Der Kinematograph (January 1930)

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Zeit verschiedene Schieds¬ gerichte beschäftigen. Man streitet über gewisse alte Abmachungen, die zwi¬ schen Western und Warner ganz zu Anfang der Tonfilm¬ ära getroffen wurden, und die anscheinend nachher von den Elektrofirmen nicht ein- gehalten wurden. Phil Kaufmann selbst sagt über diese Dinge recht wenig. Er will anscheinend aus einem gewissen Solidaritäts¬ gefühl heraus über diesen Punkt möglichst glatt zur Tagesordnung übergehen. Er schneidet zum Ab¬ schluß noch von sich aus das Thema des Kontingents an und bedauert in erster Linie, daß in diesem Jahr über¬ haupt die Entscheidung mit erheblicher Verspätung fällt. Man will anscheinend in amerikanischen Kreisen nicht verstehen, daß die amtlichen Stellen in Deutschland im Augenblick gar keine Ent¬ schlüsse fassen können, weil sic von der Genfer Konferenz abhängig sind und nicht gern heute Entscheidungen fällen, die vielleicht in ganz kurzer Zeit wieder auf¬ gehoben oder abgeändert werden müssen. Immerhin ist es bemer¬ kenswert, daß man in ameri¬ kanischen Kreisen eventuell von einer Sclbstkontingentie- rung durch Privatabmachun¬ gen spricht. Phil Kaufmann, der schließlich einen nicht un¬ bedeutenden amerikanischen Tonfilmkonzern vertritt, führt am Schluß unserer Unter¬ redung sehr klar und ver¬ ständlich aus, daß an sich bereits dadurch eine Kontin¬ gentierung vorliege, weil es einfach unmöglich ist, alle amerikanischen Ton'ilme ohne weiteres auch übersetzt nach Deutschland za h ingen. Man scheint jetzt allmäh¬ lich selbst in New York ein¬ zusehen, daß doch ein ent¬ scheidender Unterschied in der Mentalität von hüben und drüben besteht. Daß es mit einfachen Übersetzungen nicht mehr zu machen ist und daß auch Umarbeitun¬ gen bei einem Teil der ameri¬ kanischen Filme keinen Wert haben. Diese Erkenntnis ist von den Amerikanern verhältnis¬ mäßig teuer erkauft worden. Von ein paar besonders Ein¬ sichtigen abgesehen, wollte man mit dem Kopf durch die Wand, wollte den deutschen Markt nach New-Yorker Prinzipien umformen. Jetzt hat man eingesehen, daß das nicht geht. Man an¬ erkennt, daß man hier nicht unbedingt alles jubelnd be¬ grüßt, was drüben den Bei¬ fall der großen Masse findet. Man weiß heute, daß bei uns nicht alles Kassenerfolg ist, was am Broadway glänzte. Deshalb hat man auch nicht den Ehrgeiz, die ganze amerikanische Produktion aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf den deut¬ schen Markt zu bringen. Das ist im grundsätzlichen Standpunkt ein erheblicher Fortschritt und wird sicher dazu beitragen, daß man sich auch in diesem Jahr schließlich genau so ver¬ ständigt wie zu früheren Zeiten. Zweifellos wird der Be¬ such der europäischen Ver¬ treter :n New York in dieser Bezieh zng wirken, so daß all cie leisen Drohungen schlie߬ lich doch nur auf dem Pa¬ pier bleiben, und die deutsch¬ amerikanische Zusammen¬ arbeit ungetrübt auch in der nächsten Saison weitergeführt wird Wcstcrn-EIcctric will weiter klagen Eigener K.betbcricht. New York, 2. Januar. An- läBlich der Verfügung des Ber¬ liner Landgerichts gegen den Einbau der Toniilmapparate der Western Electric in deut¬ schen Kinos kündigt die Western Electric die Fort¬ setzung des Kampfes gegen die deutschen Patentinhaber an. Der Fall müsse, erklärte die Western Electric dem Inter¬ national News Service, in sei¬ nen Hauptpunkten noch ent¬ schieden werden. „Wir werden alle juriatiachen Mittel anwen¬ den, um unsere Patentrechte durchzusetzen, und haben alte Hoffnung aut unseren Enderlolg. Das bloße Erlassen einer dauernden Verfügung ist nicht dazu angetan, um uns zu ent- Bund der Filmamateure Der Bund der Filmamateur« veranstaltet am Freitag, den 10. Januar, abends 8 Uhr, ir der Technischen Hochschul« einen Vortragsabend, hei den der Leiter der Kultur-Abteilunf der Ula, Dr. med. Nicholas Kauf mann, über die Amateurkine- matographie