Der Kinematograph (July 1929)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Auflage : 4900 «MHZ _ i>AS 41IESTE _ __ IILN-FACH BLATT V «SS» 1 VERLAG SCHERL* BERLIN SW68 Berlin, den 10. Juli 1929 Ersatz für die Lustbarkeitssteuer Die Kommunen und auch manche \ertreler des Volks im Parlament machen die Luslbarkcitssteucrreform im großen Umfang davon ab¬ hängig. daß sich irgendwo ein Ausgleich, lür den Steuer- cuslall finde. Sie erkennen last zu neun¬ zig Prozent, also mit gewal¬ tiger, überwiegender Majori¬ tät. die Tatsache an, dall im Kino kulturelle Werte stecken, daß es im Interesse des Volksganzen, mit Rück¬ sicht auf Kultur und Kunst notwendig und wichtig sei. Wenn also schon einmal besteuert werden muß. so irrig- das nur mit einem ganz kleinen Betrag überall da er¬ folgen, wo nicht der Sport und die Kunst an sich ent¬ scheidend ist, sondern viel¬ mehr die Schaulust. Darf man vielleicht in die'ein Zusammenhang daran erinnern, daß gerade in der letzten Zeit nicht ganz un¬ interessante Zahlen genannt worden sind, die einzelne Sportvereine bei ihren Ver¬ anstaltungen als Reinein¬ nahme zu verzeichnen hat¬ ten? Und gäbe cs nicht eine Kiesensurnme, wenn man von dem Eintrittsgeld, das fünf- bis sechshundertausend Men¬ schen jeden Sonntag hei ru߬ hall Wettkämpfen zahlen, viel Riehl zwei Prozent als Taxe erheben würde. wie das andere Länder bereits heute mit Erfolg und ohne Wider¬ spruch tun? Zu diesen Sportfesten wird |a bekanntlich nicht nur Ein¬ trittsgeld erhoben, sondern manche Fußballklubs. Turn- vereinc oder ganze Bezirke geben dicke Hefte mit An¬ zeigen heraus, lassen sich Pacht für die Wände ihres Sportplatzes bezahlen, hissen Der Schme!ing-Film wird eine Sensation Aller Voraussicht nach der Schmeting-Paolino-Film am Freitag im Universum am Lch- nrer Platz als Tonfilm er¬ scheinen. Jedenfalls liegt die Tt rlilmaufnahmc ior urd wird auch tönend dem Publikum ge¬ zeigt werden, wenn n cht wie¬ der palcntrecl (liehe Sahwicriu- keiten im letzten Augenblick hindernd dazwischcntreten. In diesem Fall w ird das Uni¬ versum den Schmeling Pa„lin,.- Filro selbstverständlich als stummen It ldstreifen a luhrorg bringen, so da« man avt alle Falle Gelegenheit hat. den Verlauf des Boxkampf' in allen seinen cnlscl. eidenden Piusen ksnncnzalcrncn Der Wintergarten, das große Berliner Var ,-le, hat die L'rauf- .uhrung für Varietes erworben. Iber w'rii der Film unter allen Umständen stumm laufen, und zwar cntspicchcrd gleichzeitig ■ der kurz rach der l'raulfüh- Hausse in englischen Filmrechten Londoner Daily Mail be¬ richtet, daß sei' etwa einer Woche eine scharfe Rivalität zwischen britischen und ameri¬ kanischen Firmen zu bemerken sei. die sich bemuben, die Film¬ rechte von bekannter eng¬ lischen Theaterstücken zu er- Die einzelnen Parteier sollen bei einer Reihe von Objekte i da: Angebot der Gegenseite rdoppell hiben. Wie die Daily Mai! weiter ausfühlt, soll bereits in den nächsten Tagen ein wichtiger Schritt getan wer¬ den. der der englischen Filmin¬ dustrie eine Art Manopol auf die englischen Bühnenstücke gibt. Die maßgebenden Instan¬ zen seien bereit, alles zu tun, um ein amerikanisches Mono¬ pol für die Verfilmung eng¬ lischer Werke zu verhindern. Fahnen für die Hersteller von Pneus usw. Wir vom Lichtspielgewerbe hätten uns um diese Dinge nie gekümmert. Wir haben an sich genug mit uns zu tun. aber wir sind doch der Mei¬ nung. daß. wenn schon unbe¬ dingt Geld durch Besteue¬ rung von Vergnügungen her¬ beigeschafft werden muß. diese Dinge auch in den Kreis der Betrachtungen ge¬ zogen werden müssen. Selbstverständlich soll überall da, wo kein Eintritts¬ geld erhoben wird, wo also Sport nur um des Sportes willen getrieben wird, nicht etwa eine Abgabe in irgend¬ einer Form gefordert worden. Wir sind aber der Mei¬ nung. daß zum Beispiel bei Tennisturnieren, wo cs sich um Eintrittspreise von zehn und zwanzig Mark handelt, sehr wohl ein recht erheb¬ licher Betrag abgeführl wer¬ den könnte. Schließlich ist es immer noch wichtiger, daß die deutschen Lichtspielhäu¬ ser florieren und weiterbc- stehen, als daß irgendein Tenniscrack seine Kunst steuerfrei gegen Eintrittsgel¬ der zeigt, deren Höhe von vornherein neunzig bis hun¬ dert Prozent der Bevölke¬ rung die Teilnahme an diesen Veranstaltungen verbietet. Genau so ist cs mit Golf, und ähnlich liegt cs mit Pferderennen, die sicher nicht künstlerisch wertvoller oder volksbildendcr sind als das Man wende hier nicht ein, es handele sich um die He¬ bung der Pferdezucht. Selbst¬ verständlich ist das ein Ar¬ gument, aber ohne Totalisa¬ tor und ohne Freude am Spiel «sir» da» Renan für fi n 'undneunzig Prozent aller Turfbesuchcr eine erledigte, ur,diskutable Angelegenheit. sehr schnell mit Unters Stützungen. Steuererleichte¬ rungen und ähnlichen Dingen bc der Hand. Beim Kino schreit man Zeter und Mor- dio, wenn es sich um ein pear Prozent nur für ein paar Monate handelt. Wir führen den Stcuer- k; n.pf noch lange nicht ener¬ gisch .genug. Wir rücken den Parteien viel zu wenig auf den Leib. Wir mobilisieren die Wähler noch lange nicht genügend, damit die ihren Abgeordneten vielleicht noch etwas deutlicher zeigen, daß sie Wert darauf legen, daß ihnen ihr liebstes und ange¬ nehmstes Vergnügen erhal¬ ten bleibt und so billig wie möglich gemacht wird. Man wird sich bis zum nächsten Zusammentritt des Reichsrats mit der Frage noch sehr häufig beschäftigen müssen, und wird zweifellos mit ganz anderen Mitteln vorzugehen haben, wenn wir auch diesmal wieder ent¬ täuscht werden, wie das so oft geschah. Allerdings muß die ganze Stoßkraft bei dieser Aktion in einer Hand liegen. Man darf seine Kräfte nicht ver¬ zetteln und sollte sich auch örtliche Aktionen genau überlegen und nur das an¬ kündigen. was man wirklich durchführen wird. Soll es rücksichtslos ein¬ mal hart aul hart kommen lassen. Denn schließlich kann die Schaukelpolitik, die nun höheren Orts in der Luslbnr- kcitsstcuer seit Jahren ver¬ sucht, nicht endlos dauern.