Der Kinematograph (January 1930)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Tobis will mit Warner fusionieren Eine interessante Amsterdamer Meldung. Nach einer Mitteilung der Küchenmeister Internationale Mi j. voor Accoustiek nahmen die von der niederländisch¬ deutschen Tonfilmgruppc (Küchcnmcister-Tobis-Klangfilm) mit dem amerikanischen Konzern geführten Verhandlungen einen günstigen Verlauf. Warner Brothers haben sich bcrcitcrklärt, einen mit weit¬ gehenden Vollmachten ausgestatteten leitenden Beamten nach Berlin zu entsenden, um die Besprechungen mit der deutsch-niederländischen Gruppe zum Abschluß zu bringen. Das Ziel dieser Verhandlungen ist eine enge Zusammen¬ arbeit mit weitreichenden kommerziellen Auswirkungen. Der Vertreter von Warner Brothers, Quickly, und der Amerikavertreter der Kuchenmeistergruppe. Diamond, haben sich vor einigen Tagen nach Europa eingeschifft und werden Anfang Februar in Berlin eintreffen, um sofort die Ver¬ handlungen aufzunehmen. Wir sa$en und tranken am Teetisch . . . I. Bei Richard Tauber Ausgezeichnet die musika¬ lische Illustration, für die Schmidt-Gcntner verantwort¬ lich zeichnet. Klare Erkennt¬ nis der Grundgesetze, die für die Zusammensetzung des Orchesters beim Talkic notwendig sind. Hat man erst einmal die ersten Takte, die noch ganz leise mechanisch klingen, überwunden, gibt es rein ge¬ fühlsmäßig keinen Unter¬ schied mehr zwischen Appa¬ rat und Wirklichkeit. Die Illusion ist genau so stark wie zu der Zeit, als noch wirklich fünfzig Musiker in hohen und tiefen Tönen schwelgten. Der Tonfilmapparat trium¬ phiert über diejenigen, die nichts von ihm wissen woll¬ ten. Der Siegeszug der pho¬ tographierten Musik und der Schallplatte geht unaufhalt¬ sam hinweg über alle Nörgler. Phonotechnik, Darstellung, Manuskript und Bild ver¬ mahlen sich zu einer wunder¬ vollen Einheit. Man fühlt bei diesem Film, wo die unbegrenzten Mög¬ lichkeiten des Talkie liegen. Wie wir der großen Zukunft mit Riesenschritten näher¬ kommen, wie sich die un¬ geheure Überlegenheit des Kinos offenbart, die, wenn wir noch ein paar Schritte weiter sind, das Sprechdrama kilometerweit hinter sich - rückläßt. Paris besteuert Außenaufnahmen Nach einer kürzlichen Ent¬ schließung des Magistrates der Stadt Paris wird lür die Auf¬ nahme von Filmen in den Straßen der Stadt eine Abgabe an die Stadt bezahlt werden müssen. Die französische Han¬ delspresse kritisiert scharf diese neue Belastung, die von den Fihnproduzenten zu tragen ist. Der Magistrat scheine nicht zu wissen, daß das Fil¬ men einer Stadt und die Be¬ nutzung solcher Bilder in Spit¬ zen- oder Unterhalt ungsfilmen von größtem publizistischen Wert als Propagandamittel für Touristen wie auch für den Handel sei. Nach den neuesten Nachrichten in dieser Ange¬ legenheit bezieht sich diese Entschließung lediglich auf Aufnahmen innerhalb der Gren¬ zen der Stadt. Diese Abgabe würde sich auf 50 Franken be¬ laufen. Einführung in die neue Ri¬ chard - Tauber - Produktion. Es sollen in dieser und ic der nächsten Spielzeit fünf Eilder werden. Aber vom Sollen und Wollen, vom Wollen zum Ge¬ schehen ist in der Fihnprcduk- tion ein langer, weiter Weg. Deshalb spricht man liebet von dem ersten fertigen Bild, da* am Dienstag im Capitol ab¬ rollt. Tauber prophezeit sich einen großen Erfolg. Das kann er auch mit ge¬ wissem Recht. Denn er ver¬ fügt über umfassende Schall- plaltenerfahrung und v.eiß, welche Rekordziffern mit die¬ sen Platten erzielt wurden. Interessant, wie er sich in die ganze Filmmaterie hinein- gefunden hat. Wie er sehr viel von Publikumsforderungen und Publikumsgeschmack und we¬ nig von Kunst spricht. Er bringt hoch einzusch&t- zende praktische Erfahrungen mif. Weiß genau, was er dem Sprung von der Opernbühne zur Operettenbühne verdankt. Ehrlich und wundervoll sein künstlerisches Bekenntnis, das gerade für Filmohren außer¬ ordentlich angenehm klingt. Hübsch, wie er van seinen be¬ geisterten Emr langen in Am¬ sterdam sprach. Man merkt ihm an, daß es ihn eigentlich etwas geniert, vor Leuten, die er