Der Kinematograph (September 1929)

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noch kein Problem. Bei direkter Sonne dürfte man mit einer Blendenöffnung zwischen 9 und II gute Resultate er¬ zielen. \X cnn nun auch die Kir.ographic eine sogenannte Schün- wetterkunst genannt wird, schliclilich kommt man ja doch mal in die Verlegenheit, ?inc Aufnahme auch bei ungünsti¬ gem Wetter zu drehen, und da wird cs schon schwieriger, die richtige Blende zu f.ndcn. Dunkel und hart crscl eint uns ein unterbelichteter Um¬ kehrfilm, ein überbeiiehteter dagegen hellgrau, verschwom¬ men durchsichtig. Beides ist sehr unerfreulich und nimmt einem die Freude an den Metier. Wie kann der Amateur solchen Fchlresultaten erfolgreich begegnen? Was für Hilfsmittel kennen wir benutzen? Zweierlei Arten von Bclichtungsmesscr! Optische und mechanische! Von letzteren will ich den „Posograph" nennen. Die Firma Pathe hat ihn hctausgcbracht. Ein handliches In¬ strument in Postkartengrüße aus emailliertem ‘Metall •«! einem Lederetui. Verschiedene Einstellungen, wie Monat, Stunde, Auf¬ nahmeobjekt, Zustand des Himmels usw'. wirken zwangs¬ läufig auf einen kleinen Hebel, der dann genau die notwen¬ dige Blende anzcigt. Von optischen Lichtmessern nenne ich den „Kidiaphot", das ist ein Bruder von dem bekannten „Diaphot", beide von der Firma Zeiß-Icon. Klein und flach wie eine dünne Kavaliertascucnuhr, bequem in der Westentasche zu Man beobachtet das Aufnahmeobjekt durch ein kleines Augcnfcnsicrchen und verdunkelt das Gesehene durch langsames Drehen einer hell- bis tiefblau verlaufend ge¬ färbten Glasscheibe so lange, bis das Aufnahmeobjekt den Eindruck einer Mondlandschaft macht. Nun liest mm auch hier einfach die Blendenöffnung ab. Außerdem d..rl man den neuerdings sehr beliebten und viel verbreiteten „Justophot“ nicht übersehen. Letzterer ist allerdings ir. erster Linie ein Bclichtun ; s- messer für Photographie, jedoch ist in seinem Skalcnr »■; ein, K (Kino, gleich I 33 Sekunde eingeatzt, so daß man dieses bewährte Präzisionsinstrument auch ohne weiteres lür Filmaufnahmen benutzen kann. Die ermittelten Lichtwerte sind unbedingt richtig, nur empfehle ich, die ermittelte-Blendenöffnung bei letzterem Instrument um ca. 10 Prozent hoher zu nehmen, da der Messer scheinbar für Nornialtilm bestimmt ist und l m- kchrfilm nicht ganz so empfindlich ist. Dieselbe Firma hat auch ein auf Umkehrfilm abgestunm- les Spezialinstrumcnt konstruiert, den „Cincphol". Dieser ist wohl für alle Eventualitäten der F'ilmerci zu gebrauchen, für Trick-Zeitraffer-Zcillupcn und andere Auf¬ nahmen, jedoch ziemlich teuer, und wird nur durch die amerikanische Kodakgcscllschaft vertrieben, ohwohl in Österreich hcrgestellt! Mit einem dieser erwähnten Hilfsmittel sollte das i in¬ stellen der richtigen Blende nicht mehr so schwer fallen und sollte der Amateurfilmer diese einmalige Ausgabe mehl scheuen, denn dadurch wird doch so manchem Vergeuden des wertvollen Filmmaterials vorgebeugt. Schnappschüsse mit der Filmkamera Von Hellmuth Lange. BdFA. D a F'ilmc, wenn sic wirken sollen, stets ein gewisses organisches Ganzes sein müssen, das nach bestimmten dramatischen Rezepten aufgenommen werden muß, so muß sich der Film-Amateur, bevor er mit den Auf¬ nahmen beginnt, stets wenigstens ungefähr darüber im klaren sein, was er eigentlich filmen will. Das ist auch der Grund, warum cs unter den Filmern keine „Knipser" gibt. Aber trotzdem reizt cs den Film-Amateur, sich einmal von seinen Sujets überraschen zu lassen, einen Film zu drehen, der aus Gclcgenhcitsaufnahmcn besieht; kurz Filmreporter zu spielen, der mit seiner Kamera auf die Sensationsbilderjagd geht. Man soll nicht sagen, daß diese Methode wenig Bilder¬ ausbeute liefert, weil nach dem Gesetz von der Tücke des Objekts gerade dann nichts passiert, wenn man mit seiner Kamera unterwegs ist. Es geschieht schon allerhand auf der Straße, man muß nur die Augen offen halten. Und außerdem muß man von einer behenden, schier über¬ menschlichen. Geschicklichkeit sein; denn die Ereignisse warten nicht, bis der Film-Amateur seine Kamera auf¬ gezogen, den richtigen Bildausschnitt ermittelt und den Auslöseknopf betätigt hat. Natürlich kann man seine Filmkamera nicht dauernd bei sich tragen, das verhindert schon das Gewich'. Aber man kann mit seiner Kamera von Zeit zu Zeit Streifzüge durch die Stadt unternehmen und nach filmreifen Ereignissen Ausschau halten. Ich habe bereits drei solcher Filmstreifzüge hinter mir, die mir drei sehr interessante und abwechslungsreiche Filmstreifen einbrachten. Als ich das erstemal loszog, konzentrierte ich mein Inter¬ esse völlig auf Bauten und Buddelcicn auf der Straße, an denen ja Berlin leider — vom Standpunkt des F'ilm-Ama- teurs muß ich aber sagen Gott sei Dank — so reich ist. Zunächst pirschte ich mich an Untergrundbahnarbeiter her¬ an, die damit beschäftigt waren, den Sand in Bretterwagen zu verladen und fortzufahren. Aber dieser Versuch schlug fehl; denn die Arbeiter wurden bald auf den Mann nD der Kamera aufmerksam, ließen die Arbeit im Stich und stellten sich mit dem Ruf: „Mir bitte auch ein Bild" > 1 Reih und Glied, um ja recht gut auf den Filmstreifen ra kommen. Da mir aber an Porlrätaufnahmcn natürlich nichts gelegen war, sondern nur an der Arbeit der sch>\ uli- triefenden Gestalten, so packte ich meinen Appard wieder ein und schlich mich von dannen. Und so ging es mir fast immer, wenn ich auf der Straß« Arbeiter filmen wollte. Daduich kam ich auf die Idee, meine Kamera zu maskieren, und so machte ich mir ein Butterbrotpaket daraus. Ich wickelte sic in Zcitungsp.i,'i« r ein, bcschnürte sic kreuz und quer mit Bindfaden und machte außerdem noch ein Paketkncbel daran fest. Nur für das Objekt und für den Auslöseknopf lief- h an den beiden Seiten kleine Öffnungen. So ausgerüstet konnte ich mich unter die Arbeiter mischen, ohne daß einer auf den Gedanken kam, daß hier gefilmt werden sollte. Alles blieb ruhig bei der Arbeit wenn ich mit meinem Paket auftauchle, und cs entstand* eine Reihe von sehr natürlichen Aufnahmen von den Bau- arbeiten in den Straßen Berlins. Als ich das zweitcmal auf die Shnapshootjagd ging* schrieb man Sonntag, und daher zog ich mit meiner 11'®‘ merkiste hinaus an den Tegeler See, wo ganz Berlin >® Wasser herumplanschic. Auch hier hatte ich die Kamer* wieder maskiert, um kein unliebsames Aufsehen unter de» Badegästen zu erregen. Auch hier war mir das Glut» sehr günstig, und ich brachte eine ganze Reihe von aus¬ gezeichneten Badcaufnahmen mit nach Hause. Die Erfolge, die ich mit diesen GelcgenhcitsfÜmcn >® Freundes- ind Bekanntenkreise hatte, ermutigten mich I# weiteren Taten, und so setzte ich mich eines schon« 11 Tages an der Landsberger Allee auf das Verdeck ein«* Autobusses der Linie 2 und harrte der Dinge, die da men sollten. (Schluß folgt )