Der Kinematograph (December 1929)

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selbst preiswerte, verwend¬ bare Maschinerien schaffen. Die Grammophon Cincma ist auf diesem Wege voran- <*l£angen. Lindström scheint mit großem Interesse und mit großer Energie in das Ton¬ film-Plattengeschäft hincinzu- gehen. Die verschiedensten Scball- plattenfahriken kündigen be¬ reits Schlager aus Filmen an und versprechen sich davon mit Recht beim großen Publi¬ kum ein genau so großes Ge¬ schäft wie mit den Haupt- nummern der Operetten und Opern. Der Musikalienhandel sieht durch den Tonfilm neue Chancen. Und das alles soll mit einem Schlage wieder um M-mate zurückgeworfen werd ;n, nur weil eine einzelne Firma ihr Geschäft bedroht • icht? Es ist hier schon mehrfach angeregt worden, einmal zu untersuchen, ob nicht in be¬ zug auf die Schallplattenap- paraturen, soweit es sich eben nur um Verstärker handelt genau so Zwangslizenzen in Frage kommen, wie das aut anderem Gebiet der Fall irt Jedenfalls muß irgend et- was geschehen, und zwar sehr schnell und sehr bald, damit wir nicht stagnieren, sondern damit wir wirklich nicht cur zu Tonfilmen, sondern auch zu Tonfilmvorführungen kom¬ men. Wobei letzten Endes nicht darauf Rücksicht genommen werden kann, ob nun die eine Firma mehr oder die andere weniger Apparate ‘ erkauft. Die Metro dreht einen deutschen Tonfilm Viie uns ein eigenes Kabel aus Hollywood meldet, hat sich die Metro-Goldwyn entschlossen, «men großen deutschen Tonfilm ■mt Greta Garbo in der Haupt¬ rede zu drehen. Es handelt *ich anscheinend um die Bear¬ beitung eines Schauspiels von JTNeil mit dem Titel ..Anna Chrisiie". Diese Nachricht ist besonders interessant im Augenblick, wo ■»an lebhaft darüber diskutiert, “b die Amerikaner ihre Ton- * ilmarbeit in Deutschland ein¬ stellen wollen oder nicht. Im übrigen sei bei dieser Ge- *g«nheit darauf hingewiesen. da , B im Verleih der Südlilm «hon einmal ein Film „Anna v-nristie" erschienen ist. in dem lanchc Sweet die Hauptrolle <«d den Thomas H. Incc d| « First National fabrizierte. Prozcfj um Die weit über die Berliner Künstlerwelt hinaus mit Span¬ nung erwartete Hauptverhand- Jung gegen die Witwe von Erich Kaiser-Titz. Frau Martha Titz, wegen Abgabe falscher eides¬ stattlicher Versicherungen führ¬ te eine große Zuhörerschar in den Schwurgerichtssaal des Neuen Kriminalgerichts. Die Anklage läuft nicht nur gegen Frau Kaiser-Titz, sondern auch gegen den ihr bekannten Gra¬ phiker Säger Den Vorsitz im Gerichtshof hat Landgcrichh- dircklor Dr. Schmitz. Die An¬ klage vertritt Staatsanwall- schaitsrat Berger-Landsfeld. Als Verteidiger wirkt Rechtsanwalt Dr. Blumenthal. Zahlreiche Zeu¬ gen sind zur Stelle. Das Haupt¬ interesse richtet sich auf die Gattin Harry Liedtkes, Christa Tordy. Neben ihr sah man u. a. W'emer Krauß und Eugen Rex. Die Beschuldigungen, die in der Anklage zum Ausdruck kommen, gehen dahin daß Frau Kaiser-Titz nach der bekann¬ ten Nachtvorstellung im Univer- zum, die zu Gunsten der Hin¬ terbliebenen stattfand. Erklä¬ rungen abgegen hat, w onach sie völlig mittellos sei and nicht weiterwisse, neun sie nicht von Freunden unterstützt werde. Tatsächlich sott sie aber vom November I9Z8 bis zur Ab¬ gabe dieser Erklärung 2350 Mark ausgezahlt bekommen haben. Außerdsn- standen ihr große Anteile an den Ertrag jener Vorstellung in Höhe von 11 500 Mark zu, die ir. monat liehen Teilbeträgen von 1000 Mark zur Auszahlung kommen sollten, und zwar durch den Treuhänder, Rechtsanwalt Van- deneschen. Soweit der Ange¬ klagte Säger beschuldigt ist, wird von ihm behauptet, daß er den Zeugen Klotzsch durch eidesstattliche Versicherungen fälschlich beschuldigt habe. 990 Mark, die er durch Sammlun¬ gen und Spenden für die Hin¬ terbliebenen bekommen habe, unberechtigterweise zurückbe¬ halten zu haben. Tatsächlich Kaiser -Titz wäre aber ohne den Hilfsregis¬ seur Klotzsch, der sich in selbst¬ losester Weise opferte, die Nachtvorstellung im Uni"ersum □ icht möglich gewesen Die heutige Verhandlung begacn nun gleich mit einer kleinen Sen¬ sation. Der Vorsitzende. Landge¬ richtsdirektor Dr. Schmitz, teilte mit, daß die Hauptperson. Frau Kaiser-Titz, nicht erschienen sei. Ihr