nicht genau kennt, den großen Mann her¬ auszustellen. Man hat das Ge¬ fühl, daß er Arbeiter am Film sein will, daß er richtig er¬ kennt, daß nur der Erfolg des Filmfabrikanten auch der rich¬ tige Erfolg des Künstlers ist. Man freut sich, daß eine so starke Persönlichkeit für den Film gewonnen ist, und glaubt seinen Versprechungen doppelt, weil man ganz im Hintergrund flüstern hört, daß cs nicht die große Gage ist, die ihn lockt, sondern daß er sein eigenes Geld riskiert. Vielleicht die beste Sicherheit, daß wir wirk¬ liche Filme im iilmindustriellen Sinn bekommen. Eine Nacht im Prater Fabrikat: Paiamount Verleih: Parufamct Länge 2318 m. 8 Akte Uraufführung: Prinau -Palast Obwohl die Sache mit lauer Sommernacht im Prater und dem dazugehörigen Liebesglück anfängf, wird es doch kein Film mit Heurigenstimmung und gol¬ denem Wiener Herzen. Im Gegenteil: Josef von Sternberg, der den Film insze¬ niert hat, gestaltete manche Szene mit Stroheim-Anklän- gen, d. h. er ist gar nicht zärt¬ lich zu Wien und seinen Be- w ohnern er verallgemeinert Zustände und Figuren und sieht das Wien, das er ja schließlich kennt, von Hollywood aus. eini¬ germaßen verzerrt. Daß das ungarische Bauern¬ mädchen. cias jung und dumm nach 'Vier kommt. schlechte Erfahrungen macht, ist ja schließlich noch kein Grund, aus den Wienern, mit denen sie zu tun bekommt. Panoptikums- trottcl zu machen. Aber das ist die lusgleichende Gerech¬ tigkeit der Versüßlichung des Wienertums in vielen anderen Filmen gegenüber. Da ist eine Gerichtsverhand¬ lung |ein junger Offizier hat sich erschossen, man hat in seinem Zimmer das junge Mädchen, das ein Kind von ihm hat. getroffen), in der es zu¬ geht, wie es im Wien der Vor¬ kriegszeit sicher niemals zuge¬ gangen ist. Es wird auch viel schabionisiert, z. B. wird die bürokratische Verknöcherung, die inr-erc Unbeteiligtheit der Herren Beamten eben dadurch charakterisiert, daß sie schnup¬ fen. Keine Frage, daß sich Stern¬ berg auch in diesem Film als Könner erweist, der nur den Schauspielern hier nicht immer genügend Zöget angelegt. Es gibt da Szenen von ältestem Theater, wie z. B. die Straßen¬ szene, in der die Mutter sich mit ihrem aus dem Waisenhaus entführten Kind davonmacht. Ausgezeichnet Esther Ral¬ ston, die die Wandlung vom irischen Bauernmädchen zur Asphaltpflanze und dann zur leidenden Mutier glaubhaft macht und deren darstellerische Leistung stark interessiert. Ein verkniffener Hofrat Gu¬ stav von Seyffcrtitz, James Hall, tindet sich mit der un¬ sympathisch gezeichneten Rotte des Offiziers gut ab. Autsidiisralääitzung Für heute ist die Aufsichts¬ ratssitzung der Süd-Film A. G. angesetzt, die sich mit der Bi¬ lanz der Gesellschaft befassen wird. 2. Bei Pole Negri scheiden an der anderen Seite Erst wartet man eine Viertel¬ stunde, zwanzig Minuten und macht schon seine Bemerkun¬ gen darüber, daß unsere Pola, das kleine Girl, das wir alle aus Warschau kommen und groß werden sahen, auch in dem kleinen Kreis ihrer Freunde die Allüren der Fürstin Mdivani annehmen will. Aber dann kommt sie herein. Lächelt, schüttelt uns die Hände und sagt wie Robitschek im Kabarett: „Seid lieb und nett Man plaudert wie in alten Zeiten. Sie erzählt, wie schwer sie es bat. Sagt offen, daß sie gern wieder bei uns filmen möchte. Gibt zu, daß sich die Leute nicht um sie reißen und daß sie langsam wieder Terrain erobern muß. Der fürstliche Gatte sitzt be- des Tisches. Macht sich wenig bemerkbar und überläßt das Feld gern und freudig der Künstlerin, die sich eingehend mit dem Ministerialdireklcr Haentzschcl unterhält, der seine Aufsichtsratswürde und -bürde hier zum ersten Male sozu¬ sagen offiziell in die Erschei¬ nung treten läßt. Erich Kraft, der Pressechef der Bayerischen, macht die Honneurs. Pola lut so, als wenn sie eine Rede halten will, und schließlich dankt irgendwer aus dem Volk für die Einladung. Selbstverständlich wurde kinematographiert und photo¬ graphiert, wobei nicht nur Pola, sondern auch sonst noch ein paar Leute peinlich bemüht waren, möglichst auf jedes Bild zu kommen.