Der Kinematograph (January 1930)

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Elsässischer Filmbrief Von unserem Straßburger G. E.-Korrespondenten. Richtlinien für den Verkehr mit Autoren und Kompo¬ nist« entschließt. Von der Musikseite her drohen uns zweifellos aller¬ hand Komplikationen und Schwierigkeiten, die nur dann überwunden werden können, wenn eine geschlossene Pha¬ lanx der Industrie sofort bei den maßgebenden Stellen die Dinge klarlegt. Wie das zu geschehen hat und auf welchem Wege, wird zweckmäßig nicht öffentlich diskutiert, sondern ist An¬ gelegenheit der Überlegung in den maßgebenden Organi¬ sationen. Letzten Endes hat gerade heute die Regierung selbst an der Regelung dieser Fra¬ gen weitgehendstes Interesse, weil sie sich ja immer mehr mit dem Gedanken trägt, aktiv in die Filmpolitik ein¬ zugreifen. Es ist nicht damit getan, daß min ein Filmmanuskript kauft und große Theorien aufstellt, sondern ■ enn man schon mit dem Film arbeiten will, so bedeutet das engstes Zusammengehen mit der ein¬ schlägigen Industrie, und vor allen Dingen Wahrung der industriellen Filminteressen, die ja, wie hier schon so oft im einzelnen nachgewiesen wurde, nicht einfach von dem Standpunkt des Geldverdie- nens aus zu betrachten sind, sondern von jener kulturel¬ len Warte aus. in deren Dienst letzten Endes auch das kleinste Kino steht, das mit dreihundert Plätzen der Belehrung und Unterhaltung eines kleinen Dorfes dient. Nordafrikanische Notizen Eia F : lm „S. O. S.'', den Car- minc Gallone im vergangenen Jahre in Tripolis drehte, wurde von der algerischen Zensur verboten. Die Filmkontrolle machte diesem Streifen einen Vorwurf daraus, daß er die Darstellung der Kämpfe zwi¬ schen Eingeborenen und italie¬ nischem Militär brachte. Auf Veranlassung des Gene¬ ralgouvernements von Algier wird ein Film hergestellt. der die algerische Landwirtschaft von ihren primitiven Anfängen bis zu den Umwandlungen un¬ serer Tage zeigen soll. Dieser Film, der gegenwärtig in Hoch- Kabylien und in der nächsten Umgebung Algiers gedreht wird, soll während der Hun¬ dertjahrfeier Algiers gezeigt werden Tor.- und Sprechhlm im Elsaß Nach dem ..Broglie' ist jetzt auri, als zweites Toniilmtbeater in Elsaß-Lothringen, der Stra߬ burger „Palace" mit Tonfilm- app-iralur ausgerüstet worden. Andere Theater sollen dem¬ nächst folgen. Die Eröffnungsvorstellung des ..Palace" brachte den ..Jazzsän¬ ger' sowie mehrere Kurzton- fihnle darunter einen deutschen Sketch, die sehr beachtet wur¬ den. V’on der Leitung des ..Pa ace" war eine ungeheure Propaganda entfaltet worden, wie trän sie hier noch selten er¬ lebt hatte und die dann auch das gewünschte Resultat zei¬ tigte: seil dem Eröffnungstag sind sämtliche Vorstellungen völlig ausverkauft. Das aus allen Teilen Elsaß-Lothringens zusammengesirömte Publikum zahlt willig sehr hohe Eintritts¬ preise und ist begeistert. Was beweist, daß man für Ton- und Sprechfilme, so sic richtig auf¬ gezogen sind, hierzulande sehr viel üarig ha.. Dem ..Palace'-Orchester ist übrigens gekündigt worden. Der Eigentümer Herr Guthmann will in dieser Saison nur Ton- und Sprechfilme spielen. Im ..Broglie" herrscht gleich¬ falls große Tonfilmbegeistcrung, besonders seitdem der erste französische Tonfilm (mit Dia¬ logszenen) ..Das Halsband der Königin" dort Bef. In diesem, der Paramount gehörigen Thea¬ ter wurde das Orchester beibe¬ halten. was auch nötig ist. da Ton- und Sprechfilme hier mit stummen Produktionen ab- Sotidaritä. der elsaß-lothringi¬ schen Fachverbände im Steuer¬ kampf Die von Paris aus begonnene Kampfaktion gegen die steuer¬ liche Belastung der Lichtspiel¬ stitten wurde in ElsaO-Lolhr : n- gen begeistert aufgenommen. Das clsässische Kinosyndikat hat in einer kürzlichen außer¬ ordentlichen Generalversamm¬ lung dazu Stellung genommen und öffentlich erklärt, daß es solidarisch mit Paris sich der Protestaktion gegen die Steuer- Desgleichen hat die lothringi¬ sche ..Amicale", die bekanntlich dem Pariser Thcaterbesitzcrvcr- band angegliedert ist. eine Ent¬ schließung in demselben Sinne wie die Pariser und die elsässi- schen Kollegen gefaßt. Interessant ist, daß der Kampf der Lothringer gegen zwei Fron¬ ten geführ! wird. Die Metzer Kinobesitzer