Der Kinematograph (February 1930)

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Freiheit in Fesseln Es ist Aufgabe einer ob¬ jektiven Fachpresse, das ein¬ mal klarzustellen. Vor allem schon deswegen, damit nicht der Gedanke auftaucht, die Filmindustrie wisse nicht, worum es geht. Man spricht soviel davon, dad die Fachpresse zur Mit¬ arbeit an der Lösung großer Fragen berufen sei. Dazu sind wir gern bereit. Aber dann am Beratungslisch und nicht als Briefträger. Dazu soll man sich freundlichst jemand anderes aussuchen. Fett beginnt wieder zu arbeiten 1. Fett hat sich nach ein paar Wochen der Ruhe doch wieder entschlossen, aktiv in den deutschen Filmverleih ein- zugreifen. Er hat die Central- Film Fett & Co. gegründet und bereits eine Reihe beacht¬ licher Abschlüsse getätigt. Es ist mit Bestimmtheit zu erwar¬ ten, daß das Verleihprogramm Fetts schon in der allernächsten Zeit bekanntgegeben wird. Im übrigen wurden gestern die Par.t-Lichtspiele in Steglitz eröffnet. Ein neues Theater mit rund tausend Plätzen, das Fett gemeinsam mit Wein- schenk neu eröffnet hat. Das Haus präsentiert sich bei aller Einfachheit außerordent¬ lich sympathisch. Zeigt mo¬ derne Ausmalung, stilvolle Decken- und Seitenbeleuchtung und verfügt trotz der billigen Eintrittspreise über ein gut ge¬ leitetes und zusammengestell¬ tes Orchester. Im Eröffnungsprogramm sah man neben der Wochenschau und einem hübschen Trickfilm den neuesten Henny-Porten- Schlager „Die Herrin und ihr Knecht", dem sich Harry Liedtke als Erzieher einer Tochter zugesellte. Man sah zur Eröffnung aller¬ hand Prominenz aus Kreisen der Fabrikation, des Verleihs, bemerkte bekannte Regisseure. Filmdarrteller und Kollegen. Wir wünschen dem neuen Unternehmen den gleichen Er¬ folg wie dem benachbarten Titania-Palast. NeuerdeutscherTonfilm- Ertolg <n Dänemark Eigener Drahtbericht Der deutsche Tonfilm „Die Nacht gehört uns" erlebte gestern im größten Kopenhage- ner Filmtheater, im Palads- Theater, seine Premiere. Der Beifall war außerordentlich stark. Die Presse ist wieder, genau so wie bei ..Melodie des Herzens", des Lobes voll über die deutsche Tonfilmtechnik, Radhmann contra Pola Negn In die Freude des Berliner Aufenthalts der Frau Pola Ne- gri ist ein ermutstropfen ge¬ fallen. Sam Rachmann hat einen Ar¬ rest über zwanzigtausend Mark gegen die Diva hcrausgebracht und ihren Schmuck gepfändet. Die Veranlassung zu diesem Sch-itl ist eine Forderung, die Rachmann auf Grund der Ame¬ rika-Verträge stellt, die er sei¬ nerzeit für Pola vermittelt hat. Insgesamt beziffert Rach¬ mann se : ne Forderung auf f«.st dreihunderttausend Mark. In dieser Höbe wollte das Ge¬ richt allerdings nur einen Ar¬ rest herauskringen, wennRacr- mann dreißigtausend Mark Si¬ cherheit leistete. Da diese Sicherheitsleistung, wie man uns von seiten der Frau Negri erklärt, nicht ge¬ leistet wurde, ist zunächst nur ein Arrest über zwanzigtausend Mark bewilligt worden. Der Gerichtsvollzieher be¬ schlagnahmte den wertvollen Schmuck von Frau Negri und nahm ihn in Gewahrsam. Inzwischen bemüht sich Rechtsanwalt Goldschmidt, der den bekannten Star vertritt, den Aerrest wieder rückgängig zu machen, der wohl in erster Linie deswegen vorläufig ver¬ hängt worden ist, weil Frau Negri Ausländerin ist, keinen festen Wohnsitz in Berlin hat, und alle Briefe, die Rachmann in dieser Angelegenheit an sie auch durch seinen Anwalt schrieb, einfach unbeantwortet ließ. Aussprache der Dresdener Theaterbesitzer In der Februar-Versammlung des „Vereins der Lichtspiel¬ theaterbesitzer von Dresden u. Umg." hielt. Huyras-Leipzig genau so wie in Chemnitz ein Referat üebr aktuelle Fragen. Zum Tonfilm stellte er fest, daß die Provinz nicht Gegner des Tonfilms an sich ist, daß sie aber die Bedingungen, un¬ ter denen Apparate und Filme geliefert werden sollen, nicht anerkennen können. Direktor Ernemann von der Zeiß-Ikon- A.