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sic leicht zur Seite schieben, indessen men braucht beide Hude, aber auch hier kann der kleine Zeitverlust, den das be¬ dingt. ausreichen, daß die Vor¬ dersten von den Nachdrängen¬ den wider die Portieren und die Türen gepreßt werden, was unter Umständen verhängnis¬ voll wird und die Rettung ver¬ zögern kann. Ob der Archi¬ tekt die Portieren angebracht hat, um das Abströmen der Wärme durch die eisernen Türen an kalten Winterlagen zu verhindern, oder lediglich aus ästhetischen, dekorativen Gründen, weiß ich nicht. Es scheint aber wohl das letztere der Fall zu sein, denn die Vor¬ hänge sind auch im Sommer da. Es müßte aber zum mindesten, solange die Witterung milde ist, sageordnet werden, daß die Vorhänge während der Vor¬ stellungen zurückgezogen und die Türen frei snd. Die Not¬ türen sind schwere Eisentüren. aber anstatt daß sie sich leicht nach außen öffnen, widerstehen sie beide — ich habe es an drei Tagen probiert — jedem Ver¬ such, sie zu öffnen — sei cs, daß sie sich infolge eines äuße¬ ren Widerstandes festgesetzt heben oder daß sie — un¬ glaublich aber wahr — ver¬ schlossen sind und erst vom Personal geöffnet werden sol¬ len. wenn eine Panik ausbricht. Nehmen wir an. daß sie rechtzeitig geöffnet werden, um der geängstigtea Menge den Ausgang ins Freie zu gewäh¬ ren; dir Massen stürzen hinaus und finden sieb von dichter Finsternis umgeben; der Raum vor der linken Tür ist, soviel festgestellt wurde, ganz in Nacht getaucht, und die Hin- ausströmenden prallen nach drei bis vier Meter gegen eine Wand und müssen sich rechts herunwenden in der Richtung nach, dem Ausgang straßen- wärts. Uber dem rechten Not¬ ausgang brannte, früher wenig¬ stens, eine allerdings unzu¬ längliche GlühHrne. Als der Bau kaum vollendet war, stan¬ den auf dem Hofe noch Bau¬ materialien, Karren urw., aber auch wenn diese, was ich nicht feststellca konnte, heute besei¬ tigt sein sollten, so ist es in¬ folge der Dunkelheit leicht möglich, daß die vor dem Feuer flüchtenden Besucher noch auf dem Hof stolpern, zu Fall kommen und niedergetreten werden. Das Schlimmste aber ist, daß diejenigen, denen es bei einem Brande wirklich ge¬ lingt, den Ausweg ins Freie zu finden, nicht gerettet sind. Denn die Nottüren führen nicht •**» ins Freie, sondern — auf den verschlossenen Hof des Gebäudes; eia verschlossenes Holztor hindert jeden V« such. auf die Straße zu gelangen Wer sich also durch die Not- ausgänge gerettet hat, ist ge¬ zwungen, in unmittelbarer Nähe des brennenden Gebäudes zu jleibcn, kaum 10 bis 20 Meter '•on dem Flammenherd, und wird so bei lebendigem Leibe geröstet, wenn es ihm nicht ge¬ lingt, im letzten Augenblick die glatte, etwa zwei Meter hohe Mauer zu erklettern und so die Freiheit zur Straße zu gewin- ren. Man wird zugeben müssen, caß unter diesen Verhältm- sen cie Nottüren ziemlich zwecklos sind, da s.e nicht die geringste Rettungsmöglichkeit bei einem Brande bieten. Nicht überall mögen die Verhältnisse liegen wie in dem hier geschilderten Falle, immerhin dürfte sich rmancher allgemein brauchbare Fingerzeig tür die Feuersicher- heit der Kinos daraus entneh- Ganz allgemein aber dürften folgende Ausführungen über die Erziehung des Publikums zur Feuerdisziplin im Falle eines Brandes für alle Kinos zutref- fen. Die besten Feuersiche¬ rungseinrichtungen — Nottüren, eiserner Vorhang, Hydranten — nützen nichts, wenn die Kopf¬ losigkeit der Theaterbesucher sie beim Ausbruch des Feuers in ihren Wirkungen neutrali¬ siert. Ich will hier nicht etwa einen Probealarm voi schlagen. Es ist, wie Versuche bewiesen