Der Kinematograph (January 1930)

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für das deutsche Lichtspiel* theater mit. Aber darüber hinaus hat auch der Fabrikant, der in vielen Fällen ja heute mit dem Verleiher identisch ist, sein gewichtiges Wort mit¬ zureden, weil ja schliefilich das deutsche Kino auch am deutschen Film umfassend interessiert ist. Abschied von Joe Friedman n Gedern abend fand sich im Eden-Hotel ein kleiner Kreis von guten Freunden Joe Fried¬ manns ain, um mit ihm vor sei¬ ner Rückreise nach Amerika ■och ein paar Stunden gemüt¬ lich zusammen xu sein. Es blieb nicht aus, daß neben den rein freundschaftlichen Ab¬ schiedsreden von Pfitzner, Lo¬ thar Stark, Mühleneisen und Aros auch manch ernstes Wort von der deutsch-amerikanischen Verständigunggesprochen wurde. Man war allgemein der Mei¬ nung. daß Joe Friedmann über kurz oder lang doch wieder bei uns weilen würde, und nahm gern davon Kenntnis, daß der neue Repräsentant Lämmles. Herr Szezler, der sich bei die¬ ser Gelegenheit schnell viele Freunde gewann, mit uns in demselben Geist der Verständi¬ gung arbeiten will wie Joe. Ftiedmann verläßt uns am Mittwoch, und wird, wie er immer wieder gestern ausführte, mit besonderer Freude an seine Arbeit in Deutschland zuröck- Wir wissen von ihm, daß das mehr ist wie ein verbindliches Wort in festlicher Stunde. Er war nicht nur als Gast bei uns. sondern erwarb sich Heimat¬ recht. Nicht nur für heute oder morgen, sondern für immer. Hamburger Notizen ln Hamburg-Mundsburg ist ein Kinoneubau projektiert. Bau¬ herr ist die Grundstücksgesell¬ schaft Mundsburg. Die Baulei¬ tung liegt in Händen des Archi¬ tekten Albert W. Krüger B. D. A. Das Theater soll zirka 200 Plätze enthalten. M. Unterschütz hat unter der Firma „Nitrain Film" einen neuen Filmverleih eröffnet. Im Kaufmannshaus, Große Bleichen, ist unter der Firma ..Hamburger Filmzentrale" ein neuer Filmverleih eröffnet. In¬ haber Max Gruschwitz. Ecke Amselstraße. Hambur Altona, ist ein Kinoneubau pr jektiert. Bauherr ist Kons Benderowski. Der Entw« »Ummt von Karl Htnze B. D. Das Fassungsvermögen beträ ungefähr 1000 Personen. Die Frau ohne Nerven Fabrikat: Ellen Richter-Film Hauptrollen: Ellen Richter, Verleih! Mondial Walter Janssen Länge: 2427 m, 7 Akte Uraufführung: Marmorhaus Wenn ein Abenteuerfilm an¬ derthalb Stunden lang nett und liebenswürdig unterhält, so ist damit der Zweck seiner Her¬ stellung erreicht. Man kaum von dem Abenteuerfilm „Die Frau ohne Nerven", der für Ellen Richters besondere Be¬ gabung zugeschnitten ist, sogar behaupten, daß er in überaus liebenswürdiger Weise unter¬ hält. Am Zuschnitt der Aben¬ teuerfilme selbst scheint sich seit ihrer Erfindung nichts mehr ändern zu lassen. Wir erleben denn auch wieder Verfolgung über Verfolgung, sind Zeuge einer Anzahl geschickt gemach¬ ter und regietechnisch virtuos hingelegter Kriminalfälle und haben dabei, wie bei den Wallace-Romanen, das an¬ genehme Gefühl, daß es dem Regisseur schon gelingen wird, uns mit einem Happy-erd zu überraschen. Willi Wolf, der das Drehbuch schrieb und auch Regie führte, hat sich einen eigenen Stil gebildet, mit dem er die Handlung temperament¬ voll und abwechselungsreich aufbaut. Ellen Richter ist wieder die scharmante mondäne Darstelle¬ rin. Neue Register erlaubt ihr diese Rolle nicht zu ziehen, doch nahm ihre liebenswürdige Art den Zuschauer vom ersten bis zum letzten Bilde gefan¬ gen. Auch muß bestätigt wer¬ den. daß sie außerordentlich vorteilhaft aussah. Ihr Partner ist der wohl¬ genährte Walter Janssen, der frisch und sympathisch spielte, während sein Gegner. Anton Pointner, die schärfste Charak¬ teristik des ganzen Filmes gab, unter dessen Nebenfiguren man auch den kürzlich verstorbenen Robert Garrison erblickte. Der Film wurde mit herz- l.chem Beifall aufgenommen. Das Recht auf Liebe Fabrikat u. Verleih; Hegewald- Hauptrollen: Evelyn Holt, Film Henry Stuart, Igo Sym Regie: J. und L. Fleck