-G. führte aus, daß allein die Monopolstellung einiger Kon¬ zerne die gegenwärtige Preis¬ politik auf dem Tonfilmmarkt erkläre. Bei freiem Wettbe¬ werb sei in jedem Falle mit einer bedeutenden Reduzierung der Preise zu rechnen. Der Schaffung neuer und billigerer Wiedergabeapparaturen Uehe die Unmöglichkeit einer Ver¬ wendung der Verstärkerröhren gegenüber. Für die ganze Theaterbesit¬ zerschaft des Reiches wichtig ist die Absicht der Stadt Dres¬ den, neue Vorschriften zur Ver¬ meidung von Paniken einzu¬ führen. Man sieht in den — Vorhängen an den Türen eine Gefahrenquelle. Es sei zu be¬ fürchten, daß sie gegebenen¬ falls dei rasche Entleerung des Theaters behindern oder gar die Ausgangstüren verstopfen. Weit größere Gefahrenquel¬ len scheinen die sogenannten „wilden“ Veranstaltungen auf¬ zuweisen, die heute namentlich in der Provinz noch abgehalten weredn und deren schärfere Überwachung dringend notwen¬ dig ist. Daß man diese Not¬ wendigkeit einsieht, geht übri¬ gens schon darauf hervor, daß — wie Dr. Meine!, Dresden, mitteilte — zu erwarten ist, daß in Zukunft die sogenann¬ ten „w ilden" Veranstalter keine Spielerlaubnis mehr erhalten Fabrikat: Kan HeinzWolff-f’rod Verleih: Biograph-t-ilm Länge: 2215 Meter, 6 Ah e Uraufführung: Primus Palast Es war ein guter Gedanke, einmal als Filmstoff das Leben jener Menschen zu schildern, die zwar verurteilt, aber dem bürgerlichen Leben mit Bewäh¬ rungsfrist zurückgegeben wor¬ den sind. Der Film könnte wie kein anderer das Zeitstück schaffen und aktuelle Probleme lebendig werden lassen. Es war ein ebenso guter Gedanke des Regisseurs Carl Heinz Wolff, der an dem Manuskript mit Toni Dathe-Fabri Teil hat, den Verurteilten von Fritz Kam- pers darstellen zu lassen, der Humor und einen gewissen Schuß Brutal'tät für solche Rollen mitbriigt und dessen populärer Name ausreicht, die Zuschauer für einen Film zu interessieren. Leider hielt die Art und Weise, ir der die Handlung auf¬ gezogen ist und der Film in¬ szeniert wurde, den Absichten nicht stend. Das eigentliche soziale Problem wird beiseite- geschoben, und dafür erleben wir ein reichlich überflüssiges Spiel aus cer Courths-Mahlerei. gegen das sich die Schauspieler vergeblich zur Wehr setzen. Trotzdem vermochten einige ausgezeichnete darstellerische Leistungen, um die sich neben Fritz Kampers vor allem Sieg¬ fried Arno, Rudolf Lettioger und Vivian Gibson verdient machten, die Zuschauer zu in¬ teressiere n. Der Film war von Georg Musebner sehr viel bes¬ ser photographiert als dies sonst be- derartigen Mittelfil- men der Fall zu sein pflegt. Trotzdem wird die Arbeit na¬ mentlich mit einigen Schnitten im Programm jener Lichtspiel- spielhäuser, die mit Besuchern aus dem Kleinbürgertum rech¬ nen, am Platze sein. 100mal..WeifjeSrhat!en" Morgen, Freitag, findet im Ufa-Pavillon am Nollendorf- platz die hundertste Aufführung des Südsee-Films „Weiße Schat¬ ten" statt. Leni Riefenstahl in Breslau Leni Riefenstahl ist am Mon¬ tag zu einem mehrtägigen Gast¬ spiel in Breslau eingetroffen. Trotz schlechtesten Wetters be¬ reiteten ihr eine Menge von Filmbegeisterten auf dem Hauptbahnhof einen herzlichen Empfang. Am Abend wurde Leni Rie¬ fenstahl von den Besuchern des „Ufa-Theaters", wo „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ be¬ reits die dritte Woche mit stärkstem Erfolg läuft, stürmisch gefeiert