haben nämlich den Streikbeschluß auch noch aus einem anderen Grunde gefaßt. Wie erinnerlich, hatte vor zwei Jahren der Metzer Gemcindcrat eine Erhöhung der städtischen Kinoabgabe gefordert, was sich die dortigen Etablissements natürlich nicht gefallen und den Beschluß dadurch hinfällig w er¬ den ließen, daß sie in den Streik traten und denselben 5 Wochen lang mit befriedigendem End¬ resultat durchführten. Nun hat die Metzer Stadtverwaltung kürzlich das Jahresgehalt des Bürgermeisters von 24 000 auf 48 000 Francs und das eines jeden Beigeordneten gleichfalls um 100 Prozent erhöht. Das hierdurch entstandene große Loch im Stadtsäckel soll jetzt ausgerechnet durch erhöhte Kinotaxen gestopft werden. Die Metzer Kollegen erklärten hier¬ auf prompt, daß bei Ausfüh¬ rung des Beschlusses abermals eine Schließung sämtlicher Etablissements eintreten würde. Noch ist der Beschluß beider¬ seits nicht zur Ausführung ge¬ langt. doch besieht nicht der geringste Zweifel darüber, daß die Metzer Theaterbesitzer Ernst machen werden, falls die Stadt ihren Entscheid nicht zurück¬ nimmt. Film in Bulgarien Von den deutschen Filmen, die in letzter Zeit mit Erfolg in Sofia vorgeführt wurden, sind zu nennen der Ufafilm „Manc- lesku' und „Die wunderbare Lüge der Nina Pelrowna" im Cinäma Odeon. Im Kino Gloria-Palast fand der Film ..Maria Theresia" Bei¬ fall. Im Kino „San-Stephano ' wur¬ den vorgeführt: „Song" mit Anna May-Wong und „Nieder mit den Männern" mit Elga Brink. Im „Kino Modem' lief der Film „Erotik" mit Ita Rinn» und Olaf Fjord. Dieser Film hat im ganzen Orient einen un¬ geheuren Erfolg gehabt. Im Kino Royal gelangte zur Vorführung der deutsche Film „Matterhornder sehr gut ge¬ fallen hat. Ebenfalls erfolgreich vchn.t- len der französische Film „Geld, Geld" mit Brigitte Helm, sowie der amerikanische Film „Weiße Schatten" ab. Die seit einiger Zeit ins Le¬ ben gerufene einheimische bul¬ garische FJmproduktion hatte in letzter Zeit Fortschritte ge¬ macht, und heute gibt es be¬ reits fünf einheimische Filmge¬ sellschaften, die an die Fertig¬ stellung von Filmen — meist nationalen Sujets — arbeiten. Die Firma Tempo-Film dreht den Film: „Die Erde von EUin Pe n". Die Firma „Gendof Film" stellt einen Film „Götter¬ träume' her. Regie: Wassil Gendof. Die Bulgaria National Film dreht den Film „Anathem'. und endlich produziert eine neuge¬ gründete Firma einen großen Film „Nach dem Brand in Ru߬ land". Ball der Münchener Flimmer diele In der Reihe der verschiede¬ nen Film-Ballfeste dieses Mün¬ chener Faschings startete als erstes der Ball der Flimmer¬ diele e. V. als der Organisation der Darsteller und Komparsen. Der durch Mitglieder der Künst¬ ler-Vereinigung „Die Gaukler" festlich dekorierte Riesensaal der Löwenbräubrauerei war für die an sich recht zahlreich er¬ schienenen filmfreudigen Teil¬ nehmer etwas zu groß. Um so eifriger wurde von dem geräu¬ migen Tanzplatz Gebrauch ge¬ macht. Das filmische Element kam zu seinem Rechte in Film- Aufnahmen, für die große Scheinwerfer Teile des witzi¬ gen Festspiels und Gruppen der Gäste beleuchteten. — Das nächste Filmfest ist am 1. Fe¬ bruar der offizielle Filmball 1930 der Münchener Filmpresse Die Wiener Musiker und der Rundfunk In dem Kampfe um die Existenz seiner Mitglieder hat der Österreichische Musikerver¬ band eine Eingabe an den Prä¬ sidenten der „Revag". der österreichischen Rundfunkge¬ sellschaft, Minister a. D. Heini, und an deren Gernealdirek- tor, Czeija, der der Mit¬ begründer der Selenophon- Film-Gesellschaft ist. gerichtet, in der zur Linderung der Ar¬ beitslosigkeit der Wiener Musi¬ ker folgende Forderungen auf- gestelit wurden: 1. Ausschaltung der program - mäßi gen Schallplattenmusik, aus¬ genommen die Sendung von Scballplattenmusik. die Be¬ standteile von österreichischen Tonfilmen darstellen. 2. Ausnü'-ung der bisher sen¬ dungsfreien Z'it von 13 bis 16 Uhr durch vonzerte volkstüm¬ licher Natur. 3. Doppelsendung in der Art, daß auf einem Sender ernste Musik, hingegen auf einem zweiten Sender volkstümliche Musik den Abonnenten der Ravag geboten werden sollen. 4. Ständige Verwendung von Salonkapellen und Orchester. 5. Zuteilung eines Teiles der Reinerlrägnisse der Ravag an die arbeitslosen österreichischen