haben, gänzlich zweck los. denn das Publikum weiß, daß es sich um eine Probe handelt, und alles verläuft wie bei einer Schulprütung — glatt sind rei¬ bungslos. Das Publikum be¬ nimmt sich bei der Probe eben¬ so vernünftig und ruhig, wie' es im Ernstfälle sich kopflos und unvernünftig benehmen würde. Aber es gibt andere Möglich¬ keiten. die Besucher eines Kinos durch regelmäßige Ver¬ anstaltungen zur Feuerdisziplin zu erziehen. In last allen Kinos werden bei Beginn der Vorführungen, wenn die Auf¬ merksamkeit der Besucher noch gespannt und unverbraucht ist. Reklamen auf die Leinwand ge¬ worfen. Man erfährt da, wo man am besten und billigsten reine Strümpfe und Hemden, seine Briketts und seine Kar¬ toffeln einkauren kann, denn die Reklame bezahlen die in¬ teressierten Geschäfte; nur wie das Publikum sein Leben im Falle eines Kinobrandes retten kann, darüber sagt die weiße Leinwand nichts, denn das be¬ zahlt dem Kinobesitzer ja nie¬ mand, und wozu soll er die 10 Mark für einen Filmstreifen, die das etwa kosten würde, aufwenden. Es wäre aber gut, wenn er eine kurze Zeit vor der Vorführung plötzlich in flammendroter Schrift eine Auf¬ forderung etwa folgenden In¬ halts auf der Leinwand erschei¬ nen ließe; ..Bewahren Sie beim Ausbruch eines Brandes Ihre Ruhe, stürzen Sie nicht alle kopflos dem Haupteingang zu. sondern gehen Sie ruhig aui denjenigen Noteingang zu, der für Ihren Platz als solcher be¬ stimmt ist und den Sie sich daher am besten bereits vor Beginn der Vorstellung mer¬ ken' Dieselbe Mahnung müßte, wenn auch vielleicht kürzer, aul jedem Billett aufgedruckt sein. Statt daß man heute die Selbst¬ verständlichkeit darauf liest, daß das Billett auf Verlangen der Angestellten vorzuzeigza ist. oder daß die Direktion sich vor ihrer Haftpflicht für die Garderobe Ireizeichnet. wäre es besser, die Eintrittskarten be¬ sagten; ,,Notausgang für diesen Platz ist die Tür Nr. X." Noch besser wäre es, wenn eine Giaramopbonplattc neben dein Operateur gebrauchsfertig auf ■ gestellt würde, die bei Aus¬ bruch eines Feuers in Tätigkeit gesetzt, mit der Stentorstimme eines mächtigen Lautsprechers die Mahnung zur Ruhe ms Publikum schmetterte. Man 1. ' auch die Wahrnehmung ge¬ macht, daß plötzlich »insetzeed, Musik eine merkwürdig be¬ ruhigende Wirkung auf die durch eine Panik erregte Mas e Ich verkenne nicht, daß a! e diese Maßnahmen zur Er¬ ziehung des Publikums nicit unbedingt den erhofften Erfolg gewährleisten, zum mindeste n aber sind sie bei dem jetzigen Zustand, wo nichts in dieser Hinsicht geschieht, vorzuzieht Die Gesetze der Massenpsycho¬ logie. die die Polireiorgane gul tun würden zu studieren, sind r.ur wenig erforscht, sie sind aber ganz andere als die der Einzelpsychologie. Unter dem suggestiven Einfluß der Masse handelt selbst der sonst Ver¬ nünftige kopfios, das Gefühl überwältigt mehr oder weniger den Verstand, je nach dem Quantum Kaltblütigkeit, daß die gute Fee dem einzelnen bei der Geburt in die Wiege gelegt hat. Deshalb müßte auch — was i* auch bei manchen Theater» geschieht, — angeordnet wer¬ den. daß das Publikum regel¬ mäßig. und nicht bloß im Fall« eines Brandes, die Notaus¬ gänge zu benutzen hat. und zwar jeder Besucher den lü* seinen Platz vorgeschriebene«* Selbst wenn dann die allge¬ meine Panik die Verstandes- tätigkeit auch der besonnene¬ ren Elemente ausschalt«* würde, würde doch die im Ue- terbewußlsein verankerte Ge* wohnheit Ruhe und Ordnu»! bis zu einem gewissen Maße ««- währleisten. Kennen Sic sdion den neuen Lvlai Universal-Arbeitsliscb mit Kniebrrmser Apparatebau Ireiburg C. ■. b. H. Lytax-Kino- Werke frei bürg i. Br.