Verteidiger. Rechtsan¬ walt Blumenthal, legte ein Attest des Spezialarztes Dr. Kurt Kaiser aus der Prager Straße vor, wonach Frau Kai¬ ser-Titz wegen eines Herzlei¬ dens in Verbindung mit Ner¬ venschwache nicht in der Lage sei. dem heutigen Termin bei¬ zuwohnen Der Vorsitzende fugte hinzu Das Attest ist aber merkwür¬ digerweise erst am gestrigen Tage ausgestellt, und in einei Unterredung, die ich mit dem Herrn Verteidiger gestern hatte, ist von eir.cr Erkrankung der Frau Kaiscr-Titz kein Wort ge¬ sprochen worden. Bei dieser Sachlage bitte ich den Herrn Staatsanwalt, zu dem Attest Stellung zu nehmen. Hierauf erhob sich der Slaatsanwaitschaftsrat Bergcr- Landsfcld: Dieses Attest kann ich unmöglich anerkennen. Ich ersuche um die Vorführung der Angeklagten. Unter großer Spannung im Saal zog sich hierauf das Ge¬ richt zur Beratung zurück. Es wurde dann der Beschluß ver¬ kündet. daß die Verhandlung bis 12 Uhr ausgesetzt werde. Das Gericht habe im übrigen beschlossen, gegen Frau Kaiser- Titz einen Haftbefehl zu er¬ lassen, der sofort zur Voll¬ streckung gelangen soll, da nicht nur wegen ihres Nicht¬ erscheinens, sondern auch we¬ gen der zu erwartenden hohen Slrafe Fluchtverdacht besteht. Die Mitteilung dieses Beschlus¬ ses löste im ganze Saale starke Bewegung aus. Berechtigter Protest Wie uns der Regisseur Robert Land mitteilt, läuft in der Al¬ hambra sein Film „Unschuld" in einer Fassung, die allerdings den stärksten Protest eines ver¬ antwortungsvollen Spielleiters hervorrufen muß. In dem Film soll mehr als die Hälfte des ersten Aktes beraus- geschnitten sein, und zwar in der Hauptsache diejenigen Mi¬ lieuszenen, die den lytischen Stimmungsgehalt des Bildes ausmachen. Land bedauert diese willkür¬ liche Änderung um so mehr, als gerade bei dem an sich heiklen Stoff nur durch die feine, sub¬ tile Behandlung des Problems jene künstlerische Wirkung aus¬ gelöst werden konnte, die den Wer» dieses Bildes ausmacht. Er findet cs besonders be¬ dauerlich. daß ausgerechnet der Vorsitzende des Berliner Ver¬ bandes derartige Änderungen vornimmt, die ja schließlich auch urheberrechtlich und zen- surtechnisch nicht unbedenklich sind. Brunswick macht Heim-Toi; filme Wie unser Hollywccd-Bericht- cistatter erfährt, beabsichtigt die bekannte Schallplattenfirma Brunswick, die Öffentlichkeit vor Weihnachten mit einer neuen Erfindung zu überraschen, die sie im Verein mit Radio Corporation geschaffen hat. Es handelt sich um Heim Tonfilme von Kleinformat, die auf beson¬ ders konstruierten billigen Ap¬ paraturen laufen. Die Filme äollen in sämtlichen Weltspra¬ chen gedreht werden. Es sind natürlich sofort die bekannten Dementis erfolgt, d > von Radio Corpi-ation ausgin¬ gen. de<- ein vorzeitiges Be- kanntwe-den ihrer Pläne unbe¬ quem ist. Es ist somit die Mög¬ lichkeit ins Auge zu fassen, daß die Brunswick Heim-Tontilme eiwar ipäter an die Öffentlich¬ keit treten werden. Mißglückter Versuch Ein Frankfurter Bezirksvcr- leihunternehmer versuchte in eiier Sonntags-Matinee in der Saafburgfilmbühne für eine Fi nfabrikation in Frankfuit Propaganda zu machen. Ent¬ sprechende Anzeigen klebten au den Litfaßsäulen, auch im Rundfunk wurden die Interes¬ senten aufgefordert, eine bis zwei Mark und zwei Vormit¬ tagsstunden für diesen Zweck zu opfern. Vorgesehen war, narit einer entsprechenden An¬ sprache einen in Frankfurt im Jahre 1924 angenommenen Film zu zeigen, der bescheiden selbst nur als ein Versuch be¬ zeichnet wurde, außerdem sollte der Russenfilm „Das Dorf de- Sünde" (der in Frankfurt sehen vor Monaten '»cf) zur Vorführung kommen. Aber die Frankfurter in ihrer Majont.it hatten für die kommende Fa¬ brikation in ihren Mauein kein Interesse, kaum ein Dutzend Leute waren erschienen. Frü¬ here Versuche auf diesem Ge¬ biete ergaben schlechte Erfah¬ rungen. Der Unternehmer hielt es daher mit Recht für das klügste, die ganze Veranstal¬ tung abzublasen und den weni¬ gen Interessenten ihre Eintritts¬ gelder an der Kasse zurückzah- Doug und Mary in China Mary Pickford und Douglas Fairbanks haben ihren Besuch in China von vier Tagen auf einen Tag verkürzt, da die Chinesen drohten, das berühmte Paar infolge Fairbanks Film „Der Dieb von Bagdad" zu boy¬ kottieren.