schäftsgang der Theater anhat¬ ten, ohne daß dem Lichtspiel- ge werbe Steuercrle.cbterungen zugebilligt werden, so steht zu befürchten, daß aucl. dieienigen Theaterbcsitzer, du mit den Verleihern feste Abschlüsse ge¬ tätigt haben, nicht in der Lage sein werden, ihren Zahlungs¬ verpflichtungen naebzukommen, insbesondere deshalb, weil in den Sommermonaten das Thea¬ tergeschäft allgemein nachläßt, und dann die entstandenen Vctlusfe nicht hereinzuholen Die entstandene Stockung des Kapitalzuflusses zur Produk¬ tion drückt erst auf die Quali¬ tät der kommenden Filme. Das Produktionsprogramm lür das kommende Jahr wird wiederum — im Vergleich zum Vorjahr — unverhältnismäßig große Ein¬ schränkungen erfahren müssen, oder es muß die Qualität der Filme auf Kosten der zur Deckung des Marktbedarfes notwendigen Zahl der Filme sinken. Es ist hier wiederholt darauf hingewiesen und in den weitesten Kreisen der Wirt¬ schaft und der Presse aner¬ kannt worden, daß die Frage der Rentabilität des deutschen Lichtspielgcwerbcs unausliis- lich mit einer Reorganisation der Lustbarkeitsstcuer verbun¬ den ’st. Die Interessenvertre¬ tungen der einzelnen Sparten der Filmindustrie haben gegen¬ wärtig wieder um eine Befrei¬ ung von der Lustbarkeitssteuer lür die Dauer der Kälteperiode gebeten, um die augenblick¬ lichen Verluste einigermaßen ausgleichen zu können. Da¬ gegen wird aber immer wieder betont, daß der drohende Zu¬ sammenbruch der deutschen Filmindustrie nur durch eine ge¬ setzliche Neuregelung der Lusl- barkeitssteuer aufgehalten wer¬ den kann. Geschlecht in Fesseln Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: ln einer Kleinen Anfrage ei¬ nes deutschnationaleu Land¬ tagsabgeordneten wurde be¬ hauptet, der in zahlreichen Kinotheatern laufende Film „Geschlecht in Fesseln" ver¬ letze das Empfinden sehr wei¬ ter Kreise der Bevölkerung a das gröblichste Aus den Au nahmen müsse man entnehme :. daß amtliche Justizgebäud ■: und amtliches Justizpcrson il sowie Strafgefangene für d ■ Herstellung dieses Films zur Verfügung gestellt worden seien. Das Staatsministeriun- wurde geiragt, ob diese Vermu¬ tung zutrefie and wenn ja, ob cs die Hcrgabc von Staatsge¬ bäuden und die Mitw rkung von Staatsbeamten zur Herstellm; von Tendenziilmcn billige. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst auf Grund der An:- wo»t des Justizministers mit- leüt, haben bei der Hcrslellur ; des Films weder Strafanstalt - beamte noch Gefangene milg - wirkt. Die handelnden Perso¬ nen sind von Schauspielern dargcstellt. Zu dem Film wur¬ den im Berliner Zellengefän..- nis vier Aufnahmen gemach' zwei von dem Außenlor. wozu es einer Genehmigung nicht be¬ durfte, und zwei voi. dem S >.i- zierhof. die vom Strafvollzug amt in Berlin genehmigt worden sind. Die Erteilung dieser Ge¬ nehmigung ist nicht zu bean¬ standen. Tonfilmerfolg in München Am vergangenen Freitag fand im Münchener Imperial-Theai-r die erste Tobis-Tonlilm-VorK i- rung des D. L. S. statt. Der Erfolg war beispiellos. Das Theater kann mit der Vorfüh¬ rung des Tonfilm-Beiprogramm« des D. L. S. einen grolle« Ka$scnei ( o!g buchen. Kredilsperrung für ostcir. Provinzthealcr Die Wiener Verleiher haben in ihrem Organ, österreichische Filmzeitung, ihren Abnehmern in der Provinz offiziell bekannt¬ gegeben. daß sie infolge An¬ wachsens der Außenstände ihren Kunden in den Ländern keine Kredite mehr gewähren könnten. Die Filme werde« nach der Provinz von nun ab nur gegen Nachnahme vcr ' schickt. Diejenigen Provinz' theaterbcsitzer, welche ihf ; Filme selbst in Wien abzuholc» pflegen, bekommen diese nur gegen Barzahlung ausgehändig*- Diese Beschlüsse, welche den Verleihern gewiß nicht leuj ht geworden sind, sind Zeichen der Zeit und beweisen die auß* r_ ordentlich prekäre Lage “ cf Wiener Verlcibranchc. Aus Elberfelder Lichtspielhäusern Nun hat also der „Sprechende Film" auch seinen Einzug in das Wuppertal gehalten. Dem Leiter des „Modernen Theater Elberfeld". Direktor Walter Schmidt, war es Vorbehalten, Elberfeld mit dieser Erfindung bekannt zu machen. Dazu gab es dann noch drei weitere, reine Tonfilme (Tobis-FilmeJ, von de¬ nen von jetzt ab in jeder Woche neue gezeigt und zu Ge¬ hör gebracht werden sollen. Im „Capitol", Elberfeld, gab es Direktionswcchscl. An Stelle des Ingenieurs Schulz ist Direk¬ tor Bücher getreten. Und, da¬ mit der Wettbewerb das Ge¬ schäft hebt, hat er sich als Nummer auf der Bühne die „Musik aus der Luft", Profes¬ sor Thercmins Athens eilen-,M;:- sik, verschrieben. Die beiden russischen Künstler Tscharikolf und Henkin bieten ein ausge¬ zeichnetes Konzertprogramm. Aus dem Besitz des Herrn Schlesinger ist das „Union- Theater", Elberfeld, in andere Hände übergegangen. Für die neue Direktion zeichnet HeinrichSchotters verantwortlich.