Der Kinematograph (January 1930)

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Der synchronisierte Teufel BETTY AMANN und IWAN MOSJUKIK in „Der wuiln Teufel“ Der deutsche Tonfilm kann einen neuen, starken, nach¬ haltigen Erfolg verzeichnen. Der große Ufa-Film, der gestern zum erstenmal über die weiße Wand des Ufa- Palastes ging, gehört mit zu den ganz großen Spitzcn- •\verkcn der neuen Film¬ produktion und bringt gleich¬ zeitig den Beweis, daß auch die postsynchrone Begleitung in Verbindung mit hochwer¬ tigen, technisch vollendeten reinen Klangaufuahmen eine Zugkraft ausübt, die weit über der Wirkung der alten stummen Filme steht. •N Zunächst ist hier ein Bild geschaffen, das zu einem großen Teil von starker, pu¬ blikumswirksamer Dramatik erfüllt ist. Da es sich um einen histo¬ rischen Stoff handelt, um eine Persönlichkeit, die von Dichtung und Sage verklärt ist. die kein Geringerer als der große Tolstoi in glühen¬ den Farben malte, ist es klar, daß dem Manuskript zunächst etwas Episodisti- sches anhaflet. In einer Reihe von Bildern sehen wir die Entwicklung eines Hcldenschicksals Wer¬ den Zeugen, wie Hadschi Murat. eigentlich wider Wil¬ len, gezwungen wird, die Heimat zu verlassen. Wie er zu den Feinden Allahs, zu den Russen, geht. Nach Petersburg kommt und die Geschichte einer großen Liebe erlebt. + Hier am Petersburger Hof entwickeln die Autoren, die vielleicht, alles in allem be¬ trachtet, noch zu sehr am Manuskriplslil alter Schule hangen, ein entzückendes Idyll. Sic sorgen in richtiger Er¬ kennung der filmischen Not¬ wendigkeiten nicht nur dafür, daß die Darsteller — Mos- jukin, die Amann, Frau Dagover, Murski. Hardt und was sonst noch über die Leinwand kreucht und fleucht —. sich rein schau¬ spielerisch entwickeln kön¬ nen. ' sondern sorgen vor allem dafür, daß dem Auge wundervolle Bilder dargebo¬ ten werden. Bildsymphonien, die den Beschauer fesseln. Stürmischen, endlosen Bei¬ fall begeistert hervorrufen. * Der dramaturgische Haupt¬ wert des Stückes liegt zwei¬ fellos am Schluß. In der letzten Hälfte steigt die dra¬ matische Verknüpfung gigan¬ tisch, unaufhaltsam in ge¬ rader, klarer, aufstrebender Linie zur Höhe und zwingt unweigerlich jeden Beschauer so stark in den Bann, daß man die Rührung und Ergrif¬ fenheit der Zuschauer fühlt und zu sehen glaubt. * Daran ändert auch die Tat¬ sache nichts, daß das aller¬ letzte Ende wieder ein wenig zu lang geraten ist. Man merkt das Hemmnis einer gewissen Regietradition. Man will auf ein paar wunder¬ volle Bildkompositionen nicht verzichten und beein¬ trächtigt dadurch — wenig¬ stens in der Berliner Urauf¬ führung — die Wirkung ganz klein wenig. Ein Fehler, den der beherzte Goldene Schnitt schnell beseitigt. * Wundervoll die Bauten und die Ajswahl der Frei¬ aufnahmen, Die große Oper in Petersburg. Die weilen, herrlichen Raume des Schlos¬ ses. Die Osterprozession. Die fabelhaft gesehenen und im Ausschnitt geradezu frappierenden Dekorationen sind Höhcn'cistungen. wie sie uns Amerika kaum nach¬ macht. Alexander Loschakoff und W. Meinhardt bieten archi¬ tektonisch vielleicht das Schönste, was in den letzten Jahren im Kino aufblendete Dazu kommen ein paar photographische Tricks, die heute genau so fesseln und verblüffen wie einst in Fair- banks unvergeßlichem ..Dieb von Bagdad". Herrlich die Kostüme, die Boris Bilinsky entwarf. * Grandios vnd nicht genug zu loben die Photographie, die Curt Courant und Niko¬ lai Toporkoff auf den Zel¬ luloidstreifen zauberten. Vielleicht in vielen Szenen entscheidend für den Tri¬ umph. den Alexander Wol- koff mit seinem Werk zwei¬ fellos verzeichnen kann. Zu erwähnen die wunder¬ vollen Melodien, die der Donkosakcn-Chor erklingen läßt. Mit Überlegenheit, Ge¬ schmack. filmischem Fein¬ gefühl eingefügt. Grandios, wie sich hier Vollendung der Tonfilmlechnik zeigt. Er¬ kennbar. wenn man diese Donkosaken bei Wolkoff mit anderen Leistungen ver¬ gleicht. Der weifte Teufel Fabrikat u. Verleih : Ufa Hauptrollen: Iwan Mosjukin. Manuskript: Nach der Novelle Lil Dagover, Betty Amann ..HadschiMurat"v.LeoTolstoi Lange: 3017 Meter. 12 Akte ! Regie : Alexander Wolkoff Uraufführung: Ufa-Palast