spricht, wahrem Dr. med. Victor Gottheimei über Rontgen-Kinematographi« referiert, und der Dentist Rau pach Pnben aus seinem Lehr film zeigt, der die konservie rende Zahnbehandlung darstellt Es handelt sich in der Haupt *«che um die wissenschaftlich« Gruppe im Bunde der Filmama tanre über die Dr. med. S Brandenstein Auskunft geben Wird. Gäste sind willkommen Schweres Flugzeugunglück an der pazifischen Küste Eigener Kabetbcricbt. Wcnicc (Kalifornien), 3. Ja¬ nuar. Ein furchtbares Flugzeug¬ unglück, das sich dicht an der Küste abspieite, hat nicht we¬ niger als zehn Menschenleben gefoidert. Zwei Flugzeuge, die Filmaufnahmen für Foxlilm machten, stießen in 700 Meter Höhe zusammen und stützten brennend ab. Der Regisseur Kinneth Haukes. Regieassistent Gold, zwei Kameraleute, zwei Opera¬ teurgehilfen, zwei Piloten und zwei Requisiteure wurden aut der Stelle getötet. Ihre Leichen sind geborgen. Ein Filmopera¬ teur wurde noch lebend, aber schwer verletzt aus den Trüm¬ mern des einen bereits halb ge¬ sunkenen Flugzeuges gerettet. Der Pilot des einen Flugzeuges wurde von der. Strahlen der untergehenden Sonne derart geblendet, daß er die Richtung verlor und direkt in das ihm entgegenfliegende andere Flug¬ zeug hineinfuhr. Die Aufnahmen wurden für den Film „Solche Männer sind gefährlich" gemacht. Dabei sollte das mysteriöse Ver¬ schwinden eines Passagiers auf¬ genommen werden ähnlich dem seinerzeit über dem Kanal aus einem Flugzeug gestürzten bel¬ gischen Finanzmanns Löwen- stein. Der Filmregisseur Ken- nelh Hawkes war der bekannte Gatte der Filmschauspieterin Mary Astor und hatte erst in der vergangenen Woche der Hochzeit seines Bruders Wil¬ liam mit Bessie Lowe als Brautführer beigewohnt. Mary Astor erlitt einen schweren Nervenschock, als sie von dem furchtbaren Tode ihres Gatten erfuhr. Die Bergung der Toten aus dem Flugzeug gestaltete sich außerordentlich schwierig. Erst nach Stunden gelang es, den einen Mechaniker, der einge¬ klemmt war, aus seiner entsetz¬ lichen Lage zu befreien. Er ist aber so schwer verletzt, daß an seinem Aufkommen ge- zweitelt wird. Bei der Filmaufnahme waren im ganzen drei Flugzeuge be¬ teiligt Der Pilot des dritten, unbe¬ schädigten und entkommenen Flugzeuges, auf dem sich die Schauspieler befanden, gab von dem Unglück folgende Schilde¬ rung: Die beiden verunglückten Flugzeuge befanden sic\ hoch über meinem Apparat, aus dem ein Schauspieler einen Ab¬ sprung mit dem Fallschirm machen sollte. Plötzlich er¬ tönte ein donnerähnliches Ge¬ töse, dem das Geräusch zer¬ splitternder Holz- und Metall¬ teile folgte. Die beiden Flug¬ zeuge waren direkt ineinander geflogen und stürzten nun. eine unentwirrbare, brennende Masse, mit rasender Geschwin¬ digkeit in den Ozean ab. Wie durch ein Wunder wurde unser Flugzeug nicht von den herab¬ stürzenden Trümmern getroffen. Ein Komponist prophezeit das Ende der Opernbühne Mascagni. der Komponist der „Cavalieria rusticana", will speziell für den Tonfilm eine Oper komponieren. Er äußert sich zu diesem Plan dahin, daß es nötig sei, mit der Zeit mit¬ zugehen. Gegen die Flut des amerikanischen Jazz und ande¬ rer speziell amerikanischer Musik könne man sich nur ret¬ ten, wenn man eine solide Mauer zur Verteidigung der herrlichen musikalischen Tradi¬ tionen der europäischen Völker Pietro Magcagni erklärte in einem Interview, seiner Über¬ zeugung nach sei das Ende des Operntheaters nicht mehr auf¬ zuhalten. Tonfilm und Rund¬ funk seien dazu bestimmt, an seiner Stelle die Musik in die breitesten Volksschichten zu Vorführ ungikursus in Frankfurt An dem, am Montag, dem 6. Januar 1930, in der Staat¬ lichen Maschinenbauschule zu Frankfurt a. M. beginnenden staatlich anerkannten Fach¬ kursus für Lichtspielvorführer können noch einige Interessen¬ ten teilnehmen. Anmeldungen an die Geschäftsstelle der staatlich anerkannten Fach¬ schule für Lichtspielvorführer, Frankfurt a. M„ Kaiser¬ straße 60.