Der Kinematograph (January 1930)

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DAS älteste Pä mW IliWWACHBUTT V B l lSttRLAG SC MDI——■—11«^^^- 24. Jahrgang Berlin, den 29. Januar 19 JO Nummer 24 Zehn Tonfilm - Apparate suchen einen Käufer Ein Erzbischof für das Kino Kardinal Schuster, der Erzbischof von Mailand, heiafit weh in einem Rundschreiben an die Geistlichkeit s»ner Diözese und die katholischen Organisationen mit drr er¬ zieherischen Bedeutung des Kinos. Der Kardinal ordnet die Einrichtung einer erzbischöflichen Kinokommission an, d e aber keineswegs als Zensurstelle gedacht sein .oll, sondern mit (Jnte'stülzung der „Rivista del Cmematogtafo" „ernsthafte Bestrebungen des Hirns und des Kinos" unterstützen soll Wahrend sich die Berliner Gerichte mit der Klage der Klangfilm gegen die Western und mit der. Auseinanderset¬ zungen zwischen Tobis und Kinophon beschäftigen, kom¬ men aus allen Landern Mel¬ dungen von der Erfindung und von der Vorführung neuer Tonfümapparaturen. Ganz abgesehen von der Tatsache. daO die Klangfilm und die Tobis ihre Preise er¬ mäßigen. hört man von Ein¬ richtungen für die Vorfüh¬ rung von Sc|iallp!atten. die nur wenig über tausend Mark kosten sollen, und die ohne Verstärker doch stark genug klingen, um für kleine und mittlere Theater aus- zurcichen. Diese Botschaften wären an sich außerordentlich er¬ freulich. wenn man klar und deutlich wüßte, wo die Macht der Patente anfängt und auf¬ hört Aber leider gibt es weder auf diesem Gebiet eine glatte, klare Übersicht, noch ist mit einiger Sicherheit fest¬ zustellen. inwieweit praktisch damit zu rechnen ist, daß zu an sich stummen Filmen ent¬ weder über die Grammophon oder über Elektrola das not¬ wendige Plattenmaterial ge¬ liefert wird, das man zum Ersatz der lebendigen Musik notwendig braucht. Der Vorstand des Reichs- vtrbands hat sich in der letz¬ ten Sitzung natürlich wieder niil dieser überaus wichtigen Frage befaßt und hat seinen Mitgliedern, genau wie vor- |’« r . weitgehende Zurück¬ haltung empfohlen. Die Aufopferungsfähigkeit “er Vorstandsmitglieder geht sogar so weit, daß sich der Präsident. Herr Schcer. und der stellvertretende Präsi¬ dent. Herr Ricchmanr., und eine Reihe anderer Vor- slandsprominenter selbstver¬ ständlich Tonfilmapparate besorgt haben, um im Inter esse ihrer Kollegen nun in eigenen Theater zu erproben ob tatsächlich der tönende Film nun das große Geschäft ist oder nicht. Man weist in Besprechun¬ gen inil der Presse in füh¬ renden Reichsverbandskrei¬ sen immer wieder darauf hin. daß mit dem amerikanischen Tonfilm aul die Dauer nichts anzufangen sei und daß man zu der ganzen Frage erst Stellung nehmen könne, wenn man erst einmal wisse, was aus dem deutschen Tonfilm wird. Nun wird vielleicht der eine oder andere einwenden, daß es eigentlich kein Anreiz für die deutsche Filmfabri- kalion sei. wenn man von maßgebender Stelle vor dem Ankauf von Tonfilmappara¬ turen warne. Aber diese Herrschaften, die Widersprüche zwischen Theorie und Praxis konstru¬ ieren. verstehen das vielleicht nicht ganz. Wir sehen wahr¬ scheinlich auch die Situation nicht richtig, wenn wir fest¬ stellen. daß die Begeisterung für den augenblicklichen Reichsvcrb.indskurs im Reich ganz erheblich nachläßt. Immerhin zeigt die neueste Tonfilmstatistik, daß wir zur Zeit in Deutschland doch schon über zweihundert The¬ ater mit Tonfilmapparaturen besitzen. Das zeugt von dem langsamen aber sicheren Vor¬ dringen des Talkies, das sicher noch größer würde, wenn in der Apparaturen¬ frage Klarheil geschaffen Man kann nicht behaupten, daß diejenigen, die am mei¬ sten an der Tonfilmentw-ick- lunjj interessiert sind, näm¬ lich Klangfilm und Tobis, alles tun, um die neue Er¬ findung. die ein paar Patente in ihre Hand gegeben haben, wirklich zu popularisieren. Man begeht hei den Ton- filmpatentmhabern den Feh¬ ler. der die deutsche Film¬ industrie jahrelang unheil¬ voll beeinflußt hat. Man vergleicht mit Ame¬ rika. nimmt amerikanische Zahlen als Maßstab und rech¬ net sich Chancen und Mög¬ lichkeiten aus, die hier genau so erblühen sollen, wie sie bei Western und Radio Cor¬ poration in l S. A. auf ge¬ gangen sind. Es kann gerade im gegen¬ wärtigen Siadium nicht ge¬ nügend unterstrichen werden, daß Deutschland nicht Ame¬ rika ist, daß die Struktur des Kinothcattrs hei uns ganz Daß wir hier mit wenig großen und sehr viel kleinen Häusern rechnen müssen, so daß eigentliche Tonfilm¬ theater in Deutschland im günstigsten Fall mit rund achthundert bis tausend an¬ genommen werden dürfen Alles andere ist zu klein, um sich d e kostspielige Ap¬ paratur leisten zu können. Was in diesen Häusern not¬ wendig ist ist der Behclfs- apparat. das verbesserte Grammop.ton für tausend bis fünfzehnhundert Mark. Wir brauchen den billigen Apparat und den preiswerten Film. Das bedeutet bewußten Verzicht auf den Millionen- film. Rückkehr zum Mittel¬ film. Zu dem, was man ein¬ mal mit einem Schlagwort den Film für hunderttausend Mark genannt hat. Selbstverständlich kommt diese Summe praktisch heute nicht mehr in Frage. Es ist klar, daß die Fabrikation des tönenden Bildstreifens sich teurer stellt. Aber es liegen doch schon soviel Erfahrun¬ gen vor, daß man zweihun¬ dert- oder zweihundertfünf¬ zigtausend Mark als einen recht angemessenen Satz für einen sprechenden, singenden Film in Ansatz bringen kann. Voraussetzung ist aller¬ dings. daß man sich grund¬ sätzlich zu ganz bestimmten