Der Kinematograph (May 1929)

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- *-{ VERLAG SCHERL * BERLIN SW 68 23. .lalu-gang Berlin, den 13. Mat 1929 Nummer 109 Film-England erwacht In England ist der grölten Filmbe'eisterung eine noch grö¬ ßere L.nüchterung gefolgt. Eine der be .torientierten und vor¬ sichtigsten Finanz- und Wirt- schatts'. orrespondenzen läßt sich von sa .hverständiger Se.te berichten. daB von 1927 bis Ende 1928 über eine Million Piond — in der Hauptsache die Einlagen kleiner Sparer — durch die unüberlegten und un¬ vorsichtigen Operationen der Filmproduktionsgesellschalten verloren wurde. Der „F.conomist“, ein Finanz¬ blatt, das nicht nur in England und Amerika, sondern weit dar¬ über hinaus starke Resonanz bat, sieht für die englischen Filmgesellschaften ebenfalls schwarz. Er führt diese Kata¬ strophe auf die rapide Entwick¬ lung d.s Sprechfilms zurück und bemerkt abschlieüend. daß die eine oder andere alte Firma schon mit der neuen Situation ertig werden würde, daB aber '« meisten Neugründungen be¬ reits den Todesstoß empfangen ben. Wir veröffentlichen gleichzeitig e i ne Tabelle, die «hesen Verlust im einzelnen ssenmäßig ausdrückt. E| »t aun allerdings anzuneh da3 Sich hier und dl «ne Korrekturen notwendi| “»chen. So weist Bruce Woolfi daß die Angabe übe '* r 'iish Instructiona! nich stimme. N ach seiner Auf hat da, Publikun . S0 ° Pfui >d cingezahlt, wih n8,v d n Kurswert 8 >25 Pfund betrage, das war “* Kleinigkeit über Pari. * Pr d 0 " 1 “ 1 * Instructional um e b °rsenmäBig eine Er ^J e W * n " * Uch « »iilw,!*- ^ AkUe " Werl Für die British & Forcigv Films berichtet inzwischen Nor¬ man Wrighl. Er kann zwar den Kurs seiner Aktien und die positiven Zahlen nicht korrigie¬ ren, rechnet aber aus Deutsch¬ land rund dreieinhalb Millio¬ nen Mark Leihmeite vor. die Meßtro - Orplid hereinbringen Uber diese Zahl Norman Wrights soll im Augenblick hier nicht diskutiert werden. Sie scheint uns aber reichlich hoch gegriffen und ändert schließlich nichts am Gesamt¬ bild. Wenn wir auf diese Dinge überhaupt cingehen, so ge¬ schieht es deswegen, um den deutschen Filmindustriellen zu zeigen, was sie in der kommen¬ den Saison von England zu er¬ warten haben. An sich bieten diese Dinge dem Eingeweihten nichts Neues. Man war sich darüber klar, daB es so kommen mußte, weil Eng¬ land nämlich aus den europäi¬ schen Erfahrungen in kommer¬ zieller Beziehung nichts gelernt hat. Das wäre für uns gleichgültig gewesen, wenn nicht der Kapi- talstaumef in England insofern für uns unangenehme Rückwir¬ kungen gehabt hätte, als man plötzlich anfing, alles an brauch¬ baren Schauspielern nach drü¬ ben zu importieren, und zwar zu Gagen, die, kaufmännisch gesehen, einfach untragbar Die klugen Darsteller sind bei uns geblieben und stehen heute auch für die neue Saison ver¬ hältnismäßig gesichert da Eine Reihe von Architekten, Kameraleuten und auch der eine oder andere Regisseur wird jetzt einen einmaligen Ge¬ winn in England mit indirekten Veilusten in Deutschland bezah¬ len, weil er nämlich zu einem Zeitpunkt zurückkommt, wo der größte Teil der deutschen Fir¬ men bereits disponiert hat. Mr. Harris, der Herausgeber des Cinem l, meint in seinem Kommentar .u diesen Zahlen, daß die Auswirkungen auf die öffentlicf keit erst jetzt eintre- ten wercen. wenn die Aktio¬ näre in den immer wieder ver¬ tagten Generalversammlungen die volle V/ahrheit erfahren. Man hofft sehr viel für die Zukunft, wenn cs gelingt, einen Vertreter der Filmindustrie in das britische Parlament zu brin¬ gen. M-. Fredman, der Her¬ ausgeber des Film Daily, ist als Kandidat an aussichtsreicher Stelle au gestellt. Selbstverständlich verdankt er seine politische Chance nicht seiner Zugehörigkeit zum Film, sondern allgemein - politischen Erwägungen. Man braucht den englischen Kollegen nicht zu beneiden, denn er wird gutmachen müs¬ sen, was ändere gesündigt ha¬ ben. Er wird versuchen müs¬ sen zu reparieren, was zu neun¬ zig Prozent irreparabel ist. Wir bedauern diese Entwick¬ lung auls tiefste, möchten aber von uns aus hinzufügen., daß wir deutsche Interessenten schon seit Monaten gewarnt haben, englische Kombinationen zu überschätzen. Selbstverständlich gibt es ein paar wirklich seriöse Firmen, und es ist nicht unbedingt ent¬ scheidend für die Stabilität und für die Zukunft, wenn eine Aktie im Augenblick etwas über oder unter Pari steht. Entscheidend ist der Gesaml- eindruck, und der ist an Hand der Zahlen, die wir heute ver¬ öffentlichen. niederschmetternd und vom Standpunkt des uni¬ versellen europäischen Filmge dankens wenig tröstlich.