Der Kinematograph (July 1929)

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23. Jahrgang Berlin, den II. Juli 1929 Nummer 159 Tonfilmdissonanzen Klangfilm verbietet — und Western erlaubt nicht ln den Tonfilmwein und in das so hoch gepiiesune Prin¬ zip der lnlcrchangeability, da., in England und Frank¬ reich angeblich bereits mit grobem Erfolg eingeiülut worden ist. fließt trotz des Pariser Kongresses und sei¬ ner langen und vielen Be¬ schlüsse immer mehr bitteres Wasser Optimisten hatten geglaubt, daß morgen abend der Box- kampi Schmeling—Paolino, dvi die ganze Welt in Atem gehalten hat. der Millionen von Menschen nachts um zwei Uhr vor den Laut¬ sprecher brachte, tönend über die Leinwand gehen würde. Zuerst scheiterte das an I.izenzlorderungen der Klang¬ film. die, wenn man der Deutschen Universal glauben darl. sich immerhin gerade bei einer aktuellen Aufnahme in Höhen bewegten, die man schon aus grundsätzlichen Gründen nicht hätte bewilli¬ gen dürlen. Dann kam aber zu allem Überfluß auch noch ein Ver¬ bot der Western Electric, diesen tönenden Film auf Klangtilmapparalur vorführen *u lassen. So sicht praktisch die große Einigung aus. die man hier sehnlichst erwartete, ' ve ' 1 man nun endlich auf den cu * r erkauften Apparaten auch Filme sehen wollte. Die Situation ist fi Deutschland deswegen so ui erträglich, weil unter de tmdruck des großen Tonfiln rausche* hier in Deutschlar tonende Filme erscheinen, d d>e Möglichkeiten dies, neuesten Erfindung nur tei •weise aufzeigen. Das Pub! British Instructional und Klangfilm Die Verhandlungen zwischen filmaufnahmen KUngfilmappa- der British Instructional und raturen benutzen. Klangfilm-Tobis haben nun Die Ateliers der British Iu- ihren endgültigen Abschi iß ge- structienal werden bereits mit funden. Danach wird die Bri Klangfilmapparaturea ausge- tish Instructional zu ihrer. Ton- lüstet. Umstellung der Pathe-Theater auf Tonfilm ln der Hauptversammlu ig der Ton- t-nd Spieehfilm ausstalten Pathc-Cinema wurde bezüglich «d en Daraus wird sich eine der Tcnfilm-Zukuntt t e« Unter- stattliche Orgai.sation ergeben, nehmens ausgefuhri- Wir iahen die sich auf alle Städte Frank - uns die Kontrolle einer Gruppe reichs erstreckt, wenn der großer Theater in Paris, in den Spreclifilm definitiv das Iran- Vororten und in der Provinz zösische Publikum erobert hat. gesichert, die wir mit den voll- wie sich das gegenwärtig in kommersten Einrichtungen für Amerika und England abspielt. Päpstlicher als der Papst Der Film „Das gottlose Mäd¬ chen" wurde in Polen verboten, und zwar mit der Begrüneung. daß es sich hierbei nicht um sittliche Bedenken, sondern um Rücksichten der internationalen Courtoisie handle. Die Zen¬ surabteilung des polnischen In¬ nenministeriums läßt sich näm¬ lich von dem Grundsatz leiten, daß Filmwerke, die das natio¬ nale Empfinden befreundeter Völker verletzen können oder deren staatspotitische Metho¬ den in ein ungünstiges Licht rücken, in Polen nicht zur Auf¬ führung gelangen dürfen. Man meint in Warschau, daß die düstere Schilderung der Zu¬ stände in amerikanischen Mäd¬ chenerziehungsheimen, wie sie „Das gottlose Mädchen" ent¬ hält, für das amerikanische Selbstgefühl untragbar erschei¬ nen müsse. Also wurde der Film kurzerhand verbaten. Croß war aber die Verblüffung der Polen, als die amerikani¬ sche Gesandtschaft in War¬ schau mit der Bitte hervartrat, das Verbot aufzuheben. Denn „Das gottlose Mädchen", so wurde bei diesem „diplomati¬ schen Schritt" ausgeführt, sei das Werk des großen Regis¬ seurs Cecil B. de Mille, und cs liege der. amerikanischen amt¬ lichen Kreisen lern, sein künst¬ lerisches Schaffen irgendwie zu hemmen. Wenn es sich um die Schilde¬ rung deutscher Zustände gehan¬ delt hätte, wären die polni¬ schen Behörden wahrscheinlich nicht sc empfindsam gewesen. ki.m sieht in der Praxis viel weniger, als die Theorie in den Tageszeitungen, die be¬ geisterten Schilderungen aus New York verheißen, und wird lonfiltnmüde. che die Geschichte überhaupt richtig bei uns angefangen hat. Wir haben in diesen Spal¬ ten nie einen Hehl daraus gemacht, daß wir seinerzeit nicht immer mit den Ma߬ nahmen der Klangitlm ein¬ verstanden waren, die sie im Kampf gegen Western Elec¬ tric anwendete Wir können uns auch, wie schvn eingangs erwähnt, mit der Lizenzfrage nur unter ganz bestimmten Voraus¬ setzungen in bestimmtem Um¬ fange einverstanden erklären. Aber wir müssen heute aucl. Western sagen, daß cs keinzn Zweck hat. von Ame¬ rika aus die Situation zu er¬ schweren. Mar muß die Dinge nun tatsächlich sind. D:v deutsche Toniilmindu- stric ist da. Die Berliner Apparate sind hochwertig und b-auchbar Es stecken erhebliche Kapitalien in dem ganzen deutschen Tonfilm- komplex. und es ist selbst¬ verständlich, daß man ver¬ sucht. für diese Investierun¬ gen .- ne angemessene Rente zu erhalten. Gewiß ist es eine Ironie des Schicksals, daß die Triergon-Patentc seinerzeit nach Amerika gegangen sind, aber schließlich geht es ja nicht nur um die Apparate, sondern auch um die Filme. Es ist grundfalsch, den Film entgelten zu lassen, was die Elcktroiirmen miteinander auszubaden haben. Die Forderung der Inter- changeability wird von Tag zu Tag dringender. Sic muß von Tobis genau so erfüllt werden wie von Western, denn wenn der tönende und sprechende Film in Deutsch¬ land überhaupt etwas werden soll, so muß er vor allem einmal gezeigt werden. Wir können nur Maschinen brauchen, die man jederzeit in Betrieb setzen kann, auf denen sich vorführen läßt, was der Theaterbesitzer für gut und richtig hält. Das muß einmal mit aller Deut¬ lichkeit gesagt werden, wenn überhaupt der Tonfilm in Deutschland festen Fuß fas'»n soll.