Der Kinematograph (November 1929)

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Auflage; 49— ^ 23 Jahrgang Berlin, den 1. November 1929 Nummer 256 Jetzt sind wir soweit. Auch die Kommunisten wollen ihre Emelka In einem der gelesensten kommunistischen Organe saunt Willi Münzenberg Stel¬ lung zum Thema ..Film und Propaganda". Er versieht seinen Artikel ■4 der Überschrift „Vor¬ gänge bei der Emelka", be¬ hauptet, Jaö die Sozialdemo¬ kratie gemeinsam mit der Reichsregierung eine partei¬ politische Filmanstalt auf- ‘‘ehen will, und verlangt in¬ folgedessen, daß die Kommu- Bl *ten etwas ähnliches tun. Man soll die Bedeutung **«*• Artikels nicht über- 'drätzen. Aber immerhin stimmt cs nachdenklich, daß Münzenbe g der Spiritus rec- . ein er Keihe von kommu- **1 ■sehen l’arteiunternehmun- k“ größeren Umfangs ist, T 48 in seiner Hand einen Stoßen Teil des kommunisti- Verlags- und Zeitungs- lttcl >älts vereinigt. •Münzcnberg weist auf die '»arbeit des Zentrums hin. ' »raählt seinen geduldigen £*'*• daß die Katholiken * •.Revolte im Erziehungs- ( . #S . 'erboten hätten, und „I * ui ** e l , l. daß man schleu- i«s *t T )mmunislisc he Kinos f | |m~*” cn rufe, in denen rev^i ■ m ‘ l internationaler, '“'ÄS," lde ° l0 * ie ab ‘ ^•^verständlich sehen Pjj *** kommunistischen hvl . , c ute und morgen dT° "' cht - Aber der Plan ist stark " lr< * so fi r °ß und P ro Pagiert. daß er p allmählich greif- ^ formen annimmt. gierung wird dfe sie rief, so leicht Keine Politik im Kino Eine Kundgebung des Reichsverbandes ln letzter Zeit sind wieder einmal an die Lichtspielthea¬ ter Diapositive mit politischer Tendenz versandt worden mit der Bitte, dieselben in ie.n Theatern laufen zu lassen. Dies gibt uns Gelegen heil erneut in Erinnerung zu brin¬ gen. daß schon seit längerer Zeit im Reichsverbande der Beschluß gefaßt wurde, die Mitglieder davor zu warnen, ihre Theaier in den Dienst ir¬ gendeiner parteipolitiscnenRich- tung zu sl eilen. Eriahrungsgcmäß setzen sich die Beruchcr der Lichtspiel¬ theater aus Anhängern aller Parteien zusammen, und es ist allein schon aus diesem Grunde nicht empfehlenswert, daß sich der L-chtspieltheaterbesitzer durch Voriühiung irgendeiner bestimmten parteipolitischen Reklame seinen Besuchern gegenüber festfegt, zumal dabei die Gefahr besteht, daß die politischen Andersdenkenden veranlaßt werden, künftighin sein Theater zu meiden. Das deutsche Lichtspielthea¬ ter soll mit seinen Darbietun¬ gen ausschließlich der Unter¬ haltung, Erholung und Beleh¬ rung der Besucher dienen darf aber unter keinen Umständen zum Tummelplatz parteipoliti¬ scher Gegensätze werden. Rcichsverband Deutscher L<cht- spieltheaterbesitzer E V. nicht mehr los, und diejeni¬ gen, die sich für eine Propa¬ gierung der Emelka einge¬ setzt haben, werden in einem halben Jahr erkennen, daß sie dem Film und seiner In¬ dustrie ungefähr den schlech¬ testen Dienst geleistet haben, den man sich denken kann. Es ist hier immer wieder darauf hingewiesen worden, daß es mit dem Kino als politische Propagandaanstalt in Deutschland ein für alle¬ mal nicht geht. Kinotheater sind Unter¬ haltungsstätten, können be¬ lehren. Wissenschaft und Bildung verbreiten, aber nie¬ mals im Dienst einer be¬ stimmten Partei stehen und für irgendeine weltanschau¬ liche Idee, die umstritten ist, sich propagandistisch ein- setzen. Man soll das selbstver¬ ständlich richtig verstehen. Wir können den deutschen Film groß, stark, weltbedeu¬ tend machen im Gegensatz zum ausländischen. Wir kön¬ nen Themen behandeln, die überparteilich national wir¬ ken. Aber wir können nicht Themen wählen, die mitten in den Tagesstreit der Par¬ teien hineinführen. Das geht nicht bei der Emelka. und das wird auch nicht bei Herrn Münzenberg gehen. Herr Münzenberg weist selbst in seinem Artikel darauf hin, daß die Gewerk¬ schaften, bzw. die sozial¬ demokratische Arbeilerbank, schon einmal erhebliches Geld am Film verloren haben. Er weist mit einer gewis¬ sen Schadenfreude darauf hin. daß :m neuen Auf¬ sichtsrat Ministerialdirektor Bachen, der Leiter dieses Unternehmens, sitzt, und er sieht im Geiste schon nicht nur die Notwendigkeit weite¬ rer Investionen. sondern auch schon größere Verluste. Wir registrieren diese Aeußc-ung, weil sie von Links stammt und weil sie gerade in ihrem letzten Teil auch Ansichten wiedergibt, die in gewissen Kreisen der Koalitionsparteien herrschen. Warum man. wenn die Emelka ein Verlustgeschäft ist, nun unbedingt kommu¬ nistische Filmgesellschaften gründen will, ist schleierhaft, aber vielleicht führt das Filmintcresse dazu, daß man sich auch etwas mehr um die Lustbarkeitssteuer kümmert als bisher, und daß man dann vie'leicht in den Par¬ teien doch endlich einmal einen Beschluß faßt, der uns das Leben leichter und das Geschäft besser macht. Dann können die Parteien ja auch leichter etwas ris¬ kieren. Jedenfalls geht das schnel¬ ler und ist besser, als die theoretischen Erörterungen über einen einzelnen Betrieb, wie ihn die Emelka darstellt, deren Schicksal uns zwar vom Standpunkt der Gesamt¬ industrie aus lebhaft bewegt, das wir aber nicht für gleich¬ bedeutend halter. mit dem Schicksal des deutschen Films, der sich ja nicht nur auf einen, sondern auf die verschiedensten Exponenten stützt.