Der Kinematograph (May 1929)

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Den Broadway entlang Von unserem New- Yorker Vertreter Dr. Edwin Dcbriei Doug Fairbanks. der auger- blicklich mit Mary Pickford in New York weilt, erzählte kürz¬ lich im Freundeskreise folgendes amüsante Geschichtlein: ..Mary und ich haben, bevor wir Hollywood verließen. den .zähesten' Schauspieler der Vi elt verspeist. Es war buchstäblich die Gans, die die goldenen Eier legt, nein, legte, denn die Ärm¬ ste ist von uns verspeist wor¬ den. und es hat sehr den An¬ schein, als sotlte der Gänsebra¬ ten den glücklichen Urheber der Idee, den Hollywooder Kino¬ besitzer Sid Graumann, die nette runde Summe von 2500 Dollar Graümann, der ein großer .Witzbold ist. lieh sich kurz vor unserer Abreise nach New York von dem Eigentümer die dres¬ sierte Gans .Jo-Jo' aus und schmuggelte sic in unseren Sa¬ lon ein. Jeder Kinobesucher wird diese .Wundergans' schon in einer oder der anderen ihrer Rollen gesehen haben. Nichts Böses denkend, vielmehr an die zarte Huldigung eines Vereh¬ rers glaubend, verspeisten wir das Schnatterticr und reisten irohgemut ab. VX ie erstaunt w aren w ir. als wir in New York ein Telegramm Sids erhielten, worin er anfragte, was denn aus ,Jo-Jo‘ geworden sei. Ich drahtete zurück: .Tieferschüt¬ tert über Dein Telegramm. Je¬ doch zu spät. .Jo-Jo' war sicher der zäheste Filmschauspielcr. den wir je zu verdauen hal- Und das will für den der Hollywood kennt, etwas bedeu¬ ten!" Einen nach dem andern holt sich der Tonfilm auf goldenen Rädern, die größten St»rs des Dramas, der Oper, der Revue, de*. Konzertsaales, nach Holly¬ wood in schallsicheren Ateliers. Gerade teilt der größte Tenor Amerikas, der Irländer John MacCormack, mit, daß er nach dem (soeben erfolgten) Saison¬ schluß der Metropolitan Opera nicht mehr, wie er dies früher zu tun pflegte, auf Konzerttour¬ nee gehen werde; er steht mit Fox unter Kontrakt, um einen Sprech- und Singfilm zu machen. Im „Central Theatre" (einem First National - Hause) macht diese Woche ..The Sqtiall' (Der Sturm) seine Aufwartung. Es ist nicht gerade ein Beifalls¬ sturm. Jedoch findet dieser hundertprozentige Sprechfilm in der New-Yorker Presse im gan¬ zen eine freundliche Aufnahme und wenn erst eine Menge ge¬ radezu unmöglicher Längen aus¬ gemerzt sein werden, wird sich die Sache bedeutend besser an- sehen lassen. Alexander Korda hat die Re¬ gie geführt, und in einzelnen Szenen ist cs ihm ganz gut ge¬ lungen, die Athmosphäre seiner Heimat zu treffen. Es ist ein Zigeunerdrama mit sehr stark melodramatischem Einschlag. Ein recht unterhaltender Film aus dem Milieu einer großen amerikanischen Tageszeitung ist der Paramount-Film „Gentle- men of the Press", dessen Er¬ scheinen auf der Leinwand des Paramount-Theaters in dieser Woche mit Beifall begrüßt wurde. Millard Webb hat aus dem erfolgreichen Bühnenstück eine amüsante Sprechfilmkomö¬ die gemacht, die von Waller Huston, Katherine Francis. Lawrence Leslie u. a. flott und natürlich gespielt wird. Ohne ein ganz großer Erfolg zu sein, wird dieser Zeitungsfilm — der auch bemerkenswert gut ge¬ sprochen ist — se-ne dankbare Gemeinde finden. Ein hohes Lied der Film¬ kunst wird diese Woche im „Roxy-Theater“ mit der Fox- Movietone - Produktion „The Valiant" gesungen. Es ist eines der besten Sprechdramen, die Amerika bisher herausbrachte, und der Regisseur William K. Howard kann auf seine Leistung stolz sein. Allerdings war auch das gleichnamige Kriminalstück, dem die Handlung des Dreh¬ buches entnommen wurde, von der ersten bis zur letzten Szene mit Spannung geladen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der einen anderen zu Beginn des Filmes aus edlen Motiven heraus getötet hat. und — ein tapferer Held — bis zum bitte¬ ren Ende und bis zum elektri¬ schen Stuhle die Wahrheit und seine Identität verheimlicht. Ein besonders für Amerika ganz un¬ gewöhnlicher Stoff. Paul Muni ist wundervoll als der Gentle¬ man-Mörder, und Margueritc Churchill und Edith Yorke sind überzeugend in den Rollen der Schwester und Mutier dessel¬ ben. Die Sprechaufnahmen sind im ganzen wohlgelungen. Ein Film mit Ramon Novarro hat seine Riesengemcir.de die ihn diesmal singen und sprechen hört. Dies ist der Fall in dem Melro-Goldwyn- Film „The Pagan ", der jetzt im „Capitol" volle Häuser macht. Der Film wurde von W. S. Van Dyke in der Südsee gedreht und läßt Ramon in der Rolle einet Tahitianers erscheinen. Es ilt sein erster Sprechlilm und eia« ausgezeichnete Leistung Morton Downey, der Stai voa Pathes hundertpro/ r.'.igca Sprech- und Singfilm „Molher'i Boy”, der gegenwärtig . „Ge¬ orge Cohan-Theater" am Timt« Square sehr guten Erfolg hat, ist auch in Berlin kein Unbe¬ kannter; denn „Broadwav s gol- den-voiced tenor", wie min Downey zu nennen pfle;t, hat in allen europäischen Haupt¬ städten Konzerte gegeben. Del Film ist eigentlich nur , >n — recht süßlicher und stoll,- »eise etwas kitschiger — Rahn en für seine Liedervorträge. Das „Rivoli", ein United Ar¬ tists-Theater, kündigt ‘eben an daß es nach den Film .Eternal Love“ — der nur für ganze zwei Wochen an : setzt ist — Viima Barkys -des Sprechfilm „This is II >- cn spielen wird, und zwar vom 25. Mai ab. Alfred San!, der den „Patent I.cather Kid „The Gorilla" inszeniert«, führte Regie, und neber ' dm» sind in größeren Rollen 1 -mes Hall und Fritz: Ridgev. be¬ schäftigt. Die Handlun : reit* Viima als ungarisch' 1 r ' in " tin, die in einem Rest.v: ' d« r Fünften Avenue Kellne- und sich in einen Chai.it> vet- licbt. Die Örtlichkeit ■ . »“'• den von Santell in Ne» Xoz’ 1 “ City. Ellis Island, der Bros» und in der Fünften Avcnjc ge¬ filmt. Es ist — mit Ronald Col- mans „Bulldog DummonJ alt erstem — der zweite Sprech- film der Samuel Goldwyn-Pro- duktion. Der Graf von Monte Christo Fabrikat: Louis Nalpas Regie; Henry Fescourt Länge: 2710 Meter, 8 Akte Verleih: Terra — United Artists Hauptrollen: Jean Angelo, Lil Dagovcr, Goetzke Uraufführung: Mozartsaal Irgendwann and irgendwo vor vielen Jahren ist die Geschichte des Leutnants Edmund Dantes schon einmal verfilmt worden. Damals schon in großem Aus¬ maß. Aber natürlich nicht so prächitg. mit so starker drama¬ tischer Wirkung wie diesmal. Natürlich hat man den gro¬ ßen. gewaltigen Stoff in zwei Teilen verarbeitet. Schildert zuerst die Gefangenschaft im Castell d'If, die seltsame Flucht und schließlich den Beginn sei¬ ner Abrechnung mit denen, die ihn einst unschuldig in das Ca¬ stell schickten und wegräumten. Das Ganze groß aufgezogen. Eine erstklassige, glückliche Be- setznung. Lil Dagover als Mer¬ cedes, lieblich anzusehen, ge¬ wandt im Spiel, ausgezeichnet in der Bildwirkung. Jean Ao- gelo ein repräsentativer Graf von Monte Christo. Manchmal vielleicht etwas zu wenig be¬ wegt, aber doch eindrucksvoll in der Gesamtwirkung. Ein be¬ sonderer Genuß Bernhard Goetzke, dem man die an sich undankbare Rolle des Abbd Faria übertrug, bemerkenswert Henry Debain als Caderousse, und auch sonst alles weit über dem Durchschnitt. Der Regisseur Henri Fescourt beschäftigte gleich drei Opera¬ teure, Ringel, Barreyre, Kot¬ tula. Sie alle bemühen sich, das Beste aus den vorhandenen Motiven herauszuholen. Sie bringen Landschaftsbilder von außerordentlicher Schönheit, holen mancheLichteffekte her¬ aus, und geben überhaupt die Absichten des Operateurs so ausgezeichnet wieder, daß man trotz aller Vorzüge des Manu¬ skripts einen Teil des starke» Erfolges, den der Film im_ Mo¬ zartsaal hatte, auf das Koni» der Photographie setzen ka»* Der Film ist typisch f-anzö«' sches Erzeugnis. Zeigt alle Fe”' ler, die dem französischen F“ m ' drama grundsätzlich anhaften- aber besitzt auch alle Vorzug«, die schon vor Jahren den Ira»' zösischen Serienfilm zum ll r0 ' ßen Geschäft gemacht h*®*"* etwas was auch vom • ^ ri l* von Monte Christo" in neuen Bearbeitung als sic vorausgesetzt werden darf. itofrnph- erscheint sechsmal wöchentlich Bestellung _._Scherl - Filialen. Buchhandlungen und bei der Post It. Postzeitungsliste. Bcsugspr'.* Stellenangebote 25 Pfg„ Stellengesuche 15 Plg die nun - Hobe — Scitenpreisc und Rsbaltc nach Tsnl. - ‘ ' Rotenlhal (Arofl. Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Robert Neumaoo. Br den An.-c t luellcnangab« gc.tatlat Unverlangte Einsendungen werden nur zurückgcschickt. wenn Porte