Länge: 2389 m, 7 Akte Ursuffühsung: Roxy-Palast Ein sympathischer Film, der ein ungewöhnliches und heikles Thema behandelt, errang schnell die Sympathien des Publikums. Das „Recht auf Liebe" heißt in diesem Fall das Recht auf Mut¬ terschaft. Die Heldin der Hand¬ lung hat sich mit einem Manne vermählt, den eine schwere Verwundung, die er sich wäh¬ rend des Krieges zuzog. daran hindert, eine Frau zur Mutter zu machen. Es ist also eine Kameradschaftsehe, die rein auf Sympathie und gegenseitiges Verständnis, aber ohne Erotik aufgebaut ist. Die Frau muß schließlich einschen, daß ei über ihre Kräfte geht, eine solche Ehe zu ertragen, namentlich so¬ bald sie Zeuge sein muß, daß sich andere Ehen in ihrer Um¬ gebung, in denen Erotik das große Wort spricht, sehr viel harmonischer entwickeln, na¬ mentlich dann, wenn sic mit Kindern gesegnet sind. Das Thema ist gewagt, wird aber mit großer Dezcnz behandelt. J. und L. Fleck, denen man sehr oft nicht zustimmen konn¬ te, haben wirklich sorgfältig und geschmackvoll gearbeitat. Evely Holt gibt die Heldin sympathisch, ein wenig senti- mentel aber völlig im Sinne der Zuschauer. Henry Stuart, dem die undankbare Rolle des inva¬ liden Gatten zugefallen ist. stellte eine interessante Cha¬ rakterstudie dar. Großer Beifall des Publikums. Protest gegen den König- Ludwig-Film Wie uns aus München gemel¬ det wird, wollen Mitglieder der ehemaligen bayerischen Königs¬ familie Klage gegen die Her¬ steller des Films „Ludwig II." auf Grund des § 189 des Straf¬ gesetzbuches erheben. Nach diesem Paragraphen ist die Verletzung der Familienehre unter Strafe gestellt. Bekannt¬ lich war der Film schon Gegen¬ stand eingehender Diskussionen vor den deutschen Prüfstellen, die den Bildstreifen mit kleinen Änderungen zur öffentlichen Vorführung (reigaben. Man wird zu der ganzen An¬ gelegenheit erst Stellung neh¬ men können, wenn der Film hier zur Vorführung gelangt. Bayern für die „Woche de* Films" Die Anregung des „Kinema- tograph", einen Tag oder eine Woche des Films zu veranstal¬ ten, hat in Deutschland in allen Kreisen weitgehende Resonanz und, soweit wir bis jetzt über¬ sehen können, einstimmig be¬ geisterte Zustimmung gefunden. Soeben meldet uns unser Münchener Korrespondent, daß der Verein Bayerischer Licht¬ spieltheaterbesitzer eis erste Organisation zu unserer An¬ regung Stellung genommen hat und folgende Resolution faßte: „Der Verein Bayerischer Lichtspieltheaterbesitzer be¬ grüßt die Idee eines .Tages des Films' aufs lebhafteste und bit¬ tet, die Idee auf eine .Woche des Films' auszudehnen. Er wird sicä freuen, recht bald organisatorische Vorschläge da¬ für zu erfahren." Den Versammlung:: - Bericht bringen wir an anderer Stelle. Scheidung und Scheidungsgründe Gestern wurden zwei ameri¬ kanische Filmschauspielerehen geschieden. Gilda Gray und Jule Powell, die Gattin des Filmschauspiclers William Po¬ well, wurden von ihren Ehe¬ gefährten gerichtlich getrennt. Frau Powell erklärte, daß ihr Gatt« sie beschuldigt habe, die Mentalität eines 12jährigen Kindes zu haben, und er ihr er¬ klärt habe, sich schämen zu müssen, wenn er mit ihr ge¬ sehen werde. Gleichfalls habe er geäußert, daß seine Karriere durch seine Ehe behindert werde. „Piz Palü" in Breslau Am Freitag kam unter star¬ kem Andrang des Publikums im Breslauer Ufa-Theater „Die weiße Hölle vom Piz Palü" her¬ aus. Der Film hinterließ bei dem ergriffenen Publikum aach¬ haltigen Eindruck. Es ist anzu¬ nehmen, daß dem Film in Bres¬ lau eine längere Laufzeit be- Kino-Koozessionie- rung in Dänemark Der dänische Justizminisler schlägt vor. daß das Konzes¬ sionsgesetz für den Betrieb von Filmtheatern vorläufig nicht ge¬ ändert werden soll. Die Kon¬ zessionen werden von der Re¬ gierung verliehen. Vorläufig soll jedoch der Justizminister berechtigt sein, alle Konzessio¬ nen nur für di« Dauer eines Jahres zu vergeben, da mao von seiten der Regierung die Entwicklung des Tonfilms usw abwarten müsse.