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Auflage : 4900 _ DASAimiE «F flirren »ei' VERLAG SCHERL * SERÜN S W 68 Berlin, den 4. Juli 1929 Statt Steuerermäßigung eine Fiimhochschuie Es ist nicht etwa ein schlechter Witz, sondern cs besteht tatsächlich beim Preußischen Kultusministe¬ rium neuerdings wieder ernst¬ haft die Absicht, eine staat¬ liche Filmhochschule einzu¬ richten. Als Muster soll so ungefähr die Moskauer Anstalt dienen, von der man einen ausführ¬ lichen Bericht erbeten und er¬ halten hat. Schon die Tatsache, daß man ausgerechnet Moskau als Muster nimmt, ist für den ganzen Plan bezeichnend. Nicht etwa in politischer zichung. sondern weil sich tatsächlich wieder einmal eine Verkennung der euro¬ päischen Fi Im Verhältnisse zeigt oie geradezu ersehe"- wirkt. Es dürfte schließlich auch i das Preußische Kul¬ tusministerium gedrungen | sein, daß sich große, nam¬ hafte Firmen bemüht haben. o etwas wie eine Filmschule einzurichten. Sozusagen im jenen Interesse. Alle Versuche sind fehl¬ geschlagen. Ein oder zwei Stars haben über diese Ein¬ richtung den Weg zur regel¬ mäßigen Filmtätigkeit gefun¬ den. etwas was in diesen Fäl¬ len sicher auch erreicht wor¬ den war- ohne besondere r ilmschule. 1 Man hat sich hier in Deutschland immer mehr da- von überzeugt, daß im all¬ gemeinen der gegebene Weg über das Theater führt. Heule Jiellcicl t noch mehr als frü- ■ •, ,„"7’ i a unter Umständen E. a -. Worl - die Sprechtechnik, so wichtig werden ^„c wie das rein Darstelle- __ Fdmrcgie kann man unse- . * Ch ‘ Cni überhaupt nicht " rncn E‘ n Regisseur sam- Eine deutsche Western-Electric Wie wir erfahren, ist in Ber¬ lin eine deutsche Western Electric-Gesellschaft mit einem Stammkapital von 40 000 Mark gerichtlich registriert worden Es scheint, als ob man in Kreisen der Western Electric schon stark mit einer Vcrstän digung mit Klangfilm rechnet, denn auüer dem Mor.-rtsail baut man bereits im Bavaria- Kim) in der Friedrich-itraße einen Western-Apparat ein. Das Bavaria-Kino benutzt dieie ge¬ plante Einrichtung zu einer nicht gerade vorbiidlichei Re¬ klame. indem es grob ankün¬ digt: ..Wir bauen die be te Ton- filmupparatur der Welt ein', und ganz kleir. hinzufügt, daß dieser euphemistische Aus¬ druck sich ganz allgemein auf Western-Apparate bezieht und auch das nur in klausulierter Aber das Bavaria-Kino ist in dieser Dingen immer schon groß gewesen. Wir erinnern nur an die famosen Gutscheine tur Bankangestellte, an den Gra'.iskaffee mit Gratiskuchen. Dinge, die man allerdings wie¬ der aulgegebei hat, weil man schließlich doch erkennen mußte, daß Jie Leute mehr zum Kaffectrinken als zum Filmbe¬ trachten in das Theater tarnen. Kino in britischen Hotels Eine Anzahl Londoner City* Süden tflands liehen .tut Linrich- Hotels und einige Slrandhotels Jung eigener Kinotheater über. „Die grotie Drohung" Anläßlich ci *r kürzlich statt¬ gehabten Jahresversammlung des Y'erbandcs der Biihnentfea- ter der Vereinigten Staatcr in New York, auf der 75 große Ge¬ sellschaften vertreten waren, bezeichneten 22 Redner den Tonfilm als die „größte Drohung" für ihre Theater. So¬ lange die Neuigkeit zugkräftig mclt zweckmäßig seine Er¬ fahrungen im Schauspicl- belrieb und wird, besonders wenn er ein starkes Talent ist, in der Praxis zum großen Könner. Die Heranbildung von Filmtcchnikem dagegen, von Filmarchitekten, Kameraleu¬ ten, wäre an sich ein dankens¬ wertes Feld, aber nicht für eine besondere Hochschule, sondern im Anschluß an eine bestehende Akademie oder technische Hochschule. Wir können sicherlich gu¬ ten und gründlich vorgebilde¬ ten Nachwuchs auf diesem sei. müsse nicht nur auf ge¬ ringeren Besuch gerechnet wer¬ den. es seien auch große Extraausgaben zur Werbung er¬ forderlich. Die Meinungen, ob die Bühnenthca'.er letzten En¬ des sich wieder den alten Platz beim Publikum erringen könn¬ ten oder nicht, gingen sehr aus¬ einander. Gebiete brauchen, aber cs er¬ scheint uns kaum notwendig, Nachwuchs klassen weise groß- zuzichen. Man darf nicht vergessen, daß in Rußland eine Film¬ industrie neu aufgebaut wurde- Daß es keine Rolle spielte, was die Dinge koste¬ ten. und daß der Staat der das Geld für die Kinohoch- schule hergab, auch der Un¬ ternehmer war, der auf der einen Seile die Früchte ern¬ tete. die er mit seinem Geld auf der anderen Seite gesät und großgezüchtet hatte. Iller in Deutschland er¬ scheint uns gerade eine staat¬ liche Fiimhochschuie auch aus anderen Gründen außer- orden dich bedenklich Wir sind cer f csten Überzeugung, daß alle Organisationen, vor allen aber die Fabrikanten¬ verbinde. dringend und ener¬ gisch .bwinken werden. Keinesfalls ist unseres Er¬ achtens damit zu rechnen, daß d e Industrie für eine derartige staatliche Hoch¬ schule Mittel bereitstem. Wir rechne;! gerade im Augen¬ blick damit, daß das Reich und die Kommunen unsere Situation erleichtern, indem sie d c Lusibarkeitssteuer- ordnung revidieren und die Minde*tsätze l-.crunterschrau- ben. Gerade von Preußen ist nach dieser Richtung hin der schärfste Widerstand zu er¬ warten. Unc ausgerechnet dieses Land will eine Filmhoch- schuk- gründen. Es ist wirk¬ lich eine ulkige Geschichte Man entzieht auf der einen Seite einer Industrie immer mehr die finanzielle Grund¬ lagen. bringt sie beinahe zum Erliegen und tut auf der an¬ deren Seite so. als ob man dem Film kulturell helfen wolle, indem man Schau¬ spieler erzieht. Bis die ersten Schüler der Hochschule filmen können, hat vielleicht niemand mehr Geld, Bildstreifen herzustel¬ len. Wenn inan schon Schau¬ spieler erzieht, soll man sich auch den Kopf darüber zer¬ brechen, wie man ihnen nachher Arbeitsgelegenheit verschafft, oder geht es der Arbeitslosenversicherung so glänzend, daß man mit aller Gewalt die Arbeitslosen jetzl erst noch auf einer Akademie erziehen muß?