Der Kinematograph (January 1930)

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aj&vss. ts?**»* %F HIN-FACH BUTT V II VERLAG SCHERL * BERLIN SW68 24. Jahrgang Berlin, den 4. Januar 1930 Wir brauchen einen „Tag des Films“ In Deutschland werden zur Zeit erneute Vorbereitungen zu dem großen Tag des Bu¬ ches getroffen. Die großen kulturellen Verbände. Schrift¬ steller, Vo’ksbildner, Reichs¬ und Landesregierungen arbei¬ ten vereint mit den Städten und Kommunen, um an einem bestimmten Tag in ganz Deutschland gleichzeitig für den Kauf von Büchern zu werben. ln Amerika gibt es ähn¬ liche Veranstaltungen für das Kino, und auch in Deutsch¬ land haben einzelne Firmen ihre Festwochen veranstaltet. Man kam sogar auf die Idee — lang, lang ist's her — in München eine Deutsche Filmwoche zu veranstalten und in Berlin einen Inter¬ nationalen Kongreß. Derartige Veranstaltungen sind natürlich nicht gemeint. Gedacht ist an irgendetwas, das in allen Kinoorten direkt aufs Publikum wirkt, ohne Bevorzugung irgendwelcher Gruppen und Fabrikate, und die Öffentlichkeit mit dem Film als solchem befaßt. Es braucht dabei noch nicht einmal immer unser Stecken¬ pferd, die Lustbarkeitssteuer, geritten zu werden. Es ist in erster Linie die kulturelle, künstlerische Be¬ deutung des Films in allen Städten Deutschlands bis zum kleinsten Kinoplatz her¬ unter durch Reden in den Theatern zu erörtern, durch Vorführung von Kulturfilmen für und in Schulen, durch Plakate, Zeitungsartikel, An¬ zeigen, Flugblätter — kurz¬ um mit allen Mitteln moder¬ ner Propaganda, die uns ge¬ rade berm Film in ungeheu¬ rem Maße zur Verfügung ste¬ hen, zu werben. Es ist hier nicht der Ort, die Idee im einzelnen dar¬ zulegen. Jeder weiß, wie es gemeint ist, und es erscheint selbstverständlich, daß eine derartige propagandistische Offensive getragen werden muß nicht nur von der Spit¬ zenorganisation. dem Reichs¬ verband und der Arbeits¬ gemeinschaft, sondern auch von dem großen interessier¬ ten Kreis, der sich etwa um die Gesellschaft zur Verbrei¬ tung von Volksbildung und die katholische Filmaktion gruppiert. Die Spitzen der Geistes¬ arbeiter, etwa der Reichs¬ verband für das deutsche Schrifttum und der Reicns- verband der Deutschen Presse, werden zweifellos, wenn man die Geschichte richtig ankur¬ belt, ihre Mithilfe nicht ver¬ sagen. - Die nötigen Redner stehen an fast allen Plätzen zur Verfügung. Schlimmstenfalls müssen die Theaterbesitzer oder örtlichen Koryphäen antreten, denen man genau so wie am Tage des Buches das entsprechende Material in einer kleinen Flugschrift mundgerecht macht. Zweckmäßig wird an die¬ sem Tag oder in dieser Woche das Programm be¬ sonders ausgestaltet, Veran¬ staltungen für Schulen arran¬ giert, wobei unter Umstän¬ den zu erwägen ist. ob diese Kulturfilmveranstaltungen, die am Vormittag stattfinden könnten, nicht zu einem be¬ sonders billigen Preis oder ganz umsonst dargeboten Soweit wie möglich werden Filmstars persönlich erschei¬ nen und im Zusammenhang mit ihren Filmen ihre ent¬ sprechenden Reden halten, die man ihnen in diesem Falle ausgearbeitet, eben¬ falls nach einer gewissen filmpolit-sch beeinflußten Norm, von irgendeiner der zu errichtenden Propaganda- Stell-:n zur Verfügung stellt. Selbstverständlich kann eine solche Veranstaltung nicht von heute auf morgen aufgezogen werden. Es mü߬ ten bereits jetzt die ersten Schritte getan werden, wenn man eventuell daran denkt, zum Herbst mit dem „Tag des Films" an die Oeffcnt- lichkeit zu treten. Diese große Kundgebung wird natürlich unabhängig sein von irgendwelchen Ver¬ bandstagungen. Sie kann auch nicht im Namen oder Auf¬ trag irgendeiner Gruppe pro¬ pagiert oder proklamiert werden, sondern es muß sich um eine Kundgebung aller Sparten handeln, von der Dacho bis zum Industriellen¬ verband, vom Ortsverein in irgendeiner Ecke des Deut¬ schen Reichs bis zum Reichs¬ verband Deutscher Lichtspiel¬ theaterbesitzer. Es darf sich nicht um die Propaganda eines einzelnen Films oder um eine beson¬ dere Produktion handeln, sondern es soll nichts ande¬ res getan werden, als die kulturelle und wirtschaft¬ liche Bedeutung des Films in der breitesten Form zu zei¬ gen, und allen Beteiligten einzuhämmern, daß der Film die achte Weltmacht ist, mit der nicht nur gerechnet wer¬ den muß, sondern die end¬ lich auch die Unterstützung zu finden hat. die wir beim Staat ganz vergeblich suchen und an vielen Plätzen auch bei den maßgebenden Stellen